'Männerherzen': Baggern nach Lust und Laune
„Ich heiße übrigens Günther“, schleimt sich Christian Ulmen sabbernd im Fitness-Studio an eine gut gebaute Blondine ran, während er halbherzig seinen weißen Maden-Körper stählt. „Ich nicht“, kontert die schlagfertig und gibt damit den Ton vor für den bislang vielleicht lustigsten deutschen Film des Jahres. In „Männerherzen“ wird nach Lust und Laune gebaggert, besonders gern im Hauptstadt-Sportstudio „Fitnessworld“, aber der einzige, der dauernd bei den Damen einlochen darf ist der Womanizer mit dem megaschwulen Namen Jerome (Til Schweiger, der sich mit viel Lust selbst parodiert).
Der unsichere Bürohengst Günther holt sich nicht nur im Fitnessstudio Watschen ab, wenn er sich mit seiner ungeschickten Art dem anderen Geschlecht nähert, sondern auch bei den Jungs. „Bist du denn gar nicht verliebt?“ fragt er entsetzt in einer der urkomischen Saunaszenen den ultracoolen Jerome. „Alter, ey!“ entgegnet letzterer völlig indigniert. Denn in Jeromes Welt redet ein echter Mann nicht über Gefühle. Höchstens so Weicheier wie Günther oder der ewige Praktikant Philip (hübsch linkisch: Maxim Mehmet), der mit seinem Gesülze zur falschen Zeit seine patente Kindergärtnerin (wie immer: Jana Pallaske) in die Flucht schlägt.
Jeromes neuer Nachbar Niklas (prima Besetzung für den Werbefuzzi: Florian David Fitz) bekommt den Mund nicht mehr zu, als er sieht, wie viele brustoperierte Tatjanas und Tamara bei den Partys im Penthouse des Musikproduzenten ein und ausgehen. Das kommt Niklas gerade recht. Schließlich steht seine eigene Hochzeit vor der Tür, aber er bekommt plötzlich Panik, sich festzulegen. Und wenn man sich anschaut, wie die Ehe zwischen U-Bahn-Führer Roland (herrlich cholerisch: Wotan Wilke Möhring) und seiner Tierfutter-Verkäuferin Susie (herrlich naiv und mit Berliner Schnauze: Nadja Uhl), ist das auch zum Abgewöhnen.
Ängste und Nöte einer ganzen Männergeneration
Kurz: Simon Verhoeven packt die Ängste und Nöte einer ganzen Männergeneration in einen Film, in dem jeder Kerl zwischen 20 und 45 etwas von sich wieder findet - und deren Freundinnen, Ex-Freundinnen und potenzielle Dates gleich mit. Wer schon immer wissen wollte, worüber Männer (nicht) reden und was sie bewegt, ist in diesem „Sex And The City“ für Jungs genau richtig. Das Schöne daran ist: Hier geht es nicht im Ansatz so bierselig und kalauernd zu wie in Mario Barths „Männersache“. Aber auch die studierten Muckibuden-Yuppies sind in Liebesdingen nicht unbedingt ausgewiesene Experten.
Mit treffsicherem Humor und zu stimmiger Musik erzählt Verhoeven, wie ein Typ wie Jerome nach ein paar Gläschen Prosecco (!) doch noch sein Herz öffnet – ausgerechnet, als Schlagerschwuchtel Bruce (etwas übertrieben, aber sehr lustig: Justus von Dohnányi) bei ihm Quartier bezieht. Diese bisexuelle Kreuzung aus Dieter Bohlen, Elton John und Howard Carpendale sorgt für die meisten Lacher – vor allem mit einer selten dämlichen Hymne für eine bessere Welt, die verlogene Charity-Songs wie „We Are The World“ aufs Korn nimmt.
Die Figuren sind gut beobachtet, auch wenn sie ein bisschen oberflächlich daherkommen. Aber hej! Wir sind in einer Komödie. Und zwar in einer, in der die Gags zünden, in der jede Figur trotz ihrer Schrullen etwas liebenswertes hat und in der alle Schauspieler mit Begeisterung bei der Sache sind. Was will man mehr? Da sitzt man die paar Längen im Mittelteil auch problemlos aus. Denn schließlich will man wissen, ob Schmierenbürokrat und Sportniete Günther eines Tages doch noch mehr als „Null Flirtmessages“ in seinem Posteingang hat.
Von Mireilla Zirpins