Luxus-Protz-Partys für jedermann

von Jessica Mazur
Was ich am Freitagabend erlebt habe, kann einem in dieser Form vermutlich auch nur in Hollywood passieren.
Ich war zu einem Dinner in einem Haus in den Hollywood Hills eingeladen. Das ist zwar an sich schon sehr nett, weil man von den Hollywood Hills aus einen Blick über ganz LA hat, aber das war, wie sich herausstellte, der am wenigsten spektakuläre Teil des Abends.
Gleich bei der Ankunft war eines schnell klar: Der Gastgeber hatte Großes vor! Rund um den Pool (wo auch sonst) standen zehn festlich gedeckte Tische für insgesamt 80(!) Personen. Hinzu kamen zwei Bars, eine nur für Champagner (natürlich!) und ein Dutzend Kellner, die alle aussahen wie Barbies Ken.
Als wäre das noch nicht genug, thronte in der Mitte der Tische ein cirka 1.000 Liter großer, dezent beleuchteter Hummertank, so dass sich die Gäste schon mal anschauen konnten, was später auf ihrem Teller landen würde.
Und was macht ein guter Gastgeber, der in einem Land lebt, das eher für Fast Food, als für exquisites Essen bekannt ist? Ganz klar: Er lässt fünf preisgekrönte Fünf-Sterne-Köche aus Norwegen einfliegen, um für die Gäste zu kochen.
Was sie dann auch taten. In insgesamt vier Stunden servierten die Kellner auf sehr, sehr großen Tellern, sehr, sehr kleine Portionen (hatte da etwa jemand mit meinem Personal Trainer geredet?) von Kaviar, Wachteln, Hummer und anderen Delikatessen. Natürlich immer mit dem dazugehörigen Wein, wir sind ja schließlich nicht bei den Hottentotten ;-) All das wäre ja okay, wenn das "kleine, private" Dinner irgendeinen Grund gehabt hätte. Hochzeit, Geburtstag, irgendetwas. Aber Pustekuchen. Die Gäste gehörten nicht mal zum engsten Freundeskreis. Ich kannte den Gastgeber flüchtig, andere wurden erst am Vorabend beim gemeinsamen Feiern in einem Club eingeladen...
Eins fiel jedoch auf: von den 80 Gästen waren mindestens 75 Prozent Frauen, die meisten davon jung, sehr hübsch und SEHR feierfreudig. So drängte sich einem unwillkürlich die Frage auf: Könnte es tatsächlich sein, dass da jemand 30.000 Dollar ausgegeben hat (soviel hat der Spaß nämlich gekostet), um einen Haufen Mädels zu beeindrucken und ordentlich einen auf dicke Hose zu machen?Das wäre doch wirklich sehr oberflächlich... oder sollte ich vielleicht lieber sagen, "typisch Hollywood"...? Aber, hey, lecker war's trotzdem ;-)
Viele Grüße aus Lalaland von Jessica Mazur
