‚Ludwig II.': Sahin Tambrea als bayrischer Märchenprinz - Filmkritik

2,5 von 5 Punkten
Die Größe stimmt, denn der junge Schauspieler Sabin Tambrea hat mit 1,93 Metern das gleiche Gardemaß wie einst König Ludwig II.. Auch äußerlich ähnelt der 27-Jährige dem bayrischen Märchenkönig. Bleibt die Frage, ob er den träumerischen Einzelgänger in seiner ganzen Zerrissenheit glaubhaft verkörpern kann? Das gleiche gilt auch für Hannah Herzsprung, die im historischen Drama ‚Ludwig II., Königin Sisi von Österreich spielt – eine echte Bürde, hat doch jeder Romy Schneiders legendär-erfrischende Darstellung im Kopf.
Ludwig (Sabin Tambrea) ist gerade erst 18 Jahre alt, als sein Vater König Max II (Axel Milberg) stirbt und er den bayrischen Thron besteigen muss. Der Einzelgänger hat wenig Lebens- und keine Politikerfahrung. Krieg führen ist nicht seine Passion, er ist ein Schöngeist, der die Kunst und die Musik liebt und von einer besseren Welt träumt.
Nach der Thronbesteigung soll Komponist Richard Wagner (Edgar Selge), den der junge König schon seit frühester Jugend verehrt, ihm dabei helfen, seine Untertanen durch Musik zu besseren Menschen zu machen. Ein träumerisches Unterfangen, von Anfang an zum Scheitern verurteilt. Die Kluft zwischen dem, was Ludwig II. will und dem, was er machen muss, wird immer größer. Und die Zeit arbeitet gegen Ludwig: Bayern führt Krieg mit Preußen und Frankreich, seine geplante Hochzeit mit Herzogin Sophie von Bayern (Paula Beer) platzt, und seine unterdrückte Homosexualität lässt den König immer mehr verzweifeln. Ludwig zieht sich mehr und mehr zurück und flüchtet sich ins Reich der Phantasie.
Sabin Tambrea ist zweifelsohne ein guter Schauspieler. Leider merkt man dem jungen Mann an, dass er zum ersten Mal eine Hauptrolle in einem Kinofilm innehat. Zu theatralisch und übertrieben versucht er, seiner Rolle als zerrissener König gerecht zu werden. Auch als Mädchenschwarm taugt er nicht so richtig, Sabin ist zu androgyn und viel zu dünn. Dabei hat sich der 27-Jährige ein Jahr lang auf seine erste Hauptrolle vorbereitet, sogar Reitunterricht genommen und alle Stunts selbst gemacht.
Hannah Herzsprung kann Romy Schneider nicht das Wasser reichen

Von Hannah Herzsprung als Kaiserin Elisabeth von Österreich ist im Film nicht allzu viel zu sehen. Und das, was zu sehen ist, enttäuscht. So sehr sie auf ersten Pressefotos an Romy Schneider erinnert – im Film springt der Funke nicht über. Hannah Herzsprung wirkt spröde und hölzern. Paula Beer kann da als Herzogin Sophie schon eher überzeugen. Besonders ihr hübsches Lächeln bezaubert. Leider geht ihr das verloren, als Ludwig II., mit dem Sisis kleine Schwester sich verlobt hat, die Verbindung löst und die geplante Hochzeit absagt.
Dass Ludwig II. schließlich als alter Mann von Sebastian Schipper (‚Der englische Patient‘) verkörpert wird, zerreißt den Film in zwei Teile. Das Problem: Die beiden Schauspieler sehen sich trotz Zahn- und Wangenprothesen nicht sehr ähnlich. Problematisch sind auch die kitschigen Landschaftsaufnahmen, die völlig deplatziert wirken und den eher tragischen Film auf ein schlichtes Heimatfilm-Niveau absenken. Das können weder die wunderschönen Kostüme, noch die Original-Schauplätze wettmachen, an denen gedreht werden durfte.
Fazit: Obwohl keine Langeweile im aufwändig verfilmten Leben Ludwigs II. aufkommt, überzeugt der Film nicht. Zu viele Brüche, zu wenig Herz und zu viel Theatralik. Für einen verregneten Nachmittag auf der Couch ganz nett, aber ein wirkliches Kino-Highlight ist der Historienfilm von Peter Sehr und Marie Noëlle leider nicht geworden.
Von Britta Ploetner