Liya Kebede: Schauspielerndes Model, na und?

In den USA ist sie als Topmodel längst eine Celebrity – und neuerdings auch Filmstar. Gleich in ihren ersten Filmen ‚Lord Of War’ und ‚Der gute Hirte’ war sie neben Nicolas Cage und Robert De Niro zu sehen, in ihrem dritten Projekt ‚Wüstenblume’ spielt sie die gleich die Hauptrolle. ‚Na und?’ findet die selbstbewusste Schönheit aus Äthiopien. Halle Berry und Charlize Theron haben vor ihren Oscars doch auch gemodelt. Recht hat sie und spielt Waris Dirie richtig überzeugend. Und Liya Kebede ist nicht nur schön und talentiert, sondern sie hat auch ein großes Herz. Sie engagiert sich gegen Müttersterblichkeit in Afrika.
Interview: Mireilla Zirpins
© Johns PkI / Splash News - Liya Kebede beim Tribeca Filmfest

Wann haben Sie Waris Dirie zum ersten Mal getroffen?
Ich habe sie erst am letzten Drehtag kennen gelernt. Sie wollte uns Raum geben und war nie am Set. Und es wäre auch zu einschüchternd für mich gewesen. Du weißt, du triffst jemanden, dessen Leben du in den letzten zehn Wochen gelebt hast und dessen Ängste und Unsicherheit du selbst gespürt hast. Ich glaube, für sie war es genauso komisch. Daher war das erste Treffen ein bisschen seltsam, im Nachhinein betrachtet aber wunderbar. Jetzt ist der Film unser gemeinsames Baby.
Ich habe sie erst am letzten Drehtag kennen gelernt. Sie wollte uns Raum geben und war nie am Set. Und es wäre auch zu einschüchternd für mich gewesen. Du weißt, du triffst jemanden, dessen Leben du in den letzten zehn Wochen gelebt hast und dessen Ängste und Unsicherheit du selbst gespürt hast. Ich glaube, für sie war es genauso komisch. Daher war das erste Treffen ein bisschen seltsam, im Nachhinein betrachtet aber wunderbar. Jetzt ist der Film unser gemeinsames Baby.
© Getty Images - Waris Dirie (l.) und Liya Kebede beim Fimfestival Venedig

Waris ist eine sehr starke Persönlichkeit. Wie haben Sie das erlebt?
Sie ist eine schillernde Persönlichkeit und hat viele durchmachen müssen in ihrem Leben. Sie musste eine gewisse Härte aufbauen, um damit umzugehen. Ich weiß nicht, wie sich Ihr oder mein Leben mit diesen Karten entwickelt hätte. Sie hat sich dazu entschieden, damit auf eine sehr mutige Art umzugehen und kein Opfer zu sein. Sie hat sich entschlossen, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen. Sie ist sehr mutig und ihre Stärke sehr inspirierend.
Sie ist eine schillernde Persönlichkeit und hat viele durchmachen müssen in ihrem Leben. Sie musste eine gewisse Härte aufbauen, um damit umzugehen. Ich weiß nicht, wie sich Ihr oder mein Leben mit diesen Karten entwickelt hätte. Sie hat sich dazu entschieden, damit auf eine sehr mutige Art umzugehen und kein Opfer zu sein. Sie hat sich entschlossen, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen. Sie ist sehr mutig und ihre Stärke sehr inspirierend.
© dpa - Waris Dirie (l.) mit Liya Kebede (r.) bei der Wüstenblume-Premiere

Sie sind in Äthiopien aufgewachsen. Was für Erfahrungen haben Sie selbst mit dem Thema Genitalverstümmelung gemacht?
Es passiert in einigen Teilen des Landes, aber nicht in allen. Es ist etwas, dessen man sich sehr bewusst ist, doch ich hatte keinen Kontakt damit. Ich habe zwar in Äthiopien gelebt, bin aber in der Stadt aufgewachsen und in die Schule gegangen. Mir wurden viele Dinge ermöglicht, die Waris in ihrer Kindheit verwehrt blieben. Erst ihr Buch hat mir diese Welt eröffnet und mir verständlich gemacht, was es für ein junges Mädchen bedeutet, all das durchzumachen und so ein schweres Schicksal zu bewältigen.
Es passiert in einigen Teilen des Landes, aber nicht in allen. Es ist etwas, dessen man sich sehr bewusst ist, doch ich hatte keinen Kontakt damit. Ich habe zwar in Äthiopien gelebt, bin aber in der Stadt aufgewachsen und in die Schule gegangen. Mir wurden viele Dinge ermöglicht, die Waris in ihrer Kindheit verwehrt blieben. Erst ihr Buch hat mir diese Welt eröffnet und mir verständlich gemacht, was es für ein junges Mädchen bedeutet, all das durchzumachen und so ein schweres Schicksal zu bewältigen.
© Samir Hussein/WENN - Liya Kebede als Model

Frauen schicken ihre Töchter zur Beschneiderin, dabei sagt Waris Dirie, dass sie am besten helfen könnten, das Ritual abzuschaffen.
Der Grund, warum all das geschieht ist, dass die Heirat für ein junges Mädchen, das in der Wüste eines armen Landes aufwächst, die einzige Chance ist. Wenn du nicht heiratest, bist du eine Aussätzige, wirst alleine alt, niemand will dich anfassen. Als Mutter wünscht man sich das nicht für sein Kind. So entstehen diese Rituale, und um zu heiraten, muss man diese Rituale über sich ergehen lassen. Wenn nicht, gelten die Mädchen als unrein. Erziehung und Aufklärung ist also das Wichtigste: Zur Schule zu gehen, für sich selbst zu sorgen. Jemand muss diesen Frauen sagen, dass die Ehe nicht die einzige Lebensform ist, dass man aus freien Stücken heiraten sollte und nicht, um eine Überlebenschance zu haben. So muss Entwicklungshilfe laufen.
Der Grund, warum all das geschieht ist, dass die Heirat für ein junges Mädchen, das in der Wüste eines armen Landes aufwächst, die einzige Chance ist. Wenn du nicht heiratest, bist du eine Aussätzige, wirst alleine alt, niemand will dich anfassen. Als Mutter wünscht man sich das nicht für sein Kind. So entstehen diese Rituale, und um zu heiraten, muss man diese Rituale über sich ergehen lassen. Wenn nicht, gelten die Mädchen als unrein. Erziehung und Aufklärung ist also das Wichtigste: Zur Schule zu gehen, für sich selbst zu sorgen. Jemand muss diesen Frauen sagen, dass die Ehe nicht die einzige Lebensform ist, dass man aus freien Stücken heiraten sollte und nicht, um eine Überlebenschance zu haben. So muss Entwicklungshilfe laufen.
© Majestic - Liya als Waris Dirie auf dem Laufsteg in Wüstenblume

Sie engagieren sich ebenfalls in der Entwicklungshilfe, nur in einem anderen Bereich: Du hast deine eigene Organisation gegründet, die Müttern hilft, ihre Kinder sicher zu gebären. Wann kam dir die Idee für dieses Projekt?
In meinem Herzen war immer der Drang, etwas zu tun. Die Weltgesundheits-Organisation kam zu mir und sagte, sie brauchen ein bekanntes Gesicht, um Missstände aufzuzeigen, denen niemand sonst Beachtung schenkt. Viele Mädchen sterben bei der Geburt. Das ist Wahnsinn. Wenn eine Frau in der westlichen Welt schwanger ist, dann ist das mit das größte und wunderbarste Ereignis im Leben, dem man positiv entgegen blickt. Wenn man aber in Afrika schwanger wird, fragt man sich ständig, ob man selbst oder das Baby die Geburt lebend übersteht. Diese Frauen sterben, weil sie keinen Zugang zu medizinischer Versorgung haben. Sie bringen ihre Kinder allein zur Welt, in der Hitze, ohne Wasser und ohne Arzt. Eine kleine Infektion bedeutet in diesem Fall den Tod. Das ist verrückt, weil über 90 % dieser Todesfälle verhindert werden könnten. Wie hätte ich da „nein“ sagen können?
In meinem Herzen war immer der Drang, etwas zu tun. Die Weltgesundheits-Organisation kam zu mir und sagte, sie brauchen ein bekanntes Gesicht, um Missstände aufzuzeigen, denen niemand sonst Beachtung schenkt. Viele Mädchen sterben bei der Geburt. Das ist Wahnsinn. Wenn eine Frau in der westlichen Welt schwanger ist, dann ist das mit das größte und wunderbarste Ereignis im Leben, dem man positiv entgegen blickt. Wenn man aber in Afrika schwanger wird, fragt man sich ständig, ob man selbst oder das Baby die Geburt lebend übersteht. Diese Frauen sterben, weil sie keinen Zugang zu medizinischer Versorgung haben. Sie bringen ihre Kinder allein zur Welt, in der Hitze, ohne Wasser und ohne Arzt. Eine kleine Infektion bedeutet in diesem Fall den Tod. Das ist verrückt, weil über 90 % dieser Todesfälle verhindert werden könnten. Wie hätte ich da „nein“ sagen können?
© PNP/WENN.com - Liya bei einer Charity-Veranstaltung

Welche Ziele haben Sie mit dieser Organisation schon erreicht?
Mittlerweile beschäftigen sich Regierungen damit, das macht uns glücklich. Sogar Präsident Obama hat in Ghana über das Problem gesprochen. Er sagte, „Mütter-Sterblichkeit ist etwas, über das wir nachdenken müssen“. Das war sehr, sehr wichtig für uns. Es ist nicht leicht die Frauen dazu zu erziehen, ins Krankenhaus zu gehen, wenn sie schwanger sind. Sie wissen oft nicht, dass man dort einen Check-up machen lassen kann. Man muss Erziehungsarbeit leisten, denn viele Frauen gehen noch nicht mal ins Hospital, wenn etwas nicht okay ist. Und dann ist es zu spät, weil man Tage braucht, um von den Bergregionen aus dorthin zu gelangen.
Mittlerweile beschäftigen sich Regierungen damit, das macht uns glücklich. Sogar Präsident Obama hat in Ghana über das Problem gesprochen. Er sagte, „Mütter-Sterblichkeit ist etwas, über das wir nachdenken müssen“. Das war sehr, sehr wichtig für uns. Es ist nicht leicht die Frauen dazu zu erziehen, ins Krankenhaus zu gehen, wenn sie schwanger sind. Sie wissen oft nicht, dass man dort einen Check-up machen lassen kann. Man muss Erziehungsarbeit leisten, denn viele Frauen gehen noch nicht mal ins Hospital, wenn etwas nicht okay ist. Und dann ist es zu spät, weil man Tage braucht, um von den Bergregionen aus dorthin zu gelangen.
Wie sehr hat diese Tätigkeit Ihren Blick auf die Glamour-Modelwelt verändert?
Es hat mich auf den Boden geholt, meinen Blick auf diese Welt erweitert, weil ich die Chance hatte, all diese Orte zu sehen. Ich denke, es ist ein Segen, glücklich und in der Lage zu sein, zu tun, was immer man möchte.
© Samir Hussein/WENN - Liya auf dem Laufsteg

Sie sind Mutter, Model, engagieren sich ehrenamtlich und haben jetzt als Schauspielerin Fuß gefasst. Mal ehrlich: Was haben Sie vor fünf Jahren über Models gedacht, die Schauspielerinnen werden wollen?
Warum nicht? Viele Leute vergessen, dass auch Oscar-Gewinnerinnen wie Charlize Theron oder Halle Berry früher gemodelt haben. Michelle Pfeiffer auch, und ich glaube sogar auch Meryl Streep. Warum sollte das auf einmal nicht mehr normal sein? Für mich war das sehr bereichernd. Ich bin daran gewachsen und habe viel gelernt. Es ist etwas, das ich sehr gerne weitermachen möchte.
Warum nicht? Viele Leute vergessen, dass auch Oscar-Gewinnerinnen wie Charlize Theron oder Halle Berry früher gemodelt haben. Michelle Pfeiffer auch, und ich glaube sogar auch Meryl Streep. Warum sollte das auf einmal nicht mehr normal sein? Für mich war das sehr bereichernd. Ich bin daran gewachsen und habe viel gelernt. Es ist etwas, das ich sehr gerne weitermachen möchte.
© Samir Hussein/WENN

Waris (Liya Kebede) läuft im Kinofilm ’Wüstenblume’ Und sehr erfolgreich. Mit Ihrem dritten Film haben Sie gleich die Hauptrolle ergattert! War es beängstigend, diese große Rolle in diesem großen Projekt anzunehmen?
Ja, das war es. Ich war ziemlich eingeschüchtert, auch, wenn ich es wirklich tun wollte. An einem Punkt musste ich mich entscheiden. Hätte ich mir die ganze Zeit dieses Ausmaß ins Gedächtnis gerufen, wäre ich gestorben. Ich habe mich einfach auf das Hier und Jetzt konzentriert, auf die Szene. Das hat mir sehr geholfen. Ich habe bis jetzt nicht groß darüber nachgedacht.
Ja, das war es. Ich war ziemlich eingeschüchtert, auch, wenn ich es wirklich tun wollte. An einem Punkt musste ich mich entscheiden. Hätte ich mir die ganze Zeit dieses Ausmaß ins Gedächtnis gerufen, wäre ich gestorben. Ich habe mich einfach auf das Hier und Jetzt konzentriert, auf die Szene. Das hat mir sehr geholfen. Ich habe bis jetzt nicht groß darüber nachgedacht.
Was mögen Sie an der Schauspielerei? Stehen Sie gerne im Rampenlicht?
Festivals und der ganze Presserummel sind noch neu für mich. Ich mag den Prozess des Filmens. Ich bin gerne am Set und fand es wirklich bereichernd. Alles andere, was mit dem Film verbunden ist, ist für mich eine Begleiterscheinung.
© Majestic - Liya als Waris in Wüstenblume auf dem Laufsteg

Vor welcher Szene hatten Sie die meiste Angst?
Das hat sich während des Drehs geändert. Auf die Sachen, vor denen ich Angst hatte, habe ich mich vorbereitet. Aber komischerweise haben sich vor allem die Dinge, bei denen ich es nicht erwartet hatte, als schwierig entpuppt. Ich hatte wirklich Probleme mit Waris’ Scheinehe mit Neill. Ich habe wirklich gelitten. Ich fühlte mich eingesperrt und die Szene hat klaustrophobische Emotionen bei mir ausgelöst. Damit konnte ich nicht umgehen. Man weiß also nie, was einen am Set erwartet. Die Dynamik ändert sich während des Drehs. Das Gefühl blieb noch die ganzen Wochen und ich konnte es nicht abschütteln. Es kam wirklich aus heiterem Himmel.
Das hat sich während des Drehs geändert. Auf die Sachen, vor denen ich Angst hatte, habe ich mich vorbereitet. Aber komischerweise haben sich vor allem die Dinge, bei denen ich es nicht erwartet hatte, als schwierig entpuppt. Ich hatte wirklich Probleme mit Waris’ Scheinehe mit Neill. Ich habe wirklich gelitten. Ich fühlte mich eingesperrt und die Szene hat klaustrophobische Emotionen bei mir ausgelöst. Damit konnte ich nicht umgehen. Man weiß also nie, was einen am Set erwartet. Die Dynamik ändert sich während des Drehs. Das Gefühl blieb noch die ganzen Wochen und ich konnte es nicht abschütteln. Es kam wirklich aus heiterem Himmel.
Herzlichen Dank für das Gespräch.
© Majestic - Liya als Wüstenblume
01 10
