Livingston im Exklusiv-Interview Teil 2

Livingston im Exklusiv-Interview (Foto: Tea Xuxu Nanuti)
Livingston im Exklusiv-Interview (Foto: Tea Xuxu Nanuti)

"Das Mindeste ist, mit den Fans zu plaudern"

Ihr betreibt im allgemeinen sehr viel Fanpflege, vor allem über Facebook. Viele Stars haben ja Leute, die diese Accounts für sie pflegen. Also Hand aufs Herz: Seid ihr das persönlich, die hinter dem „Livingston“-Profil sitzen?

Alle: Ja! (Alle nicken energisch.)

Jakob: Wenn wir auf Tour waren und keine Zeit dafür hatten, hat uns jemand vom Management geholfen. Es fühlte sich jedoch nicht persönlich genug an, wenn da jemand anderes in unserem Namen schreibt.

Ja, das kann in Notfällen manchmal sehr hilfreich sein, dieser direkte Fankontakt … Beukes, dich hat doch mal ein Fan höchstpersönlich und recht flott zum Flughafen gefahren?

Beukes: Ja, während ich schon im Wagen saß, konnte ich die Jungs hören, wie sie „Broken“ zu Ende spielten. Sie standen alle noch auf der Bühne! Und ich saß im Pkw eines Fans, der mich zum Flughafen fuhr, damit ich rechtzeitig zur Geburt meines Sohnes komme. Wir waren spät dran, und meine Fahrerin ist in einem wahnsinnigen Tempo gefahren, aber wir kamen gerade noch rechtzeitig. Ungefähr eine Minute nachdem ich im Flugzeug saß, hob das Ding ab.

Ihr seid dafür bekannt, dass ihr euch nach den Shows gerne unter die Fans mischt, plaudert, ein Bierchen mit ihnen trinkt und Autogramme schreibt. Was glaubt ihr, wie lange ihr das noch machen könnt? Die Hallen, in denen ihr spielt, werden immer größer …

Chris: So lange wir das können und so viel wir können. Es stimmt aber, dass es mit zunehmender Größenordnung manchmal etwas schwierig wird.

Beukes: Es gibt Momente, in denen ich als Sänger nach der Show (flüstert:) nur noch SO reden kann. Da werden Gespräche schwierig. Aber das Reden übernehmen dann die Fans! Wir wollen damit nicht aufhören. Weißt du, die Leute kommen und bezahlen Geld dafür, unsere Show zu sehen! Da ist das Mindeste, das wir tun können, uns nach der Show zu zeigen und mit ihnen zu plaudern.

Jakob: Als wir in der Essigfabrik in Köln gespielt haben, gab es einen denkwürdigen Moment: Ich stand in der Menge und auf einmal waren wahnsinnig viele Leute um mich herum. Es gab ja keine Absperrungen, nichts. Das war das erste Mal, dass wir dachten: Okay, wir müssen das vielleicht ein wenig besser organisieren, anstatt einfach mit einem „Hey, wie geht’s euch?“ rauszumarschieren.

Paolo: Und das Schlimmste ist, wenn du mal musst … (allgemeine Heiterkeit)

Musik, auf die man stolz sein kann

Konzert in Köln: Jakob im Spotlight (Foto: Tea Xuxu Nanuti)
Konzert in Köln: Jakob im Spotlight (Foto: Tea Xuxu Nanuti)

Ihr habt mal gesagt, dass die Charts für euch nicht das Wichtigste sind. Unwichtig sind sie aber auch nicht. Wenn ihr wählen müsstet zwischen kommerziellem Erfolg und musikalischem Anspruch, wie würdet ihr euch entscheiden?

Jakob: Ich denke, ich würde mich für Letzteres entscheiden. Wenn man kein Geld damit verdient, ist das zwar frustrierend, aber du steckst so viel Zeit und Mühe da rein, dass so oder so kaum Zeit für andere Dinge bleibt. Wir arbeiten schon so viele Jahre hart an unserer Musik. Zu sehen, dass man irgendwann davon leben kann, ist schon toll. Während wir dieses Album geschrieben haben, habe ich oft bemerkt, wie wichtig es für mich ist, mich in der Musik wiederzufinden und stolz darauf sein zu können.

Beukes: Ich hatte während des Songwritings gar kein Gefühl des Erfolgsdrucks oder bestimmte Erwartungen erfüllen zu müssen. Die Charts waren mir dabei scheißegal. Ich habe Musik geschrieben, auf die ich stolz sein kann, und zwar jedes Mal, wenn ich sie höre. Hey, ich habe zwei kleine Jungs zu Hause, auch sie sollen stolz darauf sein können, was ihr Dad so macht.

Paolo: Ach Jungs, hört doch auf, ich will Alben verkaufen! (Alle lachen.)

Chris: Ideal ist es doch, wenn man sich, statt zwischen Schwarz und Weiß, noch für ein Grau dazwischen entscheiden kann (grinst) Ehrlich, wir haben vor kurzem noch darüber gesprochen. Seit unser Album draußen ist, kommen überall die Fragen nach den Charts. Vergleiche mit dem ersten Album - und den Charts. Wenn wir eine Band mögen, ist uns egal, wo sie sich in den Charts herumtreiben. Wenn du die Band magst, kaufst du ihr Album.

Beukes: Es ist eben auch ein riesengroßer Teil des Geschäfts: Wenn du als Künstler erfolgreich sein willst, musst du in den Charts sein.

Als Songschreiber gibt es ja immer „den“ Song, bei dem man sich wünscht, ihn geschrieben zu haben. Welcher Song ist das bei euch?

Paolo: "Yesterday" von den Beatles

Beukes: "Anna Begins" von den Counting Crowes

Chris: "Clipping" von Mutemath

Phil: "Bohemian Rhapsody" von Queen

Jakob: "Hear You Me" von Jimmy Eat World

Nach eurer ausverkauften Headlinertour durch Deutschland kann man euch nochmal im Juni beim Nova Rock Festival sehen! Was können die Fans erwarten?

Chris: Addiere zu allem, was die erste Tour auf der Bühne zu bieten hatte, nochmal 20 bis 40 Prozent!

Beukes: Der Sound ist größer und sehr viel interessanter geworden.

Chris: Die Dynamik innerhalb der Band hat sich stark verändert, wir haben uns weiterentwickelt, und das hört man uns an.

Wir sind gespannt. Vielen Dank für das Interview!

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