Lesbensex zum Schwulenporno: "The Kids Are All Right"

Lesbensex zum Schwulenporno: "The Kids Are All Right"
© Getty Images

Julianne Moore bei der Berlinale

Nein, keine Sorge, Julianne Moore und Annette Bening haben nicht ihre pornografische Ader entdeckt. Es handelt sich bei ‚The Kids Are All Right’ um einen durchaus anspruchsvollen und sehr netten Kunstfilm, in die beiden absolut großartigen und seriösen Schauspielerinnen ein gleichgeschlechtliches Pärchen spielen, das mit großem Engagement seine zwei fast erwachsenen Kids großzieht.

Weil nach 20 Jahren Ehe es eben auch bei lesbischen Paaren vielleicht nicht mehr so prickelt, helfen die beiden mit allerhand Accessoires aus dem Sexshop nach. Doch während der Dildo freudig unter der Bettdecke brummt und sich Leder-Boys lasziv hintereinanderräkeln, macht Annette Bening ein nicht ganz so fröhliches Gesicht. Natürlich findet der 15-Jährige Sohn der beiden, der ihrer Meinung nach kurz vor seinem Coming Out steht, die DVD. Es ist zum Schreien, wie Julianne Moore ihm mit Mutti-Gesicht versucht zu erklären, was sie an dem Sexfilm mit nackten Männern so scharf findet.

Dazu kommen die Kids auch noch auf die Idee, den anonymen Samenspender zu suchen, der ihren Müttern einst zu Nachwuchs verhalf. Dank einer gut gepflegten Spenderdatenbank ist er schnell aufgetrieben und macht auch einen netten Eindruck, auch wenn er vielleicht ein Stück zu sehr von sich selbst eingenommen ist. Mark Ruffalo spielt mit ungebremster Raubein-Erotik den Eindringling, der den Hausfrieden bei der alternativen Familie gründlich stört.

Unverholen versprüht er seinen testosterongeschwängerten Sexappeal in alle Richtungen – und nicht nur die Tochter und ihre beste Freundin sind sehr empfänglich für die Ausstrahlung des Fremden, auch eine der Muttis beginnt anfällig zu werden für seinen Charme…

Lesbensex zum Schwulenporno: "The Kids Are All Right"
© dpa, Berlinale

Julianne Moore zeigt Mut nicht nur zu nackter Haut mit dieser Rolle und entfaltet viel komisches Talent neben den nachdenklicheren Tönen. Hat sie sich für diesen Film entschieden, weil sie von Hetero-Männern, Frauen und Schwulen gleichermaßen verehrt wird? ‚Ich glaube, die Leute mögen einen, wenn sie sich in deinen Filmfiguren selbst wiedererkennen’, erklärte sie diplomatisch beim Pressetermin auf der Berlinale 2010, wo der Film bei seiner Premiere mit viel Gelächter und Applaus bedacht wurde.

Als ‚Lesbenfilm’ will Julianne Moore ‚The Kids Are All Right’ aber nicht verstanden wissen. ‚Es geht um Ehe und Familie. Die Probleme sind bei allen gleich, unabhängig von ihrer sexuellen Orientierung.’ Das ist genau die Botschaft des Films, in dem übrigens Tim Burtons ‚Alice’ Mia Wasikowska ebenfalls eine großartige Vorstellung gibt.

Von Mireilla Zirpins

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