Lana Del Rey spricht über ihre Todessehnsucht

Lana Del Rey: Todeswunsch
Lana Del Rey wünscht sich, tot zu sein. Oder doch nicht?

Lana Del Rey: "Ich wünschte, ich wäre bereits tot"

Lana Del Rey hat verdächtig volle Lippen. Aber sie lächelt selten. Vom Cover ihres neuen Albums 'Ultraviolence' schaut sie einen mit großen traurigen Augen an. In ihrem aktuellen Musikvideo 'West Coast' das Gleiche: Wehmütig, melancholisch und ein bisschen unheilvoll wirkt die Sängerin. Und so kennt man sie. Das Düstere ist ihr Element. Jetzt allerdings geht sie noch einen Schritt weiter.

"Ich wünschte, ich wäre bereits tot", so Lana Del Rey in einem Interview mit der Zeitung 'The Guardian'. Der Interviewer fragt nach, ob sie das wirklich ernst meine. "Das tue ich", lautet die Antwort. "Ich will das nicht mehr weitermachen. Aber ich mache es." Was meint sie? Die Musik? "Alles. So fühle ich mich einfach. Wenn es nicht so wäre, würde ich es nicht sagen. Ich hätte bestimmt eine Menge Angst, wenn ich wüsste, dass ich bald sterben würde, aber…"

Während Fans sich bereits sorgen, stellt sich die Frage: Tatsächlich Anlass zur Sorge oder alles nur inszeniert? Lana Del Rey ist 27. Ihre Idole sind Amy Winehouse und Kurt Cobain. Beide waren 27 Jahre alt, als sie starben. Will sie sich in eine Reihe mit diesen Größen stellen? Dass auch Elizabeth Woolridge Grant – so ihr richtiger Name – schon große Dramen mitgemacht hat, verriet sie vor einem Jahr der 'GQ'. Mit 14 Jahren habe sie jeden Tag Alkohol getrunken. "Es war das Schlimmste, was mir jemals passiert ist", sagte sie, betonte aber, diese Phase heute erfolgreich überwunden zu haben.

Dennoch: Ihr Leben fühle sich auch heute noch an wie ein "beschissener Film", heißt es im 'Guardian'-Interview weiter. Zumindest auf musikalischer Ebene kann sie sich allerdings ganz und gar nicht beschweren. Ihr Debüt-Album mit dem vielsagenden Titel 'Born To Die' verkaufte sich bis heute mehr als fünf Millionen Mal. Zuvor hatte die damals 25-Jährige unter dem Namen Lizzie Grant schon einmal ein Album veröffentlicht – der große Erfolg blieb aus. Mit Lana Del Rey startete die Musikerin einen Neuanfang. Sie setzte auf Schwäche, Verletzlichkeit und Normalität. Das traurige Mädchen von nebenan. So wie Lady Gaga die Provokation inszeniert, ist es bei Lana Del Rey das Gegenteil.

Und das Konzept hat funktioniert. Welche Etappen in Lana Del Reys Biografie real und welche von ihr oder sogar der Plattenindustrie aufgehübscht oder entworfen wurden, um ein Produkt zu vermarkten, lässt sich nicht letztendlich kaum feststellen. Fest steht dagegen, dass die Sängerin genau weiß, was sie tut. Schließlich ist auch das Interview mit dem 'Guardian' bereits PR. Im Zweifel hätten Lanas Agenten bei der Aussage über ihren Todeswunsch einschreiten können. Und sie hätten es getan, wenn die Aussage nicht ins Bild gepasst hätte.

Zweifellos ist Del Rey ein dunkler Mensch, der daraus die Inspiration für seine Songs nimmt. Schwarz-weiß ist deshalb sicherlich der passende Farbton für ihr neues Video 'West Coast'. Doch zu einem Popstar gehören mehr als nur die Songs. Das Gesamtprodukt muss stimmen. Dazu gehört ein Image. Und dass sie das hervorragend zu pflegen versteht, hat Lana Del Rey mit ihrem 'Guardian'-Interview eindrucksvoll bewiesen. Schwarz-Weiß-Denken ist deshalb an dieser Stelle nicht angebracht. Denn die Wahrheit dürfte irgendwo dazwischen liegen.

Bildquelle: Vertigo / Universal

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