Komischer Trauerkloß: Adam Sandler in "Wie das Leben so spielt"

Adam Sandler in einer anspruchsvollen Rolle mit leisen Tönen? Ja, das hat der Fachmann für pubertären Humor („Happy Gilmore“, „Little Nicky – Satan Junior“) schon einmal versucht in „Die Liebe in mir“. Diesmal allerdings darf er allerdings trotzdem noch lustig sein. Kein Wunder, denn der Regisseur seines neues Films ist sein alter Kumpel Judd Apatow, der mit Komödien wie „Beim ersten Mal“ und „Jungfrau, 40, männlich sucht“ einen erfrischend verdorbenen und doch nicht niveaulosen Humor nach Hollywood gebracht hat. Und man wird das Gefühl nicht los, dass dieser Film so manche autobiographische Episode aus dem Leben der beiden Komiker enthält, die damals sogar zusammen in einer Chaoten-WG wohnten.
© Universal

Das Leben des Comedians George Simmons (Adam Sandler) spielt ihm einen ganz schön fiesen Streich. Auf dem Höhepunkt seiner Karriere als Darsteller alberner Komödien erfährt er, dass er an einer seltenen Blutkrankheit leidet und seine Heilungschancen alles andere als rosig aussehen. Obwohl er scheinbar alles hat - Erfolg, ein tolles Haus und jede Menge Groupies - stellt er fest, dass er nicht so glücklich ist, wie er immer glaubte.
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Von der Erkenntnis, dass er in seinem Leben trotz des Erfolges ziemlich allein dasteht, ist George hart getroffen. Er begibt sich wieder zu seinen Wurzeln und versucht sich als Stand-Up auf den Brettern, die für ihn einst die Welt bedeuteten. Dabei lernt er den jungen Ira Wright (Seth Rogen) kennen, der selbst mit einer Show ganz groß rauskommen will, aber im Schatten seiner viel erfolgreicheren Mitbewohner (sarkastisch, bissig und unheimlich witzig: Jonah Hill und Jason Schwartzman) steht. Dennoch engagiert George ihn als Autor für sein neues Programm.
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Zwischen den beiden entwickelt sich eine skurrile Freundschaft. Letztendlich ist Ira der Einzige, mit dem George offen über seine Krankheit sprechen kann – eigentlich eine zu große Bürde für Ira. Weil letzterer aber die Gutmütigkeit in Person ist, versucht er alles, um es seinem Vorbild und Meister so recht wie möglich zu machen. Obwohl er selbst Geld- und Frauenprobleme hat, begleitet Ira George sogar zu seiner Exfrau Laura (Leslie Mann), die der Comedy-Altmeister zwar einst betrogen hat, aber jetzt natürlich zurückerobern will.
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Das Fantastische an „Wie das Leben so spielt“ sind nicht nur die herrlich schwarzhumorigen Dialoge, die aus den Mündern der zurzeit wahrscheinlich angesagtesten jungen Komiker Hollywoods kommen. Allen voran Adam Sandlers facettenreiche Performance des gefallenen Superstars beeindruckt. Gerade weil man das Gefühl hat, dass er hier irgendwie ein bisschen sich selbst spielt: Berühmt für niveauvolle Komödien ist Sandler – wie auch seine Filmfigur George - bekanntlich nicht, und auch er hat vor etwa zwanzig Jahren als Stand-Up seine Karriere begonnen. Und das an der Seite seines damaligen Freundes und Mitbewohners Judd Apatow. Aus dieser Zeit sind sogar grobkörnige Videoaufnahmen im Film zu sehen.
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Apatow inszeniert hier also vielmehr als eine seiner Komödien um Jungs, die nicht erwachsen werden wollen, sondern führt den Zuschauer in eine (oder seine) bizarre Welt von „Funny People“ (wie der viel passendere Originaltitel des Films lautet) mit all ihren kleinen und großen Problemen. Allerdings wird Zuschauer irgendwo auf diesem schmalen Grat zwischen Fiktion und Biographie allein gelassen und muss sich häufig die Frage stellen, ob der Film eine Form von Selbsttherapie ist oder doch nur eine skurrile, Apatowsche Mixtur aus tragikomischen Elementen.
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Der Film schlägt zweitweise viel düsterere und zynischere Töne an als „Beim ersten Mal“ oder „Jungfrau, 40, männlich sucht.“ Mit der Geschichte um den Comedian, der erst durch seine tödliche Krankheit lernt, sein Leben zu reflektieren und seine Fehler zu bereuen, hat sich Judd Apatow diesmal allerdings in Gefilde gewagt, die ein ausgeklügelteres Drehbuch und eine sicherere Hand bei der Regie erfordert hätten. Daher bleibt der Film leider etwas hinter den Erwartungen zurück.
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Diesmal schafft Apatow es nicht, die Balance zwischen grotesk, witzig und dramatisch zu halten. Weil der Film und seine Protagonisten von Problemen schier überladen sind und Apatow alles so detailiert wie möglich beleuchten will, driften die Gedanken des Zuschauers trotz der stellenweise sehr witzigen Inszenierung ab. Der Film hat mit 142 Minuten eine stolze Überlänge, die man als Zuschauer leider auch im Sitzfleisch deutlich spürt. Das gibt ganz erheblichen Punktabzug, den aber die „Funny People“ dieses alles in allem sehenswerten Films einigermaßen wett machen.
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01 08