Kim Wilde im exklusiven Interview

7:30 Uhr. Kim Wilde ist seit 5 Uhr auf den Beinen – und trotzdem sieht die 80er-Jahre Pop-Ikone aus wie frisch aus dem Ei gepellt. Gut gelaunt stand die 53-jährige Britin unserer Redakteurin Christina Rings im exklusiven Interview Rede und Antwort und verriet, warum sie und Ehemann Hal Fowler auch nach 17 Jahren Ehe noch total glücklich sind.
Von Christina Rings
Ganz schön früh für ein Interview. Wann musstest du denn heute aufstehen?
Kim Wilde: Ich bin um fünf Uhr aus dem Bett gefallen (lacht), aber daran bin ich schon gewöhnt, weil wir viel Frühstücks-Fernsehen machen. Und irgendwie mag ich das sogar ganz gerne – aufzuwachen, wenn der Rest der Welt noch schläft. Das hat was.
Du bist also eine Frühaufsteherin?
Kim: Früher, als die Kinder noch klein waren, definitiv. Und wenn ich zu Hause bin, hetzen wir morgens sowieso ganz früh zur Schule. Da ist auch nichts mit ausschlafen.
Wie schaffst du es denn, schon morgens um halb acht so frisch und ausgeruht auszusehen?
Kim: Sie haben hier eine ziemlich gute Maske (lacht). Außerdem bin ich gestern schon sehr früh im Bett gewesen. Das hilft.
Bist du vor Live-Auftritten eigentlich noch aufgeregt?
Kim: Live-Auftritte sind sehr speziell, weil du immer in Alarmbereitschaft bist. Das Tempo ist extrem hoch, Adrenalin pur, jeder steht unter Strom, hetzt herum. Man muss sich einfach sehr darauf konzentrieren, warum man da ist und sich nicht vom ganzen Drumherum ablenken lassen. Ruhig bleiben, durchatmen, das ist das Wichtigste. Aber das kenne ich mittlerweile ja schon.
Lass uns über dein aktuelles Album 'Wilde Winter Songbook' sprechen: Es war lange dein großer Traum, eine Platte mit Weihnachts-Songs herauszubringen. Warum hat dir das so viel bedeutet?
Kim: Ich habe die Lieder schon in der Schule total geliebt. Als ich dann Teenie war, ging's mit diesen ganzen coolen Pop-Christmas-Songs von Slade, Wizzard und Elton John los, die damals eingeschlagen sind, wie eine Bombe. Diese Lieder haben bis heute überlebt und werden jedes Jahr wieder rauf- und runtergespielt. Als Sängerin und Songwriter wollte ich da natürlich auch etwas Eigenes zu Weihnachten kreieren. Ich liebe diese Zeit einfach, es ist so toll, mit der Familie und Freunden zusammen zu sein.
Wie ein gesungener Liebesbrief

Auf dem Album ist auch ein Duett mit deinem Ehemann Hal Fowler. Wie war es, wieder gemeinsam im Studio zu stehen?
Kim: Oh, das war toll. Ich habe schon mit ihm auf meinem Cover-Album 'Snapshots' einen Bowie-Song gesungen und das war jetzt eine großartige Gelegenheit, wieder mit ihm zu arbeiten und dieses Stück zu produzieren. Der Text, den er für mich geschrieben hat, ist sehr sehr intim geworden. Er erzählt von unserer Liebe, unserer Ehe – der Song ist ein gesungener Liebesbrief.
Ihr seid seit 17 Jahren verheiratet. Das ist eine lange Zeit – vor allem in der schnelllebigen Musik-Industrie. Was ist dein Geheimnis?
Kim: Ich liebe ihn einfach so sehr (lacht). Die Ehe und überhaupt mit Leuten zusammen zu sein, ist im Grunde sehr schwierig. Du kennst das bestimmt: Man macht mit seinem besten Freund Urlaub und - so sehr man ihn auch liebt - treibt er einen nach ein paar Tagen total in den Wahnsinn. Die Realität einer Beziehung hat nun einmal ihre Aufs und Abs, aber wenn man jemanden liebt, kann man das gemeinsam durchstehen. Hal ist einfach unglaublich talentiert und ich erlebe es noch immer als sehr aufregend, mit ihm zusammenzuleben. Uns verbindet sehr viel: Wir haben unsere Tochter Rose, die jetzt 13 Jahre alt ist, und Harry ist 15. Ach, und natürlich haben wir auch noch unseren Hund Jessy (lacht).
Nimmst du Jessy auch mit auf Tour?
Kim: Das würde mich so glücklich machen! Am liebsten würde ich sie in meine Handtasche packen und einfach mitnehmen. Aber das Problem ist: Sie ist riesig. Im Ernst, sie ist wirklich groß, das würde nicht funktionieren (lacht).
Außerdem bist du ja auch immer extrem beschäftigt: Bis vor kurzem warst du auf Australien-Tour, jetzt kommen noch ein paar Gigs mit Nik Kershaw und im März stehst du dann wieder in Deutschland auf der Bühne. Wo bleibt bei dem engen Terminkalender denn noch Zeit, sich mal zurückzulehnen und auszuruhen?
Kim: Stimmt, ich habe schon wenig Freizeit. Aber ich bin einer dieser glücklichen Menschen, die tun, was sie wirklich lieben. Es fühlt sich überhaupt nicht an wie Arbeit - und ich kann echt nicht fassen, dass ich dafür auch noch bezahlt werde. Nein wirklich, ich würde dir Geld dafür geben, hier bei mir zu sitzen und dieses Interview zu machen (lacht). Es ist ein großes Privileg, zu singen, zu schreiben, all diese Dinge zu tun. Aber sich auszuruhen ist natürlich trotzdem wichtig. Die Zeit nehme ich mir. Dann bin ich viel draußen, arbeite in meinem Garten – wir haben einen riesigen Garten, der sehr viel Pflege braucht. Außerdem gehe ich mit dem Hund raus und habe einen Trainer, mit dem ich zwischendurch Sport mache – auch, wenn ich das nicht besonders gut kann (grinst).
Wir haben ja vorhin schon ein bisschen über Weihnachten gesprochen: Wie wirst du dieses Jahr feiern?
Kim: Das wird total traditionell. Wir sind mit unseren Kindern bei meinen Eltern, den Hund nehme ich auch mit – egal, was die anderen sagen (lacht)! Meine Mum und Hal werden kochen, während ich am Feuer vor dem Kamin sitze, mir einen furchtbar kitschigen Film nach dem anderen reinziehe und mich total verwöhnen lasse. Dann habe ich auch endlich mal die Muße, den großartigen Dezember Revue passieren zu lassen.
Hast du schon alle Geschenke zusammen?
Kim: Nein, gar nicht. Nur ein paar Kleinigkeiten. Der Plan ist, Weihnachten ganz früh morgens aufzustehen, mir eine Liste zu schreiben und dann alles auf einen Schlag zu besorgen. Ich werde die großen Shoppingmeilen wie die Oxford Street meiden und mich an die kleinen Nebenstraßen halten, um dem größten Trubel zu entgehen. Das ist eine echte Premiere für mich und mir ist klar, dass es ziemlich stressig werden wird. Aber leider hatte ich bis jetzt einfach noch keine Zeit und nun muss es ebenso klappen. Das Gute ist ja, dass die Geschäfte an Weihnachten ihren Kram meistens reduzieren, so dass ich hoffentlich noch das eine oder andere Schnäppchen machen kann.
Kannst du denn überhaupt noch in Ruhe shoppen, oder wirst du ständig von Fans erkannt, die ein Foto oder ein Autogramm wollen?
Kim: Das ist schon heftig, vor allem weil ich ja gerade viel Promotion mache und mein Gesicht in den Medien dauerpräsent ist. Da haben mich die Leute natürlich auf dem Schirm und erkennen mich, egal, wohin ich auch gehe. Sie sagen „Hey Kim, schön Dich zu sehen“, fast so, als wären wir alte Freunde (lacht). Das finde ich echt süß. Für sie fühlt es sich wirklich so an, als würden wir uns ewig kennen, weil sie mit mir groß geworden sind. Aber ich habe die Hoffnung, dass die Leute an Weihnachten so mit ihren eigenen Einkaufslisten beschäftigt sind, dass sie gar keine Zeit für lange Gespräche haben und ich in Ruhe shoppen kann.
Danke für das nette Gespräch, liebe Kim.