'Kick-Ass': Durchschnitts-Teenager werden zu Superhelden
Spider-Man, Batman und die X-Men - Superhelden, die die Welt retten und am Ende das Mädchen ihrer Träume bekommen. Das war einmal! Denn jetzt kommt ’Kick-Ass’: Eine rotzfreche Abrechnung mit allen gängigen Gesetzen der Gattung. Hier spielen eine schießwütige 13-Jährige und ein dauermasturbierender Spätzünder die Hauptrollen und stehlen sogar Nicolas Cage die Show.
Dave Lizewski (Aaron Johnson) ist ein durchschnittlicher Teenager, der sich mit den üblichen Problemen seiner Alterklasse herumschlagen muss: Während ihn die Jungs aus seiner Schule verprügeln, ist er für die Mädchen einfach nur Luft. Wer würde sich da nicht wünschen, ein Comic-Held zu sein? Doch Dave lässt sich nicht beirren und macht sich fortan im lächerlichen Neoprenanzug mit zwei Stöcken bewaffnet auf größenwahnsinnige Verbrecherjagd.
Da es dem schmächtig gebauten Schüler an Superkräften mangelt, bleibt Dave nur ein einziger Trumpf: Seine Fähigkeit ordentlich einzustecken. Und die muss er auch zur Genüge unter Beweis stellen, denn der aufstrebende Held erntet wahlweise Lacher oder stark blutende Messerstiche. Und weil in ’Kick-Ass’ nichts ist wie in normalen Superheldenfilmen, richtet sich der topmoderne Superheld eine ’MySpace’-Seite ein, auf der ihm die Leute ihre Hilferufe zukommen lassen können.
Dank eines Handyvideos avanciert er unter dem ’Künstlernamen’ ’Kick-Ass’ prompt zum Internetstar. Niemand ahnt jedoch, dass ausgerechnet Dave hinter der ’Kick-Ass’-Verkleidung steckt. Schon bald ist er nicht mehr alleine im Möchtegern-Superhelden-Himmel, sondern bekommt Unterstützung vom elfjährigen ’Hitgirl’ (süß und ganz schön schlagkräftig: Chloë Moretz) und seinem Vater ’Big Daddy’ (niemand Geringeres als Nicolas Cage).
’Kick-Ass’ widerspricht von der ersten Minute an allen gängigen Genre-Regeln und überrascht abwechselnd mit knallbuntem Humor und rasanter Action, deren Zusammenspiel den Film zu einem quietschbunten Vergnügen macht. Denn auch im brutalsten Gemetzel kommt der skurrile Humor nicht zu kurz. Da schießt ’Big Daddy’ seiner Tochter zu Übungszwecken eine Kugel in die Brust und lädt sie danach gut gelaunt zum Eis ein.
Die Charaktere sind großartig besetzt. Aaron Johnson verkörpert glaubhaft den pubertären Versager Dave. Nicolas Cage überzeugt als exzentrischer Ex-Cop und Möchtergern-Batman ’Big Daddy’, der seine elfjährige Tochter zur gnadenlosen Tötungsmaschine ausgebildet hat. Doch der eigentliche Star des Films ist die 13-jährige Chloë Moretz, die ’Hitgirl’ allen anderen die Show stiehlt und mit derben Sprüchen und brutaler Kampftechnik überzeugt. Das niedliche Mädchen schlachtet in zahlreichen gut inszenierten Kampfszenen ganze Heerscharen von Gangstern äußerst blutig und effektvoll ab. Dadurch hilft sie Dave ein ums andere Mal aus der Patsche, wenn sie nicht gerade mit ihrem ’Big Daddy’ heiße Schokolade mit Marshmallows trinkt.
Nicht jedermanns Sache ist jedoch sicher das hohe Gewaltpotenzial. Klar, der Film ist als Satire angelegt und die Gewalt so comichaft übertrieben, dass man schon wieder darüber lachen kann. Dennoch: An der einen oder anderen Stelle hätte man durchaus früher ausblenden und den Rest der Fantasie der Zuschauer überlassen können. Denn die hohe Brutalität schränkt auch die Zielgruppe ein: Pubertierende zwölfjährige Jungs, die Comic-Verfilmungen mögen und sich sicher gut mit dem Antihelden identifizieren könnten, müssen leider draußen bleiben. Pädagogisch wertvoll ist der Film deshalb sicherlich nicht, aber bei einer Altersfreigabe ab 16 ist das auch nicht unbedingt erforderlich. Ein quietschbunter Action-Spaß für Erwachsene, die keine Scheu vor spritzendem Blut und fliegenden Körperteilen haben.