Gutachter sagt vor Gericht aus
Der Psychiater Hartmut Pleines beurteilte die psychische Verfassung des Wettermoderators anhand seiner Biografie und Angaben aus dem Umfeld. Hilfreich seien hier vor allem die Angaben ehemaliger Sexualpartner. Hier habe der Prozess ein "reichhaltiges menschenkundliches Erkenntnismaterial" geliefert.
Das Leben des Schweizers sei allerdings geprägt von einer "beständigen Beziehungs- und Bindungslosigkeit". Wetter-Moderator Kachelmann ist angeklagt, weil er seine frühere Geliebte mit einem Messer bedroht und vergewaltigt haben soll. Er bestreitet das.
Im Laufe des Verfahrens war über eine mögliche narzisstische Persönlichkeitsstörung Kachelmanns spekuliert worden. Der 52-Jährige wollte sich nicht persönlich von einem Psychiater untersuchen lassen.
Kachelmann "sozial hoch kompetent"
Pleines ist vom Gericht beauftragt, die Schuldfähigkeit Kachelmanns zu untersuchen. Der erfahrene Gerichtsgutachter betonte, dass aus seinen Erkenntnissen keine Rückschlüsse auf eine mögliche Tatbereitschaft gezogen werden könnten.
Psychische Erkrankungen oder - weniger schwere - Persönlichkeitsstörungen hinterlassen in der Regel Spuren in der Biografie eines Menschen, sagte Pleines. Kachelmann jedoch sei "sozial hoch kompetent, zielstrebig und beruflich erfolgreich". Seine Lebensgeschichte sei "weit davon entfernt, Merkmale einer psychischen Erkrankung erkennen zu lassen".
Kachelmanns Beziehungsleben sei "von einer gewissen Anzahl von Partnerinnen geprägt", sagte Pleines. Kachelmann habe sich eine Reihe von Parallelwelten geschaffen - aber nicht aus pathologischen Gründen, sondern weil es seinen inneren Bedürfnissen entsprach. "Eine Vielzahl von Rollen, die einen fast schwindelig werden lassen kann", bescheinigte der Psychiater dem Angeklagten.