Wir ziehen unseren Hut vor der französischen Schauspielerin, die vier Wochen nach der Geburt ihres Sohnes Leo nach Berlin gekommen ist, um dort ihre zweite Regiearbeit ’Die Gräfin’ vorzustellen. Anders als andere Hollywoodaktricen, die sich erst wieder vor die Tür trauen, wenn Radikaldiät und Personal-Trainer die Pfunde wieder haben purzeln lassen, trägt die selbstbewusste Französin stolz ein Restbäuchlein vor sich her und bringt entspannt Pressetermine hinter sich, während ihr deutscher Lebensgefährte Mark das Neugeborene hütet. Deswegen bleibt das Handy immer an.
In ihrem Kostümfilm vernascht sie mit Daniel Brühl und Sebastian Blomberg gleich zwei der schicksten deutschen Jungschauspieler und gibt sich auch auf der Leinwand extrem uneitel. Mit dunkel gefärbtem Haar und angeschminkten Falten spielt sie eine 39-Jährige Gräfin, die im 16. Jahrhundert in der Slowakei im Blut von Jungfrauen badet, um sich ihre Schönheit zu bewahren. Und das alles nur, weil ihr Daniel Brühl im Film das Herz gebrochen hat. Über so einen Beautywahn kann Julie Delpy persönlich nur lachen - ist ja alles nur im Film. Im wirklichen Leben versprüht sie die Schönheit einer frisch gebackenen Mama und redet gern und viel über ihren Leo.
Und weil sie immer schon eine Freundin des offenen Wortes war, hat die 39-Jährige auch kein Problem damit, über die Sorgen und Nöte einer frisch gebackenen Mama zu plaudern. ’Mein Leben hat sich nach der Geburt komplett geändert. Ich weiß gar nicht mehr, wer ich bin. Ich kann mich selbst nicht mal mehr als separate Person sehen. Ich bin nur noch die Stillmaschine des Babys. Und das allerseltsamste dabei: Es macht mich völlig glücklich’, lacht sie und strahlt bis über beide Ohren.
Erstaunliche Äußerungen für eine Frau, die oft betont hat, dass sie gern allein ist. ’Nach der Geburt schoss mir natürlich der Gedanke durch den Kopf, dass es damit erst mal schwierig wird. Aber mein Baby ist sooo süß und schön und lustig, dass ich auch erstmal sehr anhänglich bin mit meinem kleinen Käferchen.’ So wird sie in nächster Zeit erstmal ein bisschen kürzer treten und Drehbücher schreiben - mit dem kleinen Leo auf dem Schoß.
Dann muss eine Nanny her, oder Leo geht mit zum Dreh. ’Meine Eltern sind auch beide Schauspieler. Ich war als Kind oft am Set oder im Theater. Natürlich will ich weiter arbeiten und auch Regie führen, auch wenn ich jetzt erst mal eine Pause mache’ - wenn man von ihrem Ausflug zur Berlinale-Premiere ihres Films mal absieht. Sie beeilt sich zu sagen: ’Aber natürlich will ich mein Kind auf keinen Fall vernachlässigen. Ich hatte zwar schon ein bisschen Angst davor, aber nun bin ich so glücklich, dass ich ein Baby habe. Ich liebe ihn abgöttisch. Und er ist so unglaublich klein und goldig. Ich kann mir nicht vorstellen, länger von Leo weg zu sein. Diese zwölf Stunden hier sind das Maximum.’