Johnny Depp in 'Transcendence': Viel Technik, wenig Depp

3 von 5 Punkten
Fans von Johnny Depp seien an dieser Stelle gleich vorgewarnt. Auch wenn der Hollywood-Superstar im Science-Fiction-Thriller „Transcendence“ die Hauptrolle spielt, verschwindet er sozusagen nach 30 Filmminuten im Computer und ist danach nur noch via Flachbildschirm zugeschaltet. Die „körperliche“ Hauptarbeit fällt vorwiegend Depps Spielpartnerin Rebecca Hall zu.
Von Anja Blanuscha
In dem Hightech-Blockbuster ist Hollywoods Traumfabrik der Wissenschaft mal wieder um einige Schritte voraus. Dr. Will Caster (Johnny Depp mit zerzauster Denkerfrisur und intellektueller Brille) arbeitet fieberhaft an der Erschaffung eines Supercomputers, den er mit menschlichen Emotionen versehen will. Doch der Computerexperte wird Opfer eines Attentats, hinter dem eine extremistische Gruppe von Technikgegnern steckt, und siecht nach einer Schussverletzung mit einer radioaktiv verseuchten Kugel langsam dahin. Um den Geist ihres geliebten Gatten zu retten, gelingt Casters Frau Evelyn (Rebecca Hall, ‚Prestige – Die Meister der Magie‘) zusammen mit Wills Kollegen Max Waters (Paul Bettany, ‚Iron Man‘) in letzter Sekunde die Verschmelzung von Mensch und Technologie und Will lebt im Computer weiter. Dank weltweiter Vernetzung erlangt der Superrechner schnell Superpower. Doch wie viel von Wills Bewusstsein steckt tatsächlich in der hochintelligenten Maschine und welche Gefahr geht davon aus?
Keine Paraderolle für Johnny Depp

Das Szenario von einer künstlichen Intelligenz, die Zugriff auf sämtliche Rechner weltweit hat und sich jegliche Daten zu Nutze machen kann, ist im Zeitalter der globalen Vernetzung nicht völlig undenkbar und allein die Vorstellung dürfte bei vielen ein ungutes Gefühl auslösen. Doch auch wenn die Idee hinter dem Film vielversprechend klingt, ist Regie-Debütant Wally Pfister (der bislang als Kameramann von sich reden machte - für seine Arbeit bei ‚Inception‘ gewann er den Oscar) sowie Drehbuch-Autor Jack Paglen (‚Battlestar Galactica‘) mit ‚Transcendence‘ nicht der große Wurf gelungen. Dafür bietet die Story leider zu wenig überraschende Momente. Auch die Spezialeffekte rund um die sich immer wieder neu zusammensetzenden Nano-Partikel, die Superhirn Will wie einen Schwarm steuert, reißen einen nicht unbedingt aus dem Kino-Sessel.
Darüber hinaus bietet der Film selbst der hochkarätigen Darstellerriege, darunter Morgan Freeman, der ebenfalls einen Wissenschaftler spielt, wenig Raum sich und eine Persönlichkeit ihrer Rolle zu entfalten. Überhaupt gehen die Filmemacher sehr sparsam mit Informationen zu den Charakteren und deren Verhältnis zueinander um. So erfährt man über Will und Evelyn gerade mal, dass sie sich an der Uni kennen gelernt, gerne zusammen alte Schallplatten anhören und ihre Freizeit am liebsten im verwilderten Garten ihres altmodischen Hauses verbringen. Und obwohl Johnny Depp ja quasi allgegenwärtig ist, wirkt Hollywoods schauspielerische Allround-Waffe in der Rolle des Computergenies doch etwas flach – eben wie die Monitore, über die er die meiste Zeit flimmert.
Trotz diverser Kritikpunkte ist „Transcendence“ handwerklich aber gut gemacht und man fühlt sich als Zuschauer in den 120 Minuten passabel unterhalten. Und genügend Gesprächsstoff für den Rest des Abends bietet der Film alle male …
Kinostart: 24.04.2014