Johanna Wokalek: 'Nie wieder Tonsur!'

Von Sebastian Schmidt
Nach “Der Baader Meinhof Komplex“ ist “Die Päpstin“ die zweite große Produktion hintereinander. Man könnte sagen, es läuft rund für dich.
Das ist eher Zufall. Es gibt Zeiten der Stürme, und dann ist auch mal wieder ein bisschen Flaute. Das kann man sich nicht aussuchen. Aber “Die Päpstin“ zu spielen ist eine absolute Traumrolle. Ich konnte mich in einen Mann verwandeln und versuchen, es möglichst glaubhaft zu machen.

Als wir den Maskentest mit einer geklebten Glatze gemacht haben, war klar, dass das funktionieren wird.
Aber im Film hast du eine echte Tonsur getragen. Wie bist du damit im Alltag umgegangen?
Mütze! Zumindest auf der Straße. Freunde sagten, ich solle ganz offensiv damit umgehen. Aber ich entschied mich für die Mütze. Während des Drehs hat es mich nicht gestört. Danach war es lästig. Dann muss man warten, bis es nachwächst.

Das habe ich natürlich als erstes gefragt, aber das wäre aus technischen Gründen nicht gegangen. Wir waren ganz lange Zeit in Marokko. Die Sonne knallte uns senkrecht auf den Kopf, da wäre eine künstliche Tonsur unglaublich kompliziert zu machen gewesen.
Der Kahlschlag war also eine große Überwindung für dich. Was würdest du auf keinen Fall für eine Rolle machen?
Ich werde mir auf keinen Fall noch mal eine Tonsur schneiden lassen! Das klingt zwar überdramatisch, es sind ja nur Haare, aber es dauert nun mal, bis sie wieder nachwachsen. Ich weiß aber auch von anderen Kollegen, die Tonsuren bekommen haben. Die waren alle Mittelalter-Fans und hatten lange Haare, da wurde um jeden Millimeter verhandelt (lacht). Da dachte ich, jetzt stellen die sich noch mehr an, als ich.

Ich erinnere mich an diesen roten Mantel. Er hatte eine Menge Stoff. Ich sagte: ’Ihr müsst mir irgendwas bauen. Ich kann den nicht tragen.’ Dann haben sie mir einen Unterbau gebastelt.
Wie bereitet man sich auf so eine Rolle vor?
Ich habe den Doku-Film ’Die große Stille’ gesehen. Das war am hilfreichsten. Da geht um ein Schweige-Kloster des Karthäuserordens. Man sieht ein Jahr im Leben der Mönche. Dadurch bekam ich einen guten Einblick in das geregelte spirituelle Leben.

Ich freue mich natürlich darüber. Aber für mich ist das größte Lob der Applaus nach einer Theater-Vorstellung. Oder der Kinozuschauer, der Lust hat, diesen Film zu sehen und dadurch irgendwie berührt wird.
Wie fühlst du dich, im Mittelpunkt zu stehen und bei der Film-Premiere über den Roten Teppich zu gehen?
Das gehört nun mal dazu. Aber ich glaube, dass es ganz wichtig für mich ist, mich zurückzuziehen, um mich auf neue Rollen vorzubereiten.

Natürlich. Schon gestern waren wir alle zusammen essen. Es war ein toller Abend. Das ist ja das Komische am Drehen. Man ist lange intensiv zusammen und dann fliegt jeder auf seinen Erdteil zurück und man sieht sich nicht mehr. Man schickt mal eine Mail, aber dann gibt’s ja auch noch die Zeitverschiebung.
Was war das Schönste am Dreh für “Die Päpstin“?
Wir waren vier Wochen in Marokko in einem Hotel. Das schweißt unglaublich zusammen. Es war sehr witzig mit John Goodman und David Wenham. Man erzählt sich Geschichten und macht ein bisschen Blödsinn. Das war eine tolle Zeit.

David ist einfach unglaublich lustig. Wie kommen ja alle aus dem Theater-Fach. Dadurch lernten wir uns sofort gut kennen, denn wir hatten von Anfang an ein Thema. Die haben alle den Schalk im Nacken.
Hast du es irgendwann mal bereut, Schauspielerin geworden zu sein?
Nein, ich bereue nichts. Es gibt in dem Beruf natürlich immer Krisen. Aber als Schauspielerin weiß man, dass Unsicherheiten und Ängste dazu gehören.
Herzlichen Dank für das Gespräch.
