Jetzt spricht Jörg Kachelmann

Der Wettermoderator kämpft um seine Ehre

In seinem Prozess hat Jörg Kachelmann fast neun Monate lang beharrlich geschwiegen. Doch nach seinem Freispruch kündigte er nun in der 'Zeit' einen umfassenden juristischen Gegenschlag an.

Er kämpft um seine Ehre. "Es gab keine Gewalt in meinem Leben", betonte er in einem Interview mit der Wochenzeitung 'Die Zeit'. "Keine Gewalt gegen Erwachsene, keine gegen Kinder, keine Übergriffe, auch keine sogenannten Grenzerkundungen und schon gar keine -überschreitungen." Daher werde er zivil- und strafrechtlich versuchen, alle Leute zu belangen, die dies behauptet hätten. Im Internet seien die Vorwürfe dokumentiert. "Alles, was deutschen, schweizerischen und amerikanischen Anwälten einfällt, möchte ich in die Schlacht werfen", kündigte der 52-Jährige an.

Zornig und traurig mache ihn, dass der Prozess auch andere Menschen in seinem Umfeld belaste. "Meine Frau steht jetzt unter dem Generalverdacht, nicht nur jung, sondern auch blöd zu sein. Die Leute blicken Miriam an und sagen sich: die Arme." Die Wahrheit sei, dass er ohne ihre Intelligenz und ihre Entschlossenheit den Prozess nicht durchgestanden hätte. "Und dann gucken sie schnell, ob an ihrer Kehle ein Abdruck von einem Hundehalsband zu erkennen ist - weil in einigen Blättern ja stand, ich stünde auf Sado-Maso-Praktiken."

Auch für seine über 80 Jahre alte Mutter sei es schwer, ebenso wie für seine acht und elf Jahre alten Söhne. "Die Kinder wurden in die ganze Sache hineingezogen, das war furchtbar." Er werde nicht aus Deutschland fliehen, obwohl er diesen Rat häufig höre. "Aber resignieren und auswandern, so weit bin ich noch nicht. Ich will was unternehmen", betonte Kachelmann.

Der Wettermoderator kündigte zudem an, seine Erfahrungen aus dem Prozess in einem Buch aufzuarbeiten. "Es soll den Titel 'Mannheim' tragen, Mannheim als Sinnbild des Elends." Das Landgericht Mannheim hatte Kachelmann nach mehr als 40 Verhandlungstagen vom Vorwurf der Vergewaltigung seiner Ex-Geliebten aus Mangel an Beweisen freigesprochen. Die Staatsanwaltschaft und die Nebenklage haben inzwischen Revision beantragt.

Von der deutschen Justiz zeigte sich Kachelmann tief enttäuscht. In seinem Prozess habe er so viel Irrationalität kennengelernt, dass er den Glauben an die Justiz komplett verloren habe, "was den Großraum Mannheim angeht. Deswegen habe ich auch nicht unbedingt an einen Freispruch geglaubt", sagte er im 'Zeit'-Interview.

Aus diesem Grund sei auch der Rat seines Anwalts richtig gewesen, im Prozess zu schweigen. "Wieso hätte ich mich beteiligen sollen an diesem Schwachsinn?", sagte Kachelmann. "Ich hätte an jedem Prozesstag hundertmal aufstehen und sagen müssen: "Das ist gelogen!""

Der Moderator gestand in dem Gespräch aber auch eigene Fehler ein. "Ich habe Frauen belogen und ihnen Räubergeschichten erzählt. Ich bin nicht stolz drauf." Dies rechtfertige jedoch nicht eine erfundene Vergewaltigungsgeschichte. "Das ist kriminell. Dafür gibt es keine Rechtfertigung."

Bilderquelle: dpa

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