Jesus liebt mich: Florian David Fitz in apokalyptischer Mission
3,5 von 5 Punkten
Dr. Marc Meier spielt nun Jesus? Ja, und macht in seiner Komödie 'Jesus liebt mich' auch noch fast alles selbst. Denn Florian David Fitz, den vor seinem Riesenerfolg als Schwerenöter in 'Doctor's Diary' kaum jemand kannte, mausert sich zu einem der vielseitigsten Stars der Filmbranche. Der TV-Star spielt nicht nur zunehmen Hauptrollen in Kinofilmen wie 'Männerherzen' oder 'Die Vermessung der Welt', sondern strebt auch hinter die Kamera. Für 'Vincent will Meer“ verfasste er das Drehbuch, bei seinem neuesten Werk schrieb er nicht nur das Skript, sondern saß auch auf dem Regiestuhl. Und, wie meistert er die Dreifach-Herausforderung?
Als Schauspieler hat es Florian David Fitz nicht so schwer, schließlich ist sein Jesus ein charmanter Gutmensch, den außer Nächstenliebe nicht allzu viele Gefühlsregungen zu plagen scheinen. Er landet in just dem Provinznest, in dem Marie (natürlich und mitreißend: Jessica Schwarz) gerade vor dem Traualtar ihrem Verlobten den Laufpass gegeben hat. Der Typ ist aber auch so übertrieben schäbig und spießig, dass man sich als Zuschauer fragt, wie sich so eine hübsche Frau überhaupt länger als 30 Sekunden mit ihm abgegeben haben sollte. Aber geschenkt, man merkt ohnehin schnell, dass der Humor hier etwas brachial daher kommt. Dabei mangelt es Fitz bei der sehr freien Bearbeitung des gleichnamigen Bestsellers von David Safier gar nicht an netten Ideen und flotten Sprüchen.
Die frisch getrennte Marie zieht bei ihrem Papa (Peter Prager) wieder ein und muss feststellen, dass Svetlana (Palina Rojinski), das russische Busenwunder in Hotpants hier nicht nur putzt und in Maries ehemaligem Kinderzimmer nun eine Pole-Dance-Stange steht. Und dann läuft ihr auch noch der mit seiner Langhaarfrisur und seinem Vollbart unverschämt gut aussehende Jeshua (Fitz) über den Weg. Dass der Mann aus Palästina kommt, ist für sie zunächst ein Hindernis („Terrorist“, schießt es ihr durch den Kopf), aber eine Frau mit 30 muss sich damit abfinden, dass Typen in ihrem Alter eine Macke haben, und so lässt sie sich auf ein Date in einer schäbigen Pizzeria ein.
Da wäscht Jeshua erstmal einem Bettler die Füße und animiert die Restaurantgäste zum Teilen, der Zuschauer aber wundert sich, dass der Mann perfekt Hochdeutsch spricht, aber noch nie was von Tomaten gehört haben will. Aber man muss ja nicht alles logisch finden in einem Drehbuch, das ohnehin so übertreibt, dass man alles nicht ganz ernst nehmen kann. Natürlich läuft das nicht ohne Probleme ab, wenn eine Dorfschlampe sich mit dem Messias einlässt. Und dazu ist der ja auch nur in der modernen Welt unterwegs, weil er die Apokalypse vorbereiten soll, die nächsten Dienstag stattfindet – das passende Thema für einen Film, der einen Tag vor dem von den Mayas prognostizierten Weltuntergang startet. Da wundert es einen auch nicht, wenn der versoffene Pfarrer (Henry Hübchen) der gefallene Erzengel Gabriel ist und am Ende noch Michael Gwisdek mit blonder Langhaarperücke Gott spielt.
Wer das zu schräg findet, sollte von vornherein fernbleiben. Alle, die bei einem rotzfrechen Umgang mit kirchlichen Themen nicht zusammenzucken und gut aufgelegte Schauspieler sehen wollen, kommen hier auf ihre Kosten. Der Humor ist Geschmackssache, aber Florian David Fitz hat seine Inszenierung gut im Griff und meistert selbst aufwändige Special Effects weitgehend geschmackssicher, vor allem, wenn man bedenkt, dass er zum ersten Mal Regie führt. Alles in allem unterhaltsam, aber sehr gewöhnungsbedürftig.
Von Mireilla Zirpins