Jeff Bridges in 'Hüter der Erinnerung: The Giver': Herzensprojekt nicht überzeugend

2,5 von 5 Punkten
Was kommt dabei heraus, wenn man die Klassiker 'Pleasantville', 'Die Truman Show' und 'Die Insel' zusammenwirft und gut geschüttelt in einen Film packt? Die Antwort ist die Dystopie 'The Giver – Hüter der Erinnerung'. Diese Romanverfilmung von Regisseur Philipp Noyce ('Salt', 'Catch a Fire') hat die wichtigsten Elemente der drei Filme genommen und einen außergewöhnlichen Teenie-Film á la 'Divergent – Die Bestimmung' zusammen. Leider klingt dies vielversprechender als es nachher tatsächlich umgesetzt werden konnte.
'The Giver' ist ein ganz besonderes Herzensprojekt von Schauspieler Jeff Bridges ('R.I.P.D', 'Iron Man') und er hat es sich nicht nehmen lassen, im Film den Hüter zu mimen. Bereits als die Geschichte im Jahr 1993 als Kinderbuch von Lois Lowrys auf den Markt kam, sicherte er sich die Rechte für eine Verfilmung. Damals wollte er noch seinen Vater Lloyd Bridges als Hüter auf der Leinwand wirken lassen, doch dieser verstarb, bevor der Film umgesetzt werden konnte. Erst als Filme wie 'Die Tribute von Panem' und 'Divergent' immer mehr Beliebtheit erlangten, kamen die nötigen Gelder für den Film zusammen. Doch es scheint, als wenn nicht genug Zeit vorhanden war, um die Geschichte rund zu entwickeln und abzuschließen.
Die Geschichte rund um den 16-jährigen Jonas (Brenton Thwaites, 'Maleficent', 'The Signal') spielt in einer Welt, in der die Menschen in Gleichheit und Emotionslosigkeit leben müssen. Nach einer globalen Katastrophe haben die Ältesten beschlossen, eine Umgebung zu kreieren, die für alle Menschen gleich ist. Alle tragen die gleiche Kleidung, erfüllen ihre zugeschriebenen Aufgaben und selbst die Familien werden von den Ältesten bestimmt. Es gibt keine Liebe, keinen Schmerz und keine Trauer, allerdings auch keine Freude und keinen Spaß. Die Menschen werden genau wie in der 'Truman Show' von Kameras überwacht und bekommen Anweisungen von den Ältesten. Um diese Trostlosigkeit zu veranschaulichen, haben die Macher das Element der Schwarz-Weiß-Verfilmung gewählt. Der gesamte erste Teil des Films kommt völlig ohne Farbe und Spezial-Effekte aus. Doch anders als im Film 'Pleasantville' kehrt die Farbe in das Leben nur für den Protagonisten Jonas zurück, der dazu bestimmt ist, als Hüter die Erinnerungen der gesamten Menschheit zu tragen und die Ältesten zu beraten. Je mehr Erinnerung er als Hüter gezeigt bekommt, desto mehr begreift er, dass es auch Liebe und Freude im Leben geben kann. Die Farben und das intensive Spiel mit Kontrast und Helligkeit der Farbe unterstützen seine Erfahrungen nur umso mehr.
Gut gemeint ist nicht immer gut gemacht

Die anderen Figuren des Films kommen allerdings zu kurz. Jonas bester Freund Asher (Cameron Monoghan, 'Shameless', 'Vampire Academy') steht in einem Zwiespalt zwischen der Loyalität zu dem System und seiner Freundschaft zu Jonas. Dieser Zwiespalt kommt allerdings nur sehr spärlich zu Geltung. Dies liegt allerdings nicht an dem schauspielerischen Können der Darsteller, es wirkt eher, als wenn man den Fortgang der Geschichte antreiben wolle und deshalb nicht alle Aspekte voll ausgeführt wurden. Hinzu kommt, dass eine Liebesgeschichte zwischen Jonas und Fiona (Odeya Rush, eine Newcomerin, die in Hollywood bisher unbekannt war) auf der Leinwand entsteht. In der Buchvorlage sind die Jugendlichen zwölf Jahre alt und die Drehbuchautoren haben sie älter gemacht, um ein breiteres Publikum anzusprechen. Die Liebesgeschichte wirkt wie ein Fremdkörper und die Emotionen sind nur rar gesät. Als Zuschauer scheint man gar nicht recht zu verstehen, was sich zwischen den beiden Charakteren entwickelt.
Je mehr der Film sich dem Ende neigt, desto rasanter und unausgewogener wird die Handlung. Schön ist, dass hier mehr Farben aus der Sicht von Jonas auf die Leinwand kommen und auch die restlichen Figuren scheinen mit ihrer gewohnten, langweiligen Welt zu hadern und kommen ins Grübeln. Das Ende hätte weiter ausgebaut werden können. Die Geschichte scheint nicht abgeschlossen zu sein und als Zuschauer wünscht man sich mehr Informationen über das weitere Leben der Figuren. Statt des Abspanns erwartet man einen weiteren Handlungsstrang. Die 97 Minuten des Films hätten durchaus mehr Raum für weitere Ausführungen geboten. Dies hätte die Geschichte abgerundet und die Fragen der Zuschauer hätten beantwortet werden können. Auch wenn der Film versucht, auf die Erfolge von 'Die Tribute von Panem' und 'Divergent' aufzuspringen, so kann 'The Giver' mit diesen Blockbustern leider nicht mithalten. Gut gemeint ist leider nicht immer gut gemacht.