Wie in aller Welt soll man heute die junge Zielgruppe für Sagen des klassischen Altertums begeistern? Ganz einfach: Wenn man genau hinsieht, gibt es in der griechischen Mythologie jede Menge Sex, Gewalt und gruselige Monster. Und genau darauf setzt Regisseur Louis Leterrier (“Transporter 2“, “Der unglaubliche Hulk“) in seinem 3D-Sandalen-Abenteuer “Kampf der Titanen“.
Für Sex-Appeal sorgen Sam Worthington als unerschrockener Held Perseus und Mads Mikkelsen als sein Sidekick Draco - beide in Miniröckchen und Sandalen - sowie das genau so leicht beschürzte Ex-Bond-Girl Gemma Arterton als ätherische Göttin Io. Und gekämpft wird reichlich, denn der als Mensch aufgewachsene Halbgott Perseus muss einige Abenteuer bestehen. Er soll die Menschheit retten, die die Götter auf dem Olymp so erzürnt hat, dass ihr Fortbestand bedroht ist. Aber der rebellische Haudegen weigert sich anzuerkennen, dass ausgerechnet Götterkönig Zeus sein Vater ist und versucht, mit der bloßen Kraft seiner Hände Unterwelt-Scheusalen den Garaus zu machen.
Zu seinen Gegnern gehören ein paar animierte Riesenskorpione, ein gigantischer Kraken und die schlangenhäuptige Medusa, die von Laufstegschönheit Natalia Vodianova gespielt wird. Kurz: Für reichlich Gemetzel ist gesorgt. Doch sehen die Zweikämpfe mit den Sagenviechern nicht immer gut aus. Das mag daran liegen, dass Leterrier erst spät auf den aktuellen 3D-Hype aufgesprungen ist und seine Schlachtplatte nachträglich auf dreidimensional umgestellt hat.
Das sieht man den Effekten leider deutlich an. Während James Cameron in “Avatar“ gekonnte räumliche Tiefe erzielte und uns Tim Burton seine Fantasiefiguren in “Alice im Wunderland“ fast auf den Schoß springen ließ, kommen dem Zuschauer hier oft unscharfe Fratzen entgegen. Schade um die schöne Natalia Vodianova, deren Anblick man so nie wirklich zu fassen bekommt. Mit schnellen Schnitten zerhäckselt Leterrier manche Kampfszene so, dass man das Gefühl bekommt, er wolle über technische Unzulänglichkeiten hinwegwischen.
Ein Glück, dass die Handlung wenigstens kurzweilig ist und die Schauspieler ihre Sache weitgehend gut machen. Allen voran “Avatar“-Hauptdarsteller Sam Worthington. Der Australier spielt in jeder Szene überzeugend und mit frischem Charme, ohne dabei für einen Halbgott zu flapsig zu wirken. Den Part des Sprücheklopfers übernimmt hier Ex-Bond-Bösewicht Mads Mikkelsen, der sonst eher im europäischen Autorenfilm zu Hause ist, sich aber hier auch körperlich in guter Form zeigt.
Abgerundet wird der wirklich beeindruckende Cast durch Liam Neeson und Ralph Fiennes als Erzfeinde Zeus und Hades und Gastauftritte wie dem von Top-Model Agyness Deyn als Aphrodite. Das entschädigt ein wenig für den zu verwaschenen Look der auf großes Epos gebürsteten Bilder. Ein 3D-Film ist das nicht, und man sieht die Schwächen, wenn man die Brille abnimmt, mindestens genau so gut wie ohne. Wer sich daran nicht stört, bekommt immerhin viel Radau, einige Monster und ein ganz klein bisschen Sexappeal geboten.
Von Mireilla Zirpins