TVNOW: „Obduktion – Echte Fälle mit Tsokos und Liefers“
Jan Josef Liefers: „Der Tod ist immerhin das einzig sichere in unserem Leben“

„Obduktion – Echte Fälle mit Tsokos und Liefers“
Rechtsmediziner und Schauspieler im Interview
Rechtsmediziner Prof. Dr. Michael Tsokos und Schauspieler Jan Josef Liefers gehen in der neuen TVNOW True-Crime-Dokumentation „Obduktion – Echte Fälle mit Tsokos und Liefers“ ab 04.01.2021 auf Spurensuche. Im Interview haben sie uns verraten, was das besondere an „Obduktion“ ist. Im Video gibt es erste spannende Einblicke.
Tod den Schrecken nehmen
Der Rechtsmediziner Prof. Dr. Michael Tsokos entschlüsselt mit seinem Team Schritt für Schritt das Rätsel um zwei echte Todesfälle. Warum soll eine Obduktion erstmalig öffentlich im TV gezeigt werden? „Ich bin immer wieder in den letzten Jahren gefragt worden: So eine Obduktion, das würde ich gerne mal sehen, kann man da mal dabei sein? Gibt es das auch öffentlich?“ verrät Michael Tsokos, „irgendwann kam ich zu dem Punkt, vielleicht gibt es eine Möglichkeit die interessierte Öffentlichkeit so doch einmal mitzunehmen. Wir zeigen in dieser Dokumentation nicht nur die Arbeit in der Rechtsmedizin, sondern auch, dass eine funktionierende, objektive und mit höchsten wissenschaftlichen Standards agierende Rechtsmedizin den Bürgern unseres Landes Rechtssicherheit garantiert und damit eine Basis jeder Demokratie darstellt.“
Jan Josef Liefers ist als Beobachter und Fragender dabei. Er findet: „Für mich geht es nicht nur darum, die Arbeit eines Rechtsmediziners so zu zeigen, wie sie wirklich ist. Sondern auch um die Möglichkeit, seine Einstellung zum Sterben und zum Tod zu überprüfen. Der Tod ist immerhin das einzig sichere in unserem Leben, und doch tun wir gern so, als gäbe es ihn nicht. Was wir hier sehen, das sind die sterblichen Überreste, was von uns gefunden wird, wenn wir gegangen sind. So sieht das aus, so fühlt es sich an. Es ist gut, diesen Umgang - auch ganz physisch - zu erleben. Das nimmt dem Tod viel von seinem Schrecken – jedenfalls für mich.“
Darum ist Jan Josef Liefers als Beobachter und Fragender dabei
„Für echte Obduktionen, wie sie uns hier erwarten, gibt es kein Drehbuch. Die Dokumentation begleitet meine Arbeit als Rechtsmediziner absolut authentisch. Deshalb bin ich froh, dass mit Jan Josef Liefers mit dabei ist, der das, was wir herausfinden, auch für den Zuschauer übersetzen und quasi an Stelle des Zuschauers die richtigen Fragen stellen kann“, sagt Tsokos. Er ist auch noch Leiter der Rechtsmedizin der Berliner Charité.
„Vermutlich hat mich Michael Tsokos gefragt, weil ich so ein Hybridwesen bin. Neugierig und medizinisch stark interessiert. Ich habe genug Fragen im Kopf, um Michael zu löchern, die er normalerweise hier niemals so erklären müsste. Da bin ich ein bisschen der Fährmann zwischen Wissenschaft und Publikum“, sagt der Schauspieler zu seiner Funktion in der Dokumentation.
„Das einzige wovor ich wirklich Angst habe, ist das dort mal jemand liegt, den ich kenne“
In in der True-Crime-Doku wird gezeigt, warum Obduktionen so wichtig sind. Jan Josef Liefers sagt: „Weil die Rechtsmedizin wissenschaftlich präzise und ohne Emotionen herauszufinden versucht, was wirklich passiert ist. Es geht um die Rekonstruktion unklarer Todesfälle, der Ursache, die zum Tod geführt hat. Und die Frage: Handelt es sich um ein Verbrechen?“
Das wäre auch der einzige Grund, die Dreharbeiten zu unterbrechen, wie Tsokos erklärt: „In dem Moment, wo wir feststellen, dass es sich um ein Tötungsdelikt handelt oder auch nur der leiseste Verdacht besteht, müssen wir natürlich die Dreharbeiten abbrechen. Dann ist das ein Fall für die Mordkommission. Das heißt: Kameras sofort aus. Dann werden die Mordkommission und die Spurensicherung dazu geholt, es wird alles explizit dokumentiert, wir nehmen Asservate für toxikologische Untersuchungen und dann kann der Leichnam trotzdem frei gegeben werden.“
Hatte der Schauspieler Angst davor, bei einer Obduktion dabei zu sein? „Das einzige wovor ich wirklich Angst habe, ist das dort mal jemand liegt, den ich kenne“, sagt er.
Irrtümer über die Rechtsmedizin aufgeklärt
Hören die wahren Rechtsmediziner auch Musik während der Obduktion? Prof. Dr. Tsokos räumt mit diesem Irrtum auf: „Das ist natürlich Quatsch. Ein Irrtum ist auch, dass wir uns Mentholpaste unter die Nase schmieren, um das überhaupt aushalten zu können. Das macht kein Mensch, weil wir unseren Geruchssinn tatsächlich brauchen. Riecht es zum Beispiel nach Ammoniak, kann das ein Hinweis auf ein Nierenversagen sein. Da ist der Geruchssinn ganz entscheidend.“
Und warum werden am Ende einer Obduktion alle Organe zurück in den Körper verbracht? Der Experte erklärt: „Es ist ganz entscheidend, dass alle Organe wieder zurück in den Körper kommen, abgesehen von Proben, die wir für toxikologische und mikroskopische Untersuchungen nehmen. Aus dem einfachen Grund: Es kann ja sein, dass ich hier etwas feststelle, womit die Familie überhaupt nicht einverstanden ist. Und die wenden sich dann an die Staatsanwaltschaft oder auch einen anderen Rechtsmediziner und sagen, dass glauben wir nicht, wir möchten noch eine Obduktion.“
So lief die Zusammenarbeit von Rechtsmediziner und Schauspieler ab
Und was halten Rechtsmediziner und Schauspieler nun von ihrer Zusammenarbeit? „Ich finde Jan hat sich unheimlich gut geschlagen. Er war ja nicht nur die ganze Zeit dabei, sondern mittendrin. Das ist nicht selbstverständlich, dass man das durchhält und er hat dabei immer noch die richtigen Fragen im richtigen Moment gestellt. Er war immer voll bei der Sache und das finde ich bemerkenswert“, lobt Prof. Dr. Michael Tsokos.
„Michael Tsokos und ich kennen uns schon länger. Aber in seinem Team gab es für mich vier neue Bekanntschaften: Luisa und Cindy als Sektionsassistentinnen, Dr. Larissa Rösler und Dr. Lars Oesterhelweg. Die Offenheit und Freundlichkeit mir gegenüber, dass fast Alltägliche im Umgang mit mir, das hat mir sehr geholfen und beeindruckt. Für mich war es insgesamt überwältigend. Es gibt Dinge, die sind ein bisschen größer als man selbst. Das Schlimmste ist eher, dass man hinterher zu Hause ist und denkt, dieses und jenes hätte ich auch noch Fragen sollen“, sagt Jan Josef Liefers.