'James Cameron’s Sanctum': Viel Wasser, wenig Story
2,5 von 5 Punkten
Wer unter Platzangst leidet und dazu noch wasserscheu ist, für den ist ‚James Cameron’s Sanctum in 3D’ definitiv nichts. Aber auch dem restlichen Publikum bietet der Film nicht gerade Spaß pur. Dafür ist die Story um das Schicksal eines eingeschlossenen Höhlenforscher-Teams, das vor eindringenden Wassermassen flüchten muss, zu dünn. Da hilft auch kein 3D…
Schon der Titel ist eine Mogelpackung: ‚James Cameron’s Sanctum’ müsste eigentlich ‚Alister Grierson’s Sanctum’ heißen. Denn nicht der ‚Titanic’-Regisseur hat hier ‚Action’ gerufen, sondern besagter Alister Grierson. Nur – den kennt eben keiner. Also wurde James Cameron, der den Film produziert hat, als Zugpferd in den Titel gesetzt und das Ganze noch in 3D gedreht und – schwupps – rollt der Rubel an den Kinokassen. Hat man sich in Hollywood wohl so gedacht...
Vergessen hat man dabei offenbar eine gute Story. Die Handlung dreht sich um das fünfköpfige Höhlentaucher-Team um Frank (Richard Roxburg) und Carl (Ioan Gruffudd). Gemeinsam mit drei weiteren Mitstreitern wollen sie die größte und unzugänglichste Höhle der Erde erforschen. Überrascht von einem Unwetter und hereinbrechenden Wassermassen muss die Gruppe einen Fluchtweg aus der unterirdischen Höhle finden.
Klingt eigentlich gar nicht so unspannend, doch was daraus geworden ist, ist ziemlich hanebüchen. Statt sich ausschließlich auf den Handlungsstrang der Flucht zu konzentrieren, verzetteln sich die Drehbuchautoren Andrew Wight und John Garvin in zusätzlichen Nebenhandlungen rund um Liebe, Hass und Macht.
Die australischen Schauspieler, die bislang vorwiegend in TV-Produktionen gearbeitet haben, schaffen es nicht, ihren Charakteren Tiefe und Glaubwürdigkeit zu verleihen. Teilweise wirken sie fast überfordert von der großen Leinwand. Einzig Richard Roxburgh überzeugt als wortkarger Forscher-Veteran Frank. Wenn er zu Filmsohn Josh sagt: „Höhlen sind meine Religion“, dann nimmt man ihm ab, dass ihm Gestein näher steht als Menschen und ihre Eitelkeiten.
Auch die Kamera leistet ganze Arbeit. Die Totalen in gigantischen Höhlen sind ebenso beeindruckend wie die Einstellungen in den engsten Tauchpassagen. Kameramann Jules O’Loughlin ist immer mitten im Geschehen und sorgt mit spektakulären Bildern für die wenigen Highlights des Films. Schade nur, dass Textzeilen wie „Pass auf, der Durchgang ist enger als das Loch einer Nonne“ die Gänsehaut-Atmosphäre gleich wieder zunichtemachen.
Sicher hat der Film spannende Momente, schließlich will man wissen, wer am Ende überlebt. Nur ist das ‚10 kleine Negerlein’-Prinzip, nach dem die Geschichte erzählt wird, völlig abgedroschen. Hinzu kommen flach gezeichnete Figuren, mit denen man kaum mitfiebert, und dünne Dialoge, die über Sprüchklopf-Niveau kaum hinausgehen. Auch 3D als ‚Allheilmittel’ bringt keinen Pfiff in die Sache – im Gegenteil, man hätte gut darauf verzichten können. Wirklich mitreißend sind hier nur die Wassermassen.
Von Esther Hetzert