Jacksons geduldige Nachbarn

von Jessica Mazur
Viele Leute, die zum Urlaub machen nach Los Angeles kommen, hoffen während ihres Aufenthalts einem Celebrity zu sehen. Einige Leute, die in LA leben, freuen sich hingegen, wenn sie KEINEN Celebrity sehen müssen: die Nachbarn nämlich! Warum? Weil neben einem Promi zu wohnen, extrem nervig sein kann. Ständig belagern Paparazzi die Straße, immer wieder tauchen Fans auf, in der Hoffnung ihr Idol kurz zu Gesicht zu bekommen, und mehrmals täglich chauffieren Tour-Busse die Touristen durch die Straßen. Ganz schlimm wird es, wenn "the Star next door" in die Schlagzeilen gerät, denn dann rückt auch noch die Weltpresse samt Übertragungswagen und News-Helikoptern an und das eigene Zuhause ist kaum noch zu erreichen.
Verständlich, dass da schon mal die Nerven blank liegen können. Zumal die Hollywood-Prominenz ja gerne in den besten Wohngegenden lebt und somit auch die Nachbarn oftmals mehrere Millionen für ihre Häuser auf den Tisch gelegt haben, nur um dann tagaus/tagein den typischen LA-Paparazzi-Zirkus mitmachen zu müssen. Anzeigen oder Protestaktionen der Nachbarn gegen einen Promi sind deshalb keine Seltenheit in der City. So musste sich Britney Spears auf offener Straße nachbarschaftliche Beschimpfungen anhören, wie "Nobody wants you in this neighborhood, MOVE!", Paris Hiltons Nachbarn boten dem Hausbesitzer sogar Geld an, wenn er seine blonde Mieterin vor die Tür setzt, damit diese aus der Gegend verschwindet, Lindsay Lohans Nachbarn starteten eine Unterschriftenaktion gegen das Partygirl und auch Promis wie Madonna, die Beckhams, Leonardo DiCaprio und Rihanna gerieten bereits mit den Leuten von nebenan aneinander.
Umso überraschter sind die Medienvertreter Hollywoods, die mitbekommen haben, was sich in den letzten vierzehn Tagen in Holmby Hills abgespielt hat, der "poshen" Wohngegend, in der Michael Jackson in den letzten Monaten lebte. Die Situation, seitdem der Tod des King of Pops bekannt gegeben wurde, ist folgende: Menschen aus aller Welt belagern die Straße vorm Haus, noch immer nutzen die amerikanischen Reporter das Anwesen als Hintergrund für ihre Moderationen, der Strom von Fans, die vor dem Haus Blumen oder Geschenke ablegen, will nicht abreißen, obwohl die Jackson Familie vor ein paar Tagen bereits mit den Aufräumarbeiten beginnen ließ und nicht nur die "Deadly Departed Tour", von der ich gestern berichtet habe, fährt mehrmals täglich an dem Anwesen vorbei, auch alle anderen "Star Tours" haben das Holmby Hills Neighbourhood in ihre Route mit aufgenommen.
Ein Ende ist vorerst nicht in Sicht. Doch was machen die Nachbarn? Überraschenderweise gar nichts! Anstatt sich wie gewöhnlich in Hollywood aufzuregen, zucken sie mit den Schultern, sagen sich "Was soll's?" und reagieren mit vollstem Verständnis. "Natürlich ist es laut, aber jemand wie Michael Jackson hat es verdient", erklärt ein Nachbar auf Nachfrage der Medien. Eine Anwohnerin fügt hinzu: "Er war genauso alt wie ich. Er war auch für uns etwas Besonderes, das darf man nicht vergessen", und Filmproduzent Richard Berman, der zwei Häuser von Jacksons Haus entfernt lebt, sagte gegenüber Presse: "Ich bin Menschenaufläufe gewöhnt, allerdings nicht in meinem Vorgarten. Aber egal, ich habe kein Problem damit."
Die Reporter, die seit Tagen über Jackson berichten, sind sich auf jeden Fall einig: So verständnisvolle Nachbarn gab's noch nie Hollywood. Der Fernsehsender NBC erklärte Holmby Hills deshalb jetzt sogar zum "Most Patient Neighbourhood in America". Jetzt dürfen nur Paris und Co. davon keinen Wind bekommen, sonst kommen die am Ende auch noch auf die Idee, in dem Stadtteil zwischen Beverly Hills und Bel Air ihre Zelte aufzuschlagen. Ich könnte mir vorstellen, dass die verständnisvolle 'Pro-Celebrity' Stimmung der Holmby Hills-er sonst ganz schnell umschlagen kann...
Viele Grüße aus Lalaland sendet Jessica Mazur
