'Iron Doors 3D' - Flucht aus der Hölle
3,5 von 5 Punkten
DAS ist mal eine Premiere: Der erste deutsche Independent-3D-Film, der ins Kino kommt - und gleich internationale Preise abräumt. In 'Iron Doors 3D' von Stephen Manuel überzeugt Axel Wedekind als Akteur in einer schier ausweglosen Situation. Was kann der Film wirklich?
Eine tote Ratte. Ein fensterloser, tresorartiger Raum. Eine gigantische, verschlossene Stahltür. An der Decke eine kalte Neonlampe. In einer Ecke ein verschlossener Spind. Und ein auf dem nackten Betonboden liegender bewusstloser Mann.
In diesem Szenario erwacht Mark (Axel Wedekind). Weder weiß er, wie er hierher gelang, noch warum. Und schon gar nicht, wer ihn in diese Hölle versetzte. In einer Mischung aus Verwirrung, Ärger, Erstauen und Belustigung vermutet Mark einen Scherz von Arbeitskollegen. Perfide Rache eine verschmähten Ex? Fragen. Keine Antworten. Doch nach und nach beginnt Mark seine Situation zu analysieren. Er ruft. Er brüllt seine Wut gegen die Betonwände. Er hämmert mit den Fäusten an die mannshohe Stahltür. Aber niemand kommt.
Ein Mann. Eine tote Ratte. Angst. Hunger. Durst. Und Mark wird klar, dass niemand kommen wird, um ihn zu befreien. Er wird in diesem Raum sterben, wenn er nicht selbst etwas unternimmt. In der mit Fliegenleichen übersäten Deckenlampe entdeckt Mark den Schlüssel zum Spind. Inhalt: ein Schweißgerät, ein Hammer, ein Meißel. Ein Mann. Eine tote Ratte. Und ein Weg durch die Wand. Aber der Albtraum hat für Mark gerade erst begonnen.
Regisseur Stephen Manuel ('Der letzte Lude') schuf mit 'Iron Doors' den ersten deutschen Independent-Spielfilm in 3D. Mit Gespür für die klaustrophobische Situation seines Hauptdarstellers schickt Manuel seine Hauptfigur Mark und den Zuschauer auf eine Reise durch die Hölle.
Als Glücksgriff erweist sich hier Hauptdarsteller Axel Wedekind('Rohtenburg'), der den Zuschauer durch sein intensives Method-Acting schier körperlich in die Situation mitnimmt. In seinen besten Momenten erinnert Wedekind nicht nur mimisch, sondern auch äußerlich an die Horror-Ikone Bruce Campbell in der 'Tanz der Teufel'-Fortsetzung 'Armee der Finsternis'”, was 'Iron Doors' hin und wieder eine wohldosierte groteske Note beschert.
Der Lohn: Auf dem 3D-Festival Los Angeles 2010 wurde diese spannende Low Budget-Produktion bereits als bester fiktionaler Film ausgezeichnet und setzte sich dabei sogar gegen die Big-Budget-Produktion 'Piranha 3D' durch.
Der Mystery-Thriller 'Iron Doors' punktet mit einem hervorragend getimten Spannungsbogen, präziser Kameraarbeit und einem Hauptdarsteller, dem man den Horror wirklich abnimmt. Leider hat sich Regisseur Manuel nicht auf die Stärken Wedekinds verlassen - denn dem bürdet das Drehbuch leider eine gewisse aufdringliche Geschwätzigkeit in seinen Monologen auf. Hier wäre weniger Text eindeutig mehr gewesen.
Das leider esoterisch verkitschte Ende vermag diesen mitreißenden Film zwar nicht zu verhunzen, aber auch hier hätte man sich von Regisseur Manuel gewünscht, nicht auf Biegen und Brechen dem Zuschauer eine Antwort zu präsentieren, die nicht restlos überzeugt. Schwamm drüber. Davon abgesehen bietet 'Iron Doors' spannende und gelungene Unterhaltung. Und eine tote Ratte.
Von Thomas Schildmann