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Intimrasuren und Rumbums-Kartoffeln: 'Zweiohrküken'

'Zweiohrküken': Til Schweiger und Nora Tschirner wieder vereint

Intimrasuren und Rumbums-Kartoffeln: 'Zweiohrküken'

'Bringen Sie doch bitte für meinen Freund ein bisschen Intimsphäre, damit er drin rumstochern kann’, zischt Anna (Nora Tschirner) im Restaurant den ahnungslosen Kellner an. Und ihr Freund Ludo (Til Schweiger) kontert ebenso bissig: ‚Dann bringen Sie bitte meiner heißhungrigen Freundin einen Teller Rumbums-Kartoffeln.’ So also sieht das aus nach zwei Jahren Beziehung beim neuen Traumpaar des deutschen Films. Es geht zwar um Sex, und nur um Sex, aber offenbar nur noch um welchen mit anderen.

Ansonsten ist der Alltag eingekehrt bei der schlechtgekleideten Kindergärtnerin mit der dicken Brille und dem vermeintlich gezähmten Schwerenöter, der offenbar nicht mal mehr als schmieriger Boulevardjournalist arbeitet, sondern ab und zu in Annas Kita das Kasperletheater übernimmt, nie die Flaschen wegbringt und schon gar kein Klopapier besorgt. Also geben es die beiden sich dreckig mit reichlich derben Sprüchen – und fangen dann an, eifersüchtig hintereinander herzuspionieren.

Denn Ludo stellt auf einmal einer aufdringlichen Doppel-D-Tussi (Edita Malovich) nach, mit der er angeblich nur reden will. Aber warum in aller Welt nennt sie ihn in einer SMS ,Sexgott’? Und warum hat Anna diese SMS überhaupt gelesen? Und hat sie nicht selbst Dreck am Stecken? Schließlich taucht plötzlich dieser Ralf mit dem ‚Eiffelturm’-Gemächt bei ihr auf, mit dem sie so unglaublichen Sex hatte. Woher Ludo das mit dem tollen Beischlaf weiß? Schön blöd von Anna, säuberlich Liste zu führen über all ihre Sexualkontakte (das Heft ist übrigens ganz schön prall gefüllt dafür, dass die Erzieherin ja eher verklemmt wirkt). Und den Eiffelturm-Penis bekommt Ludo auch noch unfreiwillig zu sehen – genauso wie der Zuschauer.

Nora Tschirner ist wie beim ersten Mal Herz und Seele des Films

Intimrasuren und Rumbums-Kartoffeln: 'Zweiohrküken'

Wie Sie sehen, geht es wirklich nur um das ‚Eine’ in der Fortsetzung des Sechs-Millionen-Zuschauer-Hits ‚Keinohrhasen’. Das ist zwar oft platt, aber meist auch extrem lustig – nur kommen einem manche der Späße verdammt bekannt vor. Weniger wäre hier mehr gewesen, denn mit 124 Minuten Spielzeit ist ‚Zweiohrküken’ ohnehin zu lang. Zu viele Ideen, zu viele Figuren und Episoden versucht Schweiger in seine Komödie zu packen, deren Story in der Hälfte der Zeit auch erzählt wäre. Zum Glück halten sich die kitschigen heile-Welt-Episoden aus dem Bilderbuch-Öko-Kindergarten in Grenzen, in denen Schweiger zu seifiger Musik vor allem sein äußerst putziges Töchterchen Emma Tiger ins rechte (Gelbfilter-)Licht rückt.

Da ist man dann doch wieder froh, wenn Anna, Ludo und ihre jeweiligen Nebenbuhler mit trockenem Humor über Intimrasuren räsonieren und Til Schweiger einen feuchten Traum von Nora Tschirner in Pilotenuniform mit (aufgeklebten) Riesenbrüsten hat. Nora Tschirner ist wie beim ersten Mal Herz und Seele des Films, denn sie gibt ihre schlagfertige Kita-Tante so uneitel, schmerzfrei, natürlich und urkomisch, dass man den Film trotz seiner Schwächen einfach gern schaut. Auch Til Schweiger hat viele gute Momente und beweist, dass er auch über sich selbst lachen kann nicht nur, wenn er sich als Frau verkleidet.

Matthias Schweighöfers Rolle fällt deutlich größer aus als im ersten Teil – ein echter Gewinn, denn er verleiht selbst einem abgestandenen Scherz noch frischen Charme. Dazu gibt es nette Gastauftritte von Uwe Ochsenknecht (als Flirttrainer) und Thomas Heinze (als Schönheits-Doc), und die anderen drei Schweiger-Kids sind in ganz kleinen Rollen natürlich auch wieder dabei – schön in gelbes Licht getüncht und natürlich nicht in den Szenen, in denen es um ‚Schlappwürstchen’ und ‚Rumbums-Kartoffeln’ geht. Teil 3 folgt, garantiert.

Von Mireilla Zirpins

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