Interview: Mireilla Zirpins
Ryan, du spielst in der Komödie einen Mann, den seine Chefin erpresst, damit er sie heiratet. Was hat dir am meisten Spaß gemacht?
Ich fand es sehr charmant, dass ich sozusagen die ‚Leading Lady’ bin und Sandra Bullock der ‚Leading Man’. Ich mochte schon beim Drehbuch, wie sich die Geschlechterrollen vertauschen. Der Typ wird von diesem Teufel in Frauenklamotten derartig missbraucht und dreht den Spieß dann um.
Wie äußert sich denn deine weibliche Seite?
Sie ist auf jeden Fall sehr ausgeprägt bei mir. Ich respektiere meine Mutter, die mir viel beigebracht hat, vor allem auch über Frauen. Ich trage keinen Speer mit mir herum. Aber ich sehe in Absatzschuhen schrecklich aus.
Du prallst im Film frontal mit Sandra Bullock zusammen - nackt. Habt ihr wenigsten Body-Doubles bekommen?
Body-Doubles? Nein, da war nichts zu machen. Wir sind ja ganz nackt im Film. Das sind wirklich wir. Dazwischen war leider kein Platz für andere Leute. Der Dreh für diese Szene schien endlos zu sein. Aber es hat Spaß gemacht. Und es ist ja, damit das Publikum was zu lachen hat.
Wie verklemmt bist du bei solchen Szenen?
Ich bin da schon ziemlich schüchtern. Du trägst ja schließlich nichts außer vorn einem kleinen Stofffetzchen in der Farbe eines Hörgeräts. Das ist mehr als seltsam. Aber nach ein paar Stunden hat man das vergessen. Dann stehst du in deinem Lendenschurz da und quatschst mit den Leuten. Da musst du aufpassen, dass du deine Sachen auch wieder anziehst, bevor du heim gehst.
Gibt es denn Leute, die deine Nacktszenen lieber nicht auf der Leinwand sehen sollen? Deine Frau? Oder deine Eltern?
Nein, man muss in dieser Branche ganz schön schamlos sein. In ‚Selbst ist die Braut’ war die Nacktszene ja keine Liebesszene, sondern ein richtiger Stunt. Wenn da der Kameramann bei den Dreharbeiten plötzlich komisch guckt, weißt du, dass er was gesehen hat, was eigentlich nicht hervorgucken sollte. In diesem Fall sagst du dir: ‚Kriegsbeute’ und machst einfach weiter.
Wo ist die Grenze für deine Schamlosigkeit?
Den strippenden Tom-Jones-Verschnitt, den Oscar Nunez im Film gibt, hätte ich nicht spielen wollen. Dafür hätte ich nicht genug Eier.
Du warst schon vor dem Film mit Sandra Bullock befreundet. Wie habt ihr euch kennen gelernt?
Wir haben uns vor neun langen Jahren bei einem gemeinsamen Freund bei einem Abendessen getroffen. Danach ist die ganze Truppe weitergezogen, um Party zu machen. Irgendwann schaute ich rauf zur Tanzfläche und sah sie mit einem Typen tanzen. Moment Mal, dachte ich, das ist doch George Michael! Das war für mich das coolste überhaupt, denn damals war ich noch ganz neu in Hollywood. Sie ist großartig, aber sie ist die einzige, die das ständig vergisst und über sich selbst lacht. Ich glaube, das mag das Publikum so an ihr.
Du selbst wurdest unter die Sexiest Men Alive gewählt. Wie findet ihr sexy Jungs denn raus, auf welchem Platz ihr gerade rangiert? Seht ihr das im Supermarkt auf dem Magazincover?
Wir können ja nicht jeden ständig daran erinnern. (lacht) Ganz ehrlich: Ich habe keine Ahnung, wer das festlegt oder warum man so was überhaupt braucht. Offensichtlich geht es da nur um die Optik. Ich bin mir ziemlich sicher, dass einige Typen auf dieser Liste ganz schreckliche Menschen sind. Vielen Leuten wäre es vermutlich auch gar nicht aufgefallen, wenn sie es nicht irgendwo in einer Kurzbiografie gelesen hätten. Ich kann darüber nur lachen. Andernfalls wäre vermutlich auch einiges bei mir nicht in Ordnung.
Aber wann hast du herausgefunden, dass du auf solchen Listen stehst?
Keine Ahnung, ehrlich nicht.
Vielleicht durch einen Telefonanruf von deiner Mutter?
Oh, wie unangenehm!
Wie eifersüchtig ist deine Ehefrau Scarlett Johansson, wenn du so schöne Frauen wie Sandra Bullock auf der Leinwand küsst?
Soll ich dir ein Geheimnis verraten: Es ist nichts sexy daran, jemanden vor laufender Kamera zu küssen. Es stehen 50 bis 60 Leute drum herum, die sich am Hintern kratzen und sich fragen, wann es endlich Mittagessen gibt. Es sieht nur im Film so intim aus.
Gibt es nie Ärger, weil das auf der Leinwand ein bisschen zu überzeugend aussieht?
Wenn man das denkt, habe ich meinen Job gut gemacht.
Würdest du eine romantische Komödie mit Scarlett Johansson drehen?
So wähle ich meine Rollen nicht aus. Ich sage nicht: So, als nächstes mache ich mal eine Romantic Comedy.
Aber würdest du denn mit Scarlett gemeinsam vor der Kamera stehen wollen?
Ich bin nicht sicher. Vielleicht, wenn es ein wirklich tolles Projekt gibt.
Wie romantisch bist du?
Ich bin nicht krankhaft romantisch. Bei manchen Leuten führt das ja dazu, dass sie mit der harten Realität nicht ganz klarkommen. Aber ich finde Romantik sehr wichtig.
Im Film ist der Heiratsantrag eine wichtige Szene. Wie wichtig war das für dich?
Hej, ich weiß genau, worauf du abzielst. Es ist natürlich eine sehr wichtige Sache. Für jeden Mann. Und für jede Frau auch. Denn schließlich kann ja auch die Frau fragen.
Und wer hat bei euch gefragt?
Definitiv ich. Das ist wohl ein sehr traditioneller Charakterzug bei mir.
Und, wie hast du Scarlett die Frage aller Fragen gestellt? Auf den Knien?
Ich beantworte das nicht. Nur soviel: Ich hatte beide Knie bei mir.
Woher hast du eigentlich diesen Humor?
Ich bin der jüngste von vier Brüdern. Da war ich in meiner Kindheit so etwas wie eine wandelnde Zielscheibe. Da lernt man, mit etwas anderem als mit Fäusten zu parieren. Aber trotzdem wurde ich reichlich verprügelt.
Wie fühlt es sich an, endlich in Hollywoods A-Liga angekommen zu sein?
Ich hatte einen tollen Sommer mit zwei großen Erfolgen. So gut ging es mir karrieretechnisch noch nie. Aber ich sage mir immer: Du beendest einen Film nicht, du legst ihn nur zu den Akten. Denn nichts ist perfekt. Ich gehe zwar nicht vom Set und sage: Das habe ich an die Wand gefahren, aber ich denke jedes Mal: Das hättest du noch besser machen, wenn du noch zwei Einstellung mehr hättest drehen dürfen. Ich hoffe, diese Frustration geht nie weg. Ich sage das nicht, damit ich bescheiden wirke, sondern weil es vermutlich das ist, was mich antreibt. Sollte ich mich eines Tages ändern und mir nach jedem Film stolz auf den Rücken klopfen, darfst du mich erschießen.
Herzlichen Dank für das Gespräch.