Etwas gehetzt kommt Frauenschwarm Gael Garcia Bernal zu unserem Treffen im Hotel Adlon - mit vollem Mund und zum Glück wieder mit voller Haarpracht. In seinem Film „Mammut“ trug er nämlich extrem kurz geschorene Stoppeln, die ihm nicht besonders standen. Der mexikanische Star und junge Papa eines Sohnes grüßt und entschuldigt sich dafür, dass er noch zu Ende kaut. Das sei der Stress, sagt er, und das Essen nur eine Sicherheitsmaßnahme, „damit ich nicht umfalle“.
Von Mireilla Zirpins
Ja, man kommt zu nix bei diesen Presseterminen. Nicht zum Essen, und ständig gibt es Anfragen und Wünsche. Hast du auch so ein Blackberry, um immer in Kontakt zu bleiben?
Du meinst, so wie meine Filmfigur? Nein. Ich hatte mal eins, vor drei Jahren, aber mir war das zu stressig, ständig Mails zu beantworten. Ich mach das ohnehin nicht so gerne, und wenn ich muss, dann setz ich mich hin wie bei einem richtigen Brief und versuche, konzentriert zu schreiben. Glücklicherweise bin ich kein Vertreter oder Geschäftsmann und muss nicht die ganze Zeit mit allem in Kontakt sein.
Aber du bist ein erfolgreicher Schauspieler und ziemlich gut im Geschäft.
Ja, aber so viel wirft das auch nicht ab. Ich habe nicht so viel mit dieser Filmfigur gemeinsam. Ich muss mich nicht um ein Geschäft kümmern, ich habe keine zehnjährige Tochter, ich bin kein Millionär – vermutlich werde ich auch nie einer. Das Filmgeschäft ist gar nicht so glamourös, wie es von außen aussieht.
Aber immerhin hast du vor kurzem einen Sohn bekommen, und in dem Film geht es um das Leben mit einem Kind. Hat das deine Rolle beeinflusst?
Das war ein Zufall, wie es sie dauernd im Leben gibt. Ich bin jetzt im richtigen Alter, Vater zu werden. Wenn ich dann in dem Alter bin, wo mich jemand den König Lear spielen lässt, habe ich dann vielleicht zwei erwachsene Töchter, die mir mein Reich stehlen wollen.
Also hast du auch noch nie wie im Film vor einem Luxushotel gestanden und dir gesagt, ich würde lieber nicht hier wohnen, sondern am Strand?
Glücklicherweise ist bei mir zu Hause der Strand nur eine halbe Stunde entfernt, ein jungfräulicher, völlig verlassener Strand. Und diese Hotels, das ist ja nur während der Festivals. Das ist vorbei, sobald ich ins Flugzeug steige.
Und wenn du doch mal im Hotel bist und in ein Zimmer kommst, was probierst du dann als erstes aus?
Die Sauerstoff-Trinkflaschen, wie im Film natürlich. (lacht) Nein, aber ich war schon in so vielen Hotels (überlegt sehr lange und durchwandert im Geiste unzählige Hotelzimmer). Die Minibar ist es jedenfalls nicht. Oh, ich sehe mir immer das Bad an. Alles andere kann in Ordnung sein, aber wenn das Bad nicht sauber ist, dann rege ich mich sehr auf, das ist schrecklich.
Wirst du denn jetzt als Vater erstmal weniger arbeiten?
Klar wird das sich auf meine Arbeit auswirken, aber ich kann noch nicht sehen, ob ich weniger oder vielleicht sogar mehr arbeiten werde. Wenn ich einen Nine-to-five-Job hätte, dann könnte ich sagen, ich will das nicht machen, aber ich habe einen sehr seltsamen Beruf. Manchmal arbeitet man zu viel und dann wieder nicht, und dann muss man sehen, dass man den Speck ranschafft.
In dem Film scheint es ja am Ende so zu sein, dass sich Beruf und Kinder nicht miteinander vereinbaren lassen. Wie sieht das bei dir aus?
Ich glaube, das muss jeder für sich und sein kleines Universum selbst rausfinden. In dem Film ist das ja willkürlich so, weil Regisseur Lukas Moodyson wollte, dass es so endet. Aber ich denke, manche werden sagen, ich kann das nachvollziehen, andere werden sagen, ich sehe das Problem nicht, ich habe eine gute Beziehung zu meiner Familie, auch wenn ich arbeite.