'Ich bläh mich auf!'

Herr Herbst, warum schon wieder ein Bösewicht?
Weil das eine Rolle war, die mir großen Spaß gemacht hat, als ich die zauberhaften Ausschnitte aus dem Film gesehen habe. Ich entscheide solche Zu- und Absagen nicht nach Strichliste oder dem Motto: Der wievielte Bösewicht ist das jetzt ist im ersten Quartal?

Ein paar Mal hab ich so auf die Tube gedrückt bei dem Dr. Block, dass der Tontechniker fast einen Tinnitus gekriegt hat. Er musste nur hier und da noch nachpegeln, weil ich ganz gerne vor dem Mikro dem Affen schon mal Zucker gebe, und manchem auch so viel Zucker, dass der fast zum Diabetiker wird. Das ist aber am Ende alles glimpflich ausgegangen.

Ich finde das ganz wunderbar, weil ich nicht zu denjenigen Kolleginnen und Kollegen gehöre, die auf Teufel komm raus ihre eigene Haut zu Markte tragen müssen. Ich verschwinde ganz gerne, hinter dem, was ich tue, und hinter dem Dr. Block hab ich mich ganz besonders gerne versteckt. Einen Teil von mir hat er ja trotzdem: Meine Stimme!

Ich bläh’ mich auch auf. Ich habe mich deswegen auch bei dem Voice-Casting für den Kakapo durchaus ins Gespräch gebracht - in meiner bekannt charmanten und bescheidenen Art. Da hat es dann aber nicht gereicht. Und am Ende des Tages bin ich ganz froh, weil mir die Rolle des Dr. Block großen Spaß gemacht hat. Ich glaube, dieser Kakadu ist bei Rufus bestens aufgehoben.

Ich als ich nicht. Und Hape Kerkeling geht als er selbst ja auch nicht in die Politik. Mit der Figur, mit der ich mich zwischendurch ja ganz gerne beschäftige, dem Bernd Stromberg, könnte ich es mir sehr gut vorstellen! Da müsste man dann noch eine richtige Partei finden. Ich sehe den so bei den Freien Demokraten am ehesten, weil er von sich selbst sicherlich glaubt, er gehöre zu den besser Verdienenden.

Daran arbeite ich grade, aber Sie werden natürlich die Erste sein, die davon in Kenntnis gesetzt wird.
Das freut mich! Wie gut können Sie privat noch auf die Piste gehen, ohne alle zehn Meter von Fans angesprochen zu werden?
Ich werde nicht so oft erkannt, weil ich als Stromberg ganz anders aussehe mit der Halbglatze und diesem Klobrillen-Bart. Und wenn mich mal jemand anspricht, dann sind das immer sehr angenehme Begegnungen. Ja, fast möchte ich mich verleiten lassen, zu dem Spruch, dass jeder das Publikum bekommt, das er auch verdient. Und da hab ich grad Glück!

Schweigt - nach einer längeren Pause: Dass ich Fragen einfach mal aussitze und schweige. Das ist meine größte Allüre. Oder zu lange Pausen mache, vor allem bei einem Online-Interview. Am besten bei einem, das man nicht schneiden kann. Das dürfen Sie jetzt aber auch nicht schneiden!

Spontan würde ich sagen, erstmal eher wenige. Es ist eher eine Bürde für denjenigen, der den Namen trägt. Es mag sein, dass so ein Name die eine oder andere Tür aufmacht. Das Problem ist nur, dass man dann hinterher ja selber immer durch diese Tür gehen muss. Ich bin froh, dass ich einen unbekannten Namen trage, auch wenn es der Name einer Jahreszeit ist, und nicht aus irgendeinem Adelsgeschlecht stamme und Turn und Taxis heiße.

Ääääähm, Jjjjjein... Doch eigentlich schon! Da kribbelt es mich zunehmend. Zumal, weil ich schon mit so entsetzlich schlechten Regisseuren und Regisseurinnen zusammenarbeiten musste und irgendwie dachte: “Das könnte ich auch und wahrscheinlich auch noch besser“. Ich würde mich erstmal schön bei einem Drei-Personen-Stück in einem Hinterhof-Theater ausprobieren. Ich habe mal eine Regieassistenz gemacht und bin fast wahnsinnig geworden, weil ich am liebsten den Schauspielern alles vorgespielt hätte, obwohl ich weiß, dass sie das hassen. Insofern sind das mindestens die letzten zwei Seelen in meiner Brust, die mich davon abhalten, selbst einmal Regie zu führen.
Herzlichen Dank für das Gespräch.
