Was ist das Schlimmste, das einem beim ersten Treffen mit der Schwiegermutter passieren kann? Wie wär’s damit: Man setzt sich aus Versehen auf deren heißgeliebten Chihuahua “Poppy“ und bricht ihm dabei das Genick. Anschließend versucht man verzweifelt, die Leiche des armen Tiers zu loszuwerden, ohne dass irgendwer Verdacht schöpft.
In Stephan Elliots britischer Komödie “Eine unmoralische Ehefrau“ bleibt dieses Missgeschick nicht das einzige, und so wird der Aufenthalt der Hauptfigur Larita (gespielt von Jessica Biel) bei der Familie ihres Mannes John zum Albtraum. Wir haben es hier allerdings nicht mit einem weiteren Film à la “Meine Frau, ihre Schwiegereltern und ich“ oder “Die Familie Stone – verlieben verboten“ zu tun. Vielmehr lässt uns der Streifen eintauchen in das prüde England der 30er Jahre und bietet jede Menge schwarzen Humor.
Der junge John Whittaker (Ben Barnes) verliebt sich unsterblich in die US-Sexbombe Larita. Die beiden heiraten überstürzt und besuchen das Landgut von Johns Familie in der britischen Pampa. Dort hat Johns Mutter (Kristin Scott Thomas) das Heft in der Hand. Mit ihrer hysterischen und verbiesterten Art macht sie besonders ihrem Ehemann (Colin Firth) das Leben schwer.
Der Versuch, bei einer Wohltätigkeitsveranstaltung guten Willen zu zeigen endet in einem Drama: Larita legt mit Johns Schwester Hilda einen flotten Cancan auf das Parket. Dumm nur, dass Hilda ohne Höschen auf der Bühne steht und dem entsetzten Publikum permanent ihr blankes Hinterteil zeigt. Schuld ist natürlich Larita. Sie hatte vor dem Auftritt scherzhaft erklärt, es sei Tradition, ohne Unterwäsche zu tanzen. So nehmen die Katastrophen ihren Lauf, bis eines Tages Laritas dunkelstes Geheimnis zu Tage tritt und die Situation zum Eskalieren bringt.
Ausgerechnet die sportliche Jessica Biel im 30er-Jahre-Outfit? Doch, das passt ganz gut. Zwar müsste sie sich neben einem überraschten, einem entsetzten und einem strahlenden Gesichtsausdruck noch ein bis zwei weitere zulegen, aber im Großen und Ganzen wird sie der Rolle der glamourösen Amerikanerin gerecht.
Gegen Colin Firth und Kristin Scott Thomas anstinken kann sie trotzdem nicht. Die beiden peppen mit ihrer typisch britischen Art die Story tüchtig auf. Das kann die auch gebrauchen, denn der Film lebt in erster Linie von seinen Dialogen, die sich meist um eins drehen: um gutes Benehmen. Das ist natürlich nicht gerade das Trendthema der Kinozielgruppe heutzutage. Wer sich nicht am schicken 30er-Look sattsehen mag, schaut zwischen den Highlights hin und wieder auf die Uhr.
Was an so einem Film witzig ist, wenn nicht Comedy-Genies wie Ben Stiller oder Sarah Jessica Parker am Start sind? Ganz einfach: Die knochentrockenen Dialoge. So beantwortet Mr. Whittaker die Frage seiner Gattin, was sie denn bitte schön mit einer Christbaumkugel von Frau anfangen solle, mit einem schlichten: “Aufhängen“. Zugegeben, schwarzen Humor sollte man mögen, aber auch Anhänger von albernen und platteren Gags kommen bei vielen Szenen auf ihre Kosten – egal ob Cancan-Show oder Hundemord.
Von Leonore von Papp