Hugo Cabret 3D - Filmkritik

4,5 von 5 Punkten

Martin Scorsese dreht seinen ersten 3D-Film mit Ben Kingsley, Christopher Lee und Jude Law – wer vom Regisseur von 'Aviator' und 'Departed' jetzt allerdings ein Actionfeuerwerk erwartet, wird zumindest in einer Hinsicht vermutlich enttäuscht: Die Geschichte vom kleinen Waisenjungen Hugo Cabret ist nämlich vor allem eine Liebeserklärung ans Kino – aber technisch vom Allerfeinsten.

Sein Hauptdarsteller ist der 14-jährige Asa Butterfield, den manche schon aus 'Der Junge im gestreiften Pyjama' oder 'Eine zauberhafte Nanny 2' kennen. Er spielt den verträumten kleinen Hugo Cabret, der 1931 etwas verwahrlost und allein im Glockenturm des Pariser Bahnhofs Montparnasse haust. Das letzte, was ihn an seinen Vater (Jude Law) erinnert, ist ein Automat in Menschengestalt, den der kleine Tüftler gern reparieren würde. Doch erstmal gilt es, das ständig wieder aufklaffende Loch in seinem Magen zu stopfen und so hält er sich vor allem durch kleine Diebstähle über Wasser. Das macht ihn zum natürlich Feind des einbeinigen Bahnhofspolizisten (manchmal etwas zu komödiantisch, aber schön fies: Sacha Baron Cohen), der alle elternlosen Kinder ins Waisenhaus sperren lassen will.

Der ältere Spielzeughändler Georges Méliès scheint Hugo ebenfalls auf dem Kieker zu haben. Er überführt ihn des Diebstahls und nimmt ihm sein Notizbuch ab. Wie soll Hugo ohne die Aufzeichnungen seines Vaters die Aufziehfigur wieder zum Leben erwecken? Da lernt er Isabel (hinreißend und schauspielerisch Asa Butterfield deutlich überlegen: Chloë Grace Moretz, die schon in 'Kick-Ass' allen die Schau stahl) kennen, Méliès Enkelin, die für ein Abenteuer glatt bereit ist, ihren Opa zu hintergehen...

Wunderschöne Liebeserklärung ans Kino

Hugo Cabret 3D - Filmkritik
© dpa, Paramount

Cineasten werden spätestens bei dem Namen Georges Méliès aufgemerkt haben: Genau, denn Méliès ist einer der Gründerväter des Kinos, der über 500 Stummfilme drehte – und die Special Effects erfand. Wer noch nicht weiß, welches traurige Schicksal den Filmpionier in die Bahnhofs-Spielzeughandlung brachte, bekommt dies von Scorsese in sehr spannender und anrührender Weise ganz nebenbei erzählt, denn schließlich fiebern wir auch mit Hugo darum, dass er dem Wasisenhaus entgeht. Mehr wollen wir hier nicht verraten.

Wer sich in der Filmgeschichte auskennt oder das preisgekrönte Kinderbuch gelesen hat, kann sich an Scoreses Begeisterung fürs Kino der Stummfilmzeit ergötzen, dem er virtuos mit den Mitteln unserer Zeit eine Hommage erweist. Hier springen einem nicht ständig Trickfiguren ins Gesicht, nein, Scorsese inszeniert seine 3D-Effekte zum Teil wie einen bunten Stummfilm und spielt dabei mit Schärfe und Unschärfe auf drei Ebenen. Das ist wirklich grandios, so hat noch niemand diese Technik eingesetzt. Bei einer solchen visuellen Finesse fällt es nicht ins Gewicht, dass der Hauptdarsteller ein wenig zu blass und gutherzig wirkt und die Geschichte in der Interpretation Scorseses nicht mehr wirklich kindgerecht ist. Mit diesem Zielgruppenproblem wird Scorsese es an der Kinokasse schwer haben, die Achtung der Filmliebhaber ist ihm jedoch sicher.

Von Mireilla Zirpins

Hugo Cabret 3D - Filmkritik
© dpa, Paramount
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