Harry-Potter-Finale: ‚Nur‘ ein würdiger Abschluss

3,5 von 5 Punkten

Es sollte ein bombastisches Finale werden - aber es wurde ‚nur‘ ein würdiger Abschluss. In ‚Harry Potter und die Heiligtümer des Todes – Teil 2‘ dreht sich erneut alles um die Suche nach den Horkruxen, den versteckten Seelenteilen des bösen Widersachers Lord Voldemort, und den finalen Kampf zwischen Gut und Böse. Harry Potter und seine Freunde geben im letzten Teil der Saga noch einmal alles - viele leider auch ihr Leben.

‚Harry Potter und die Heiligtümer des Todes – Teil 2‘ schließt nahtlos an das Ende des ersten Final-Teils an. Zusammen mit seinen Freunden Ron und Hermine macht sich Harry Potter (wie immer Rupert Grint, Emma Watson und Daniel Radcliffe) auf die Suche nach den restlichen vier Horkruxen. Mit jedem, den sie finden und zerstören können, töten die drei Freunde auch Teile der Seele Voldemorts. Der einst so kontrollierte Lord verliert dabei zunehmend seinen Verstand und wird verletzlicher. Eine Chance für die Schüler und ihre Weggefährten dem Bösen endlich ein Ende zu setzen. Die letzte große Schlacht beginnt - natürlich in der Zauberschule Hogwarts. Wer dabei verliert? Der Zuschauer! An allen Ecken explodiert etwas, hunderte Wesen erscheinen auf der Bildfläche (ohne jede Erklärung, warum die einen für die gute und die anderen für die böse Seite kämpfen) und mittendrin der finale Kampf zwischen Harry und Lord Voldemort. Immer wieder sieht man einige der mutigen Zauberschüler sterben. Wer genau durch wessen Zauberstab sein Leben lassen musste, ist dabei egal.

2007 schon hatte Autorin und Potter-Erfinderin J.K. Rowling im gleichnamigen Buch über das Schicksal der Zauberschüler entschieden. Vier Jahre später hat Regisseur David Yates (er drehte vier von acht Potter-Filmen) erneut die Fantasien der Autorin auf die Leinwand gebracht. Kein Zweifel: Regisseur David Yates hat auf die große Schlacht sehr viel Wert gelegt. Leider jedoch zieht er eine bombastische Inszenierung der eigentlichen detailreichen Story im Buch vor. Er entwirft einen Kampf zwischen Harry und Voldemort, der auf der Leinwand sicher seine Wirkung hat, aber im Buch so nicht stattgefunden hat. Fraglich, ob die wahren Potter-Fans ihm diesen künstlerischen Ausflug verzeihen werden. Yates wird es wohl egal sein, denn sein Schicksal als Potter-Regisseur ist besiegelt - ‚Harry Potter und die Heiligtümer – Teil 2‘ ist der letzte der erfolgreichen Reihe.

Nicht nur für die Zauberer-Fans geht eine fast vierzehnjährige Ära zu Ende (der erste Roman erschien 1997, der erste Film 2001). Die Verfilmung der erfolgreichen Romane wurde zur Lebensaufgabe für Darsteller und Drehteam. Aus den Kindern wurden richtige Schauspieler, die im Laufe der Jahre erwachsen wurden. Die schüchterne Hermine-Darstellerin Emma Watson wuchs zu einer mutigen jungen Frau heran. Das heißt: mehr Stunts und weniger Besserwisser-Szenen. Für Emma Watson eine Chance sich für zukünftige Rollen zu empfehlen. Auch Ron-Darsteller Rupert Grint hat über die Jahre seine schauspielerischen Fähigkeiten verbessert und zeigt im achten Teil sein Können. Und DAS Harry-Potter-Gesicht Daniel Radcliffe? Wäre sein Gesicht nicht so fest mit Harry Potter verwachsen – man könnte sich fragen, ob er als Schauspieler wirklich den passenden Beruf gefunden hat. Eine Lehre als seriöser Banker, wo Mimik nicht so gefragt ist, wäre vielleicht die bessere Option für ihn. Entgegen seiner Filmpartner hat er nämlich von Film zu Film Authentizität verloren. Immer wieder ein Highlight in allen Potter-Verfilmungen: Alan Rickman als Severus Snape und natürlich Ralph Fiennes als böser Lord Voldemort. Bis zum Ende perfektioniert er die fiese Rolle, die man ihm zu 100 Prozent abnimmt.

‚Harry Potter und die Heiligtümer des Todes - Teil 2‘ kann den hohen Erwartungen zwar nicht gerecht werden, ist aber doch ein absolutes Muss für alle Potter-Fans. Das Finale ist spannend inszeniert und die Darsteller geben ein letztes Mal noch einmal alles. Ein spektakulärer Film mit vielen Kämpfen und Effekten - aber ist das noch die Welt von Harry Potter, wie sie J.K. Rowling beschrieben hat? Viel vom dem detailreichen Charme der bisherigen Potter-Verfilmungen ist im Finale komplett verloren gegangen.

Ein weiteres Manko: Den letzten Teil der Potter-Saga gibt es erstmals auch in 3D - doch leider wurde der Film nicht in 3D gedreht, sondern nur nachbearbeitet. Statt einer brillanten Tiefenschärfe über die ganzen 130 Minuten hinweg, erhält der Zuschauer lediglich ein paar nette Effekte zwischendurch. Den Aufpreis für 3D kann man sich getrost an der Kino-Kasse klemmen.

‚Es endet alles' - mit diesem Slogan wurden die Harry-Potter-Fans auf den letzten Streifen der Zauberer-Saga heiß gemacht. Aber endet wirklich alles? Die wahren Potter-Fans werden nach diesem Film weiter an das Gute glauben und hoffen, dass sich die Filmemacher nicht von dieser erfolgreichen Story abwenden. Chancen auf ein Prequel (die Geschichte von Lilly und James Potter) oder eine Fortsetzung sind in jeden Fall gegeben. Fraglich ist nur, ob auch Potter-Erfinderin J.K. Rowling ihren Schützling loslassen kann und ein Film ohne einen weiteren Roman eine realistische Vorstellung ist!?

Von Elke Feldmann

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