Hape Kerkeling über den Selbstmord seiner Mutter: Darüber zu reden führt zu weit

Er lag neben ihr, als sie sich umbrachte
Wie verkraftet es ein Achtjähriger, wenn sich die eigene Mutter mit Schlaftabletten umbringt und er selbst im Bett daneben liegt? Mehr als 40 Jahre lang hat Hape Kerkeling dieses schlimme Erlebnis für sich behalten. Jetzt hat der Mann, der andere Menschen zum Lachen bringt, erstmals über das dunkelste Kapitel seines Lebens gesprochen.
"Ich hatte mir vorgenommen, zu meinem 50. Geburtstag eine Autobiographie zu veröffentlichen. Und als ich dann anfing zu schreiben, wurde mir immer klarer, dass meine Kindheit, also das Fundament meines Lebens, sehr bedeutungsvoll ist. Und dass ich da keinen Bogen drum machen kann. Und ich wollte so ehrlich wie möglich sein. Und dann ist es vor allem ein Buch über die traumatischen Ereignisse in meiner Kindheit geworden."
'Der Junge muss an die frische Luft' heißt Hape Kerkelings Lebensbeichte. Eine Art Therapie, in der der Moderator auch den Selbstmord seiner Mutter Margret verarbeitet. Denn als er gerade mal acht Jahre alt war, nahm sie sich mit einer Überdosis Tabletten das Leben - im Beisein ihres Sohnes Hape. „Ich hab dieses Kapitel im Buch sehr ausführlich beschrieben, weil ich darüber nicht reden kann und nicht reden will. Ich hab' damit meinen Frieden gemacht, vor allem auch mit meiner Mutter und ihrer Entscheidung. Aber darüber zu reden würde für mich zu weit führen. Das kann ich nicht!"

Denn der Selbstmord seiner Mutter hat den 49-Jährigen nachhaltig geprägt. Vor allem die schweren Depressionen seiner Mutter, die durch einen Ärztefehler bei einer Operation ausgelöst wurden, und durch den sie ihren Geruchs- und Geschmacksinn verlor. "Sie ist daran vollkommen zerbrochen. Der Zustand verschlimmerte sich zusehends. Bis ich irgendwann ganz alleine mit ihr saß und eigentlich mit einer Mutter konfrontiert war, die nichts mehr tun konnte. Die eigentlich den ganzen Tag auf einem Stuhl saß und völlig zerstört und traurig auf den Boden blickte. Das war eine harte Zeit."
Aus dieser harten Zeit hat der kleine Hape versucht, das Beste zu machen. Schon damals half ihm sein komödiantisches Talent: „Ich habe versucht, meine Mutter aufzuheitern, ohne Rücksicht auf Verluste. Das war eine ‚Friss oder stirb-Therapie. Ich habe halt meine Shows vor ihr aufgeführt. Und das hat zumindest manchmal kleine Erfolge gezeigt."
Hapes große Stütze in dieser schweren Zeit war seine Oma Änne. Die ihm, wie er selbst sagt, jeden Wunsch von den Augen abgelesen hat. Und ihm an ihrem Sterbebett prophezeite, dass einmal etwas ganz Großes aus ihm werden wird. Damit hat sie Recht behalten!
Bilderquelle: dpa