Georgina Wilkin: Ein Ex-Model packt aus

"Meine Lippen und meine Finger waren blau, weil ich so dünn war"
Georgina Wilkin: Groß, bildhübsch und sehr schlank. Sie sieht glücklich und gesund aus. Doch das war nicht immer so. Als Model hungerte sie sich fast zu Tode, für ihren Traum von einer erfolgreichen Karriere setzte sie sieben Jahre lang ihre Gesundheit aufs Spiel. Jetzt bricht die Engländerin ihr Schweigen und zeichnet dabei ein verstörendes Bild von der Modeindustrie und ihrem Umgang mit den Laufsteg-Schönheiten.
Georgina Wilkin war gerade einmal 15 Jahre alt, als sie auf der Oxford Street mitten in London von einem Model-Scout entdeckt wurde. „Beim ersten Besuch in der Agentur behandelten sie mich wie die nächste Kate Moss“, so die heute 23-Jährige im Gespräch mit ‚Daily Mail‘. Beim zweiten Termin ging man schon weniger zimperlich mit dem Teenager um. „Sie maßen jeden Zentimeter meines Körpers genau nach. Von da an verstand ich, dass mein Körper nur ein Produkt war“, so das Model weiter.
Dann ging alles ganz schnell: Für ihren ersten Job als Model sollte Georgina hier und da noch ein paar Zentimeter an Umfang verlieren. Abnehmen wurde von da an zu ihrer Mission: „Das einzige, was ich herunter bekam, waren Salat und Gemüse. Manchmal aß ich zwei Tage lang gar nichts“. Ihr Model-Agent war begeistert von ihrer neuen Mager-Silhouette und forderte sie auf, noch mehr abzunehmen: „Er sagte mir ‚Georgina, was auch immer du dafür tust, mach es weiter!“.
Die junge Frau nahm sich die Worte zu Herzen - die Folge war eine sieben Jahre andauernde Magersucht und erhebliche, körperliche Schäden. Georgina Wilkins Körper war so ausgezerrt, dass ihre Nieren und ihre Herz drohten zu versagen. „Meine Lippen und meine Finger waren blau, weil ich so dünn war, dass mein Herz Probleme hatte, das Blut durch meinen Körper zu pumpen“, so das Model gegenüber ‚Daily Mail‘. Bei Fotoshootings wurden die blauen Lippen dann einfach überschminkt.
"Im Krankenhaus sagten mir die Ärzte, dass mein Leben in Gefahr sei“

Ihre Model-Agentur war zufrieden, motivierte sie sogar, noch mehr abzunehmen. Je dünner, desto mehr Aufträge. „Meine Mutter war skeptisch, aber sie sah, wie glücklich ich war, Teil der Modeindustrie zu sein und wollte mir nicht im Weg stehen“. Irgendwann aber war Schluss mit abnehmen. Ihr Körper konnte nicht mehr und brach zusammen. „Im Krankenhaus sagten mir die Ärzte, dass mein Leben in Gefahr sei“. Eine Warnung, die sich Georgina zu Herzen nahm.
Heute ist sie nicht mehr als Model tätig. Sie machte fünf Monate lang eine Therapie gegen Magersucht - mit Erfolg. Jeder soll wissen, wie groß der Druck auf Models ist. „Ich bin sehr glücklich darüber, überlebt zu haben. Aber es macht mich wütend, wenn ich Bilder von magersüchtigen Models sehe“. Der einzige Weg, dagegen etwas zu tun, ist, die Produkte der Hersteller, die mit solchen Frauen arbeiten, nicht mehr zu kaufen.
Bildquelle: ddp images