Zum zweiten Mal ist George Clooney als Hauptdarsteller für den Oscar nominiert. Kann er, nachdem er letztes Jahr mit seinem Thriller ‚Michael Clayton’ leer ausging, mit der Komödie ‚Up In The Air’ auf einen Goldjungen hoffen? Die Rolle des Vielfliegers Ryan Bingham passt jedenfalls perfekt zu Clooneys Image des ewigen Junggesellen, gegen das er auch mit seinen gelegentlichen Freundinnen nicht so richtig ankommt.
Auch im Film will er niemals heiraten und niemals Kinder bekommen. Im Unterschied zum ‚wirklichen Leben’ ist er in ‚Up In The Air’ jedoch kein berühmter Filmstar, sondern hat einen wesentlich unerfreulicheren Beruf: Er feuert Leute. Sein Ryan Bingham fliegt sozusagen als Job-Terminator durch die Vereinigten Staaten und schmeißt wildfremde Menschen raus, stellvertretend für Chefs, die selbst zu feige dazu sind.
Seine Tätigkeit verrichtet er mit geradezu roboterhafter Gründlichkeit und leicht mitleidigem Grinsen. Die Arbeit an sich ist ihm scheißegal, ihm geht’s nur um die Prämien- und Statusmeilen, die er bei seinen vielen First-Class-Dienstreisen sammeln darf. Für Frauen, für ihn nur Gelegenheitsbekanntschaften oder ein Quickie im Flieger, interessiert er sich deutlich weniger als für Bonuspunkte.
Doch das ändert sich, als er auf eine erwachsene Geschäftsfrau (Vera Farmiga aus ‚Departed’ und ‚Orphan’) trifft, die sein kindisches Faible für Plastikkärtchen teilt. Bevor die beiden im Flughafen-Hotel miteinander ins Bett gehen, machen sie sich mit ihren Premium-Karten heiß. ‚Treue ist niemals peinlich’, lächelt Ryan, und bald ist dem Zuschauer klar, dass er es ausnahmsweise nicht nur auf seinen Kundenstatus bezieht.
Der gelassene Charme von Alex, die ebenfalls keine feste Beziehung will, weckt plötzlich Gefühle in Ryan. Und das kann er gar nicht gebrauchen, wo er doch gerade vor seiner neuen Kollegin Natalie (hübsch unsicher in ihren billigen Businessklamotten: Anna Kendrick aus der ‚Twilight’-Saga) den Hardliner geben will. Die kleine Streberin von der Uni will nämlich einfach mal so seinen Job wegrationalisieren, indem sie die Leute per Videochat feuert. Nicht, dass Ryan am Kontakt mit den zukünftigen Arbeitslosen gelegen wäre. Aber wie soll er noch Meilen sammeln, wenn er den Leuten vom Büro aus den Laufpass gibt…
Mit trockenem Humor zeichnet Jason Reitman (‚Juno’) das Bild eines in die Jahre gekommenen Slackers, der so gefühlskalt ist, dass sein verlassenes Apartment daheim steriler wirkt als jedes seiner Hotelzimmer. Das ist oft komisch, aber die emotionalen Momente kommen ein wenig zu kurz. Dazu braucht Reitman zu lange, um die Problematik zu entfalten, was zu Lasten der Gesamtdramaturgie geht. Nichtsdestotrotz wird man als Zuschauer die ganzen 110 Minuten lang gut unterhalten.
Und der Oscar-nominierte George Clooney? Der verkörpert schön lakonisch und punktgenau den Mann, der seine Gefühle hinter einer aalglatten Fassade verschanzt. Zweifelsfrei eine hervorragende schauspielerische Leistung, nur fürchten wir, dass er gegen starke Konkurrenz wie Jeff Bridges in ‚Crazy Heart’ und Colin Firth in ‚A Single Man’ keine Chance hat. Die Academy tut sich bekanntlich nicht leicht mit Komödien, und der dramatische Aspekt von ‚Up In The Air’ kommt leider etwas zu kurz. Aber George Clooney hat ja schon einen Oscar zu Hause stehen: den für seine Nebenrolle in ‚Syriana’.