Für eine Elsa-Puppe aus 'Frozen' gehen L.A.'s Mamas (fast) über Leichen

von Jessica Mazur
Ich war heute Morgen in dem riesigen ‚Toys R Us‘ auf dem La Cienega Boulevard und wurde gleich zu Beginn erst mal schön über den Haufen gerannt. Eine Mutter, ganz offensichtlich ‚on a mission‘, schob mich unsanft aus dem Weg und gegen einen Ständer mit Geburtstagskarten. Reizend. Ich verstehe ja, dass man als Mutter irgendwie immer ein wenig im Stress ist, aber das muss doch wohl nicht sein, oder? Musste wohl!
Denn zwei Minuten später kam mir die gleiche Mutter freudestrahlend entgegen und erklärte mir: „ I am so sorry, but I NEEDED to get this.“ ‚This‘ war in diesem Fall eine ‚Elsa‘-Puppe aus dem Disney Film Frozen. Wie ich erfuhr, sind die Dinger in ganz LA vergriffen. Die großen ‚Toys R Us‘-Läden bekommen aber jeden Tag drei oder vier der Puppen geliefert.
Und deshalb rennen jeden Morgen pünktlich zur Ladenöffnung ein Dutzend Mütter ohne Rücksicht auf Verluste durch die Geschäfte, um ihre Kinder glücklich zu machen. Tja, auch ein gutes halbes Jahr, nachdem Disneys ‚Frozen‘ in die US Kinos kam, hat der Film Hollywood fest in der Hand. Und das bekommt man – ob man will oder nicht – jeden Tag zu spüren.
In den Malls laufen kleine Mädchen in ‚Elsa‘-Kleidern rum, jede zweite Geburtstagsparty im Park, an der man vorbeikommt ist ‚Frozen themed‘, und arbeitslose Schauspielerinnen verkleiden sich als Elsa und Anna und versuchen auf dem Hollywood Boulevard einen schnellen Dollar zu machen. Keine schlechte Alternative für kleine Mädchen, die die beiden Hauptdarstellerinnen einmal treffen wollen. Hier im Disneyland in Anaheim sind die Schlangen, um Elsa und Anna zu treffen nämlich so lang, dass kleine Fans zwischen drei und fünf Stunden warten müssen, für ein kurzes „Hallo“ und ein Foto. Yikes!
Und das ist noch gar nichts. Eine Freundin von mir spart wegen ‚Frozen‘ gerade auf einen Urlaub auf der ‚Disney Cruise‘, weil ihre Tochter von nichts anderem mehr spricht. Und unsere Nachbarin, Mutter von drei Kindern, hat mir verraten, dass die DVD im Auto oder Zuhause täglich läuft. Bei diesen Nachbarn wurde übrigens auch meine dreijährige Tochter mit dem ‚Frozen‘-Fieber angesteckt. Alles, was sie dort gesehen hat, war Elsas ‚Let it go‘-Sequenz, doch seitdem ist sie wie besessen.
Als ich ihr vor zwei Tagen mitteilte, sie solle ihre Knete vorm Lunch wegräumen, schmetterte sie mir „Let it go, Mama!“ entgegen. Und als ich ihr gestern am Strand erklärte, dass das Wasser noch zu kalt zum Baden sei, bekam ich als Antwort: „The cold never bothered me anyway.“ Na, herzlichen Glückwunsch.
Ich weiß nicht, wie schlimm die Hysterie in Deutschland ist. Aber wer seinem Kind hier in LA etwas von ‚Frozen‘ zu Weihnachten schenken will, der sollte sich lieber schleunigst auf die Suche machen. The clock is ticking...
Viele Grüße aus Lalaland sendet Jessica Mazur.
