Es ist ja nicht ständig so. Ich bin am Freitag gekommen und fliege am Dienstag wieder ab. Das halte ich schon aus. Ich gebe aber auch die ganze Zeit nur Interviews – vom tschechischen Fernsehen bis zur ungarischen Tageszeitung. Gestern Abend war ich mal auf einer Party, aber sonst habe ich noch nicht so viel mitgekriegt.
Wie sehr stehst du unter Druck zu repräsentieren, auch mit deiner Kleidung?
Nur auf dem Roten Teppich gibt es ein Protokoll, das aber für alle gilt. Als Schauspielerin wird man natürlich auch fotografiert und in Zeitungen abgebildet, da muss man sich etwas mehr Gedanken machen als andere. Aber es macht ja auch Spaß. Ich habe keinen Stylisten, sondern lasse mir Sachen schicken, die mir gefallen und entscheide im letzten Moment, was ich anziehe. Bei diesem Festival habe ich fast nur Sachen von „No Editions“ an, heute auch, weil die alle so dünn sind, dass ich nur einen ganz kleinen Koffer brauchte, obwohl ich zehn Kleider mit habe.
Du hast dich ein bisschen rar gemacht als Schauspielerin. Warum spielst du in „Unter dir die Stadt“?
Als ich Christoph Hochhäuslers „Falscher Bekenner“ gesehen habe, wusste ich, dass ich mit ihm arbeiten will. Irgendwann hat er mich angesprochen, und da entwickelte er gerade diesen Film. Ich hätte aber im Grunde alles gespielt, was er mir anbietet
Du hast auch Nacktszenen in dem Film. Wie viel Spaß macht es dir, so was zu spielen?
Ich mache das eigentlich zum ersten Mal. Ich habe mich auch gefragt, warum mache ich das jetzt und warum früher nicht? Ich habe mich als junge Schauspielerin früher schutzloser gefühlt und wollte nicht in eine Schublade gesteckt oder als Objekt gesehen werden. Im Grunde müsste ich das ja immer noch fürchten, aber seit ich älter geworden bin, weiß ich, dass es nicht so ist.
Zeigt man nicht als junge Frau seinen Körper lieber her? Ich bin so alt wie du und trage jetzt nicht mehr so kurze Röcke wie vorher.
Ich ziehe auch keine Miniröcke mehr an, weil ich finde, dass man für manche Sachen zu alt ist. Das Selbstverständnis ändert sich aber dahingehend, dass man nicht mehr perfekt sein muss.
Hast du denn vor den Nacktszenen weniger gegessen oder mehr Sport gemacht?
Ich habe einfach gehofft, dass der Kameramann das gut macht.
Macht er. Die Frau, die du spielst, stellt ihre Karriere komplett zurück für ihren Kerl. Das Thema hat dich auch in deiner letzten Regiearbeit „Das Herz ist ein dunkler Wald“ beschäftigt, obwohl du selbst ja sehr aktiv bist.
Ich hatte mir für meinen Film den „Medea“-Stoff vorgenommen und nach einer Situation gesucht, in der der Protagonistin jeglicher Boden unter den Füßen weggezogen wird. In Ansätzen war es auch für mich schwierig, als ich Mutter geworden bin, wieder in den Beruf zurückzufinden. Manchmal hat man das Gefühl, man müsste noch mal ganz von vorn anfangen. Da sich unser Selbstwertgefühl ganz oft über das definiert, was wir machen, und wir nicht zu einem Urvertrauen in die Welt erzogen werden, fand ich es wichtig, dass die Figur ihre Karriere aufgegeben hat. In diesem Film hat die Frau keinen Beruf, weil sie sonst keine Zeit hätte, ihre traumwandlerische Existenz zu leben.
Sie treibt in ihrer vielen Freizeit auf einen echten Arschloch-Typen zu. Hast du mal drüber nachgedacht, was Frauen an so Typen finden?
Über Frauen generell nicht, aber über diese Figur konkret. Ich glaube, dass in ihrem Leben nicht viel passiert und ihr Herz höher schlägt, als eine Gefahr im Raum steht. Die Svenja im Film hat eine große Affinität zu jemandem, der ihr weh tun könnte.
Wie reagierst du, wenn eine Freundin auf ein Arschloch reinfällt?
Findest du nicht auch, dass das ständig vorkommt? Ich sage dann meine Meinung, aber es hat meist keinen Zweck. Ich bin froh, wenn ich mittlerweile auf mich höre, wenn mir selbst passiert.