Wer kennt es nicht, das berühmte Märchen vom Froschkönig. Da ist es eigentlich ein Wunder, dass die Zeichentrick-Kunstschmiede Disney die Story nicht längst verfilmt hat. Jetzt endlich haben sich die Disney-Regisseure Ron Clements und John Musker (’Arielle’, ’Aladdin’) an den Stoff herangewagt.
Punktete Disney-Pixar in den letzten Jahren mit animierter 3D-Technik wie etwa in ’Ratatouille’ oder ’Oben’, setzen die Macher von ’Küss den Frosch’ jetzt wieder auf Altbewährtes: handgezeichneter Zeichentrick in 2D. Allerdings haben sie den Spieß der Geschichte herum gedreht. Als Protagonistin gibt es erstmals eine afroamerikanische Prinzessin, die eigentlich gar keine ist.
Die Story spielt Ende des 19. Jahrhunderts: Tiana arbeitet als Kellnerin in New Orleans und träumt vom eigenen Restaurant. Als sie sich auf einem Maskenball als Prinzessin verkleidet, hopst ihr prompt ein sprechender Frosch vor die Füße. Der behauptet, der verzauberte Prinz Naveen zu sein und fordert einen Kuss. Als Tiana ihn tatsächlich abschmatzt, nimmt der Zauber seinen Lauf. Soweit orientiert sich der Film noch am Märchen vom Froschkönig, doch dann kommt es ganz anders: Nicht der Frosch verwandelt sich, nein, Tiana ist auf einmal eine Froschdame.
Nun sitzen die beiden in einem Boot und suchen - zu Anfang hauptsächlich streitend - gemeinsam nach einer Möglichkeit, um den Zauber wieder rückgängig zu machen. Dabei werden sie unterstützt von dem Trompete spielenden Krokodil Louis (nicht nur die Stimme erinnert an Louis Armstrong), das von einer Musikerkarriere träumt, und dem liebeskranken Glühwürmchen Ray, das den Polarstern für die schöne Glühwürmchen-Dame Evangeline hält. Doch Bösewicht Dr. Facilier hält mit seinem Voodoo-Zauber wacker dagegen…
Ganz klassisch verguckt sich der Prinz (unverkennbar inspiriert durch Aladdin) in das arme ’Aschenputtel’, das den selbstbewussten Draufgänger durch seine herrlich aufmüpfige Art besänftigt. Natürlich ist das - wie es sich für ein echtes (Disney-)Märchen gehört - schon von Anfang an vorhersehbar, tut dem Unterhaltungswert des Films allerdings keinen Abbruch. Mutig verknüpfen die Macher klassische Märchenkomponenten mit modernen Multikultiaspekten: Der dunkelhäutigen Heldin stellen sie eine Zauberin mit afrikanischem Gewand und Turban an die Seite. Allerdings erzeugen die Schattenwesen einen Gruselfaktor, der die Darstellung des Bösen in alten Disneyfilmen wortwörtlich “in den Schatten stellt“. Hier haben die Macher ein bisschen über die Stränge geschlagen, wenn man bedenkt, dass gerade Kinder Disneymärchen lieben.
Auch wenn der Film nicht ganz an Meisterwerke wie ’Schneewittchen und die sieben Zwerge’, ’Die Schöne und das Biest’ oder ’Cinderella’ heranreicht, ist es den Machern gelungen, zu den Wurzeln der klassischen und handgezeichneten Disneyfilme zurückzukehren. Die liebevolle Darstellung der Figuren, der charmante Wortwitz und die musikalische Untermalung durch Randy Newman lassen sicher nicht nur Kinderherzen höher schlagen.
Von Maike Nagelschmitz