Wer den ersten Teil mit seinen flott geschnittenen Gewaltorgien nicht gesehen hat, wird sich eh fortwährend wundern, was einem hier alles zugemutet wird. Aber selbst für Fans des in gewissen Kreisen als kultig verehrten ersten Teils ist dieser Auftakt schon ein bisschen befremdlich. Chelios wird von einem Aufräumtrupp seiner zahlreichen Feinde einfach vom Asphalt gekehrt und in eine „Klinik“ verklappt, die eigentlich ein Bordell mit angegliedertem Schnippelraum ist. Dort nimmt ihm ein Team von finster dreinschauenden Hobby-Metzgern das Herz heraus und ersetzt es durch ein batteriebetriebenes Plastikorgan. Da man in einem zweiten Teil bekanntlich den Vorgänger in jeder Hinsicht toppen muss, wird nicht nur minutenlang äußerst blutrünstig operiert, sondern der Oberbösewicht ascht und rotzt auch noch in Chelios’ offenen Körper. Schönen Dank.

Natürlich kann sich der nach seiner OP erstaunlich fitte Chelios aus den Fängen seiner Widersacher befreien, doch hat er fernab der Geräte nur eine Stunde zu leben, bevor sein Kunstherz implodiert. Wie originell – im Grunde alles wie damals in „Crank“. Nur dass Chelios diesmal kein Adrenalin braucht, sondern Energie. Während er also seinem eigenen Herz nachjagt, muss er sich selbst regelmäßig buchstäblich unter Strom setzen. Ob er seine Brustwarzen und seine Zunge mit einer Autobatterie verbindet oder einfach auf einen Strommast klettert – immerhin dazu fällt den Regisseuren Mark Neveldine und Brian Taylor allerhand ein. Ansonsten treffen wir viele alte Bekannte wieder.

Chevs extrem dümmliche, aber äußerst gut gebaute Freundin Eve (Amy Smart), die noch leichter bekleidet ist als beim letzten Mal, muss sich wieder draußen und vor Publikum durchnudeln lassen – diesmal beim Pferderennen, drüber springende Tiere mit Froschperspektiven-Sicht auf ihre Genitalien inklusive. Das Gerammel auf der Rennbahn gerät eher pornografisch denn erotisch, und es ist nur der partiellen Verpixelung zu verdanken, dass man sich nicht selbst davon überzeugen muss, ob Chevs Fleischpenis wirklich so gigantisch ist, wie ihn die Ärztin in der Hinterzimmer-Klinik gezeichnet hat. Natürlich kommt das vom Rennbahn-Publikum frenetisch angefeuerte Alphamännchen Chelios zum Höhepunkt und kann nicht auf seine Partnerin warten. Die wird mit dem Gartenschlauch abgespritzt, während er weiterhechtet.

Das finden Sie frauenfeindlich? Nun, das ist das Konzept des Films. Die Damen haben nie mehr an als Stilettos, Hot Pants und im besten Fall vielleicht ein Bikinioberteil - und das auch nur, wenn sie zu einem „offiziellen“ Anlass wie einer Demo unterwegs sind. Ansonsten arbeiten sie eh als Krankenschwester, Striptänzerin oder Prostituierte, natürlich in den passenden Outfits, die sie jederzeit gern ablegen. Allein die unerträgliche „Berlinackte“ Bai Ling, die sonst bei jeder Gelegenheit den Inhalt ihrer A-Körbchen herausgucken lässt, agiert für ihre Verhältnisse fast schon angezogen. Das soll aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass ihr schauspielerisch unbedarfter und völlig überzogener Auftritt besser im Schneideraum verblieben wäre.

Doch das mag man über so manche Szene denken. Nur was bliebe dann übrig von den knappen 90 Minuten, wenn man alles herausschnitte, was menschenverachtend oder einfach nur widerlich ist? Am besten, man lässt ethische Maßstäbe außen vor und bewertet „Crank 2“ nur als das, was er sein will: nämlich ein brutaler Actionkracher. Reißerisch inszeniert und mit cooler Musik unterlegt ist das Ganze ja, und es gelingt es den Regisseuren sogar, das Tempo im Vergleich zum letzten Mal noch anzuziehen. Doch leider steigern sie auch die ironische Demontage des Actiongenres derartig, dass die ohnehin dünne Story ins Absurde abdriftet und die schnellen Schnittfolgen oft beliebig wirken.

Schade um die paar wirklich netten Ideen, darunter ein Cameo von „Spice Girl“ Geri Halliwell, und die markigen Oneliner, die Jason Statham im Vorbeihetzen aus dem Mundwinkel drückt. So ist dieses rasante und ultrabrutale Sequel ohne Jugendfreigabe höchstens was für Menschen, die Chelios’ Todessturz vom Heli eben nicht die beste Idee an „Crank“ fanden.