'Frau Ella'-Filmkritik - Kinostart 17. Oktober 2013

Taxifahrer Sascha (Matthias Schweighöfer) und Frau Ella (Ruth-Maria Kubitschek
Taxifahrer Sascha (Matthias Schweighöfer) ist zunächst nicht begeistert von seiner Zimmernachbarin Frau Ella (Ruth Maria Kubitschek) im Krankenhaus © dpa, Warner Bros.

2,5 von 5 Punkten

Noch eine launige Liebeskomödie mit Matthias Schweighöfer in der Hauptrolle? Man muss den Schauspieler schon lieben, damit sich nicht irgendwann so etwas wie Langeweile beim Schauen einstellt. Denn es ist doch immer derselbe Typ Mann, den Schweighöfer in seinen Filmen darstellt: Witzig, leicht verpeilt, einfach zum gern haben. Wer davon nicht genug bekommt, ist hier absolut richtig, alle anderen sollten den Film meiden. Zugegeben, der Kern der Geschichte berührt, doch der Verlauf des Films ist von Anfang an vorhersehbar und die Umsetzung wirkt oft albern. Lediglich August Diehl ist in seiner Rolle als liebeshungriger, etwas verplanter Kumpel Klaus ein Lichtblick.

Als Taxifahrer Sascha (Matthias Schweighöfer, Friendship‘, What a Man‘) von seiner Freundin erfährt, dass er Vater wird, ist er wenig begeistert. Er baut vor lauter Schreck einen Unfall und landet im Krankenhaus, wo er sich sein Zimmer mit der 89-jährigen Ella (Ruth Maria Kubitschek, Im Fluss des Lebens‘, ‚Kir Royal‘) teilt. Die alleinstehende und einsame Frau wird von den Ärzten zu einer Operation überredet, die eigentlich gar nicht nötig ist. Der gutmütige Sascha hat Mitleid mit der alten Dame und entführt sie kurzerhand aus der Klinik. Er versteckt Frau Ella in seiner WG, die er sich mit seinem Kumpel Klaus (überzeugend gespielt von August Diehl‚ Inglourious Bastards, ‚Nachtzug nach Lissabon‘) teilt.

Und damit geht der Trubel erst richtig los: Während Sascha an der Liebe zu seiner Freundin und ihrem festen Vorhaben, das Kind zu behalten, immer mehr zweifelt, will Frau Ella Saschas Liebesleben mit ihren Tipps und Tricks wieder in Ordnung bringen. In einer Schlüsselszene des Film sagt die 89-Jährige zu Sascha: "Wenn man so alt ist, wie ich, dann bereut man nicht die Fehler, die man gemacht hat. Sondern das, was man nicht gemacht hat." Frau Ella gesteht, dass sie als junge Frau ihre große Liebe gehen lassen musste und sie ihr Leben lang bereut habe, dem Mann nicht zu sagen, wie sehr sie ihn liebt.

Klar, man kann sich natürlich vorstellen, was als nächstes passiert: Sascha macht den Mann, der inzwischen in Paris lebt, ausfindig und kurze Zeit später sitzt er mit Klaus und Frau Ella im Cabrio in Richtung Frankreich. Wäre der Film vor zehn Jahren im Kino gelaufen, er hätte wahrscheinlich locker vier Punkte bekommen, doch das, was Regisseur Markus Goller hier abliefert, haben wir in ganz ähnlicher Form einfach schon zu oft gesehen. Er lässt das ungleiche Trio eine von A bis Z vorhersehbare, klischeeüberladene Reise starten. Ganz wichtig dabei auch die mit emotionaler Musik unterlegten Autofahrten durch wunderschöne Landschaften. Davon gibt es in diesem Film mindestens vier.

Der Film ist was für Frauen - wenn überhaupt

Für Goller ist es nach ‚Friendship‘ und ‚Eine ganz heiße Nummer‘ der dritte große Kinofilm. Er ließ mit ‚Frau Ella‘ nach der gleichnamigen Romanvorlage von Florian Beckerhoff eine Komödie über die Begegnung zwischen zwei sehr unterschiedlichen Generationen entstehen, wobei er dabei mehr auf skurrile Momente des Alltags und eine gehörige Portion Selbstironie setzt, um Komik zu erzeugen. Eigentlich eine gute Mischung, und der Film an sich ist handwerklich gut gemacht- keine Frage. Doch leider ist daraus eine überwiegend kitschige Romanze entstanden, die in vielen Teilen an die typischen Til-Schweiger-Filme erinnert.

Zugegeben, möchte man mal sehen, wie befreiend es sein kann, mal nicht um jeden Preis cool sein zu müssen, und zu den Menschen, die man liebt, zu stehen, ist man auf diesem Roadtrip genau richtig. Wer auf Kitsch steht und nicht die Neu-Erfindung des deutschen Kinos erwartet, kann sich einen netten Abend mit Freundinnen machen. Die Männer gehen derweil besser ein Bier in der Kneipe nebenan trinken.

Von Britta Heckeroth

Bildquelle: dpa

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