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'Der Hobbit - eine unerwartete Reise' - Filmkritik

Zwerge und Hobbit
Zwerge und Hobbit: Martin Freeman © James Fisher

Der Hobbit - eine unerwartete Reise in der Filmkritik: Bewertung - 4 von 5 Punkten

Neun Jahre nach dem letzten Teil von ‚Herr der Ringe‘ ging es endlich weiter - mit der Vorgeschichte. Auf dem Regiestuhl saß doch nicht wie zunächst geplant ‚Hellboy‘-Macher Guillermo Del Toro, sondern Peter Jackson selbst. Kann sein ‚Hobbit‘ es aufnehmen mit seiner eigenen Ringe-Trilogie, und musste er wirklich so viel dazu dichten, dass es wieder ein Neun-Stunden-Dreiteiler wird?

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Tja, das mit dem Ausschmücken ist so eine Sache. Jackson und seine Co-Autoren haben Fragmente Tolkiens ausgewertet, aber auch einiges dazu erfunden und umgestellt. Das bringt einen sehr netten Humor in die Geschichte, aber ob es so klug war, den Untergang des Zwergenreichs als Prolog voranzustellen? So ist der schwächste Teil der Leinwand-Version ziemlich exponiert. Man tut sich schwer, sich an den gelackten Look zu gewöhnen, den Jackson mit 48 Bildern pro Sekunde statt der üblichen 24 erzeugt. Die Kulissen wirken künstlich wie in einem guten Computerspiel, und Richard Armitage (bekannt aus der TV-Serie ‚Robin Hood‘ und dem Actionabenteuer ‚Captain America‘) macht zunächst als Oberzwerg Thorin Eichenschild keine besonders gute Figur. Auch der reanimierte Frodo (Elijah Wood), der im Buch gar nicht vorkommt, sieht seltsam artifiziell aus.

Als endlich die große Rückblende beginnt, in der der gemütliche Hobbit Bilbo Beutlin (Martin Freeman aus ‚Per Anhalter durch die Galaxis‘ überzeugt als junge Version von Ian Holm aus ‚Herr der Ringe‘) von Gandalf genötigt wird, mit 13 Zwergen auf Abenteuerreise zu gehen, ist aber alles wieder in Ordnung. Sobald Ian McKellen als Gandalf der Graue um die Ecke biegt und das Auenland mit der neuen Technik hell und gestochen scharf leuchtet, ist man versöhnt. McKellen und Freeman entfalten eine wunderbare Leinwandharmonie und illustrieren ihre knochentrockenen Oneliner mit so hübschen kleinen Gesten, dass es eine wahre Wonne ist.

Es dauert aber eine gute Stunde, bis die Jungs überhaupt mal aufbrechen. Denn erst mal fressen die reichlich rustikalen Zwerge, die man auch nach fast drei Stunden noch kaum auseinanderhalten kann, Bilbos Speisekammer leer. Da wird fröhlich gerülpst und gesungen - wohl ein Zugeständnis an die vorwiegend jugendlich-männliche Zielgruppe des Buches, denn die kleinen dickbäuchigen Herren muten mit ihren langen Bärten ansonsten an wie eine Rentnerparty.

Großartig: der junge Gollum als durchtriebenes Spielkind

Andy Serkis als junger Gollum
Weniger Falten: Andy Serkis als Gollum © Courtesy of Warner Bros. Picture

Dann geht's mit dem Schlachtgeschehen zur Sache - kindgerecht unblutig, aber es springt auch schon mal ein Ork von oben ins Bild und lässt kurz Zuschauerherzen stillstehen. So wird 3D gewinnbringend eingesetzt. Irgendwann wirkt es leider ermüdend, wenn immer neue Scharen dieser unansehnlichen Fleischberge auftauchen und Orks den Goblins täuschend ähnlich sehen. Und nicht alle computergenerierten Effekte sind gut - achten sie mal auf die Unterseite der Adlerklauen! Mittelerde ist eben nicht nur für Hobbits kein Zuckerschlecken.

Das Highlight ist aber wie schon in der Ringe-Trilogie der Auftritt von Andy Serkis als Gollum. Er schafft es sogar, seine eigene Oscar-prämierte Performance zu überbieten. Er verleiht dem jungen Gollum neue Facetten und lässt ihn wie ein trotziges Spielkind wirken. Ein Blick in seine blauen Kulleraugen vermittelt die ganze Tragik seiner Figur, seine Wutausbrüche lassen die Zuschauer laut loslachen. Die spannendste Szene im ganzen Film ist keine der Verfolgungsjagden, sondern das legendäre Wetträtseln zwischen Gollum und Bilbo. Das ist wahre Kunst – und noch viel besser als im Buch.

Linientreue Tolkien-Fans, die nur wortwörtliche Werktreue akzeptieren, werden bei dieser reichlich freien Interpretation auf die Barrikaden gehen. Wer sich aber auf Jacksons Ansatz einlässt, wird belohnt mit einem actiongeladenen Abenteuer, das mit mehr Konflikten und mehr Gefühl aufwarten kann, als es Tolkien seinerzeit eingefallen ist. Nicht alles davon wäre nötig gewesen, aber geschenkt. Für Mädelsabende taugt 'Der Hobbit' eher nicht. Elbenkönigin Galadriel (Cate Blanchett) wurde von Peter Jackson extra noch reingeschrieben, damit überhaupt mal eine Frau auftaucht. Aber die Zwerge gewinnen gegen Ende an Kontur, und als Richard Armitage endlich zu Form aufläuft, bekommt man eine Vorahnung, dass Thorin Eichenschild in den nächsten beiden Teilen ein würdiger Ersatz für Aragorn werden könnte.

Von Mireilla Zirpins

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