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Filmkritik 'The Place Beyond The Pines' - Kinostart: 13.6.2013

The Place Beyond The Pines
Ryan Gosling und Eva Mendes
'Handsome Luke' nennen sie den wortkargen Zirkus-Motorradkünstler – zu Recht. Nie sah Ryan Gosling cooler aus, auch wenn in seinem neuen Film 'The Place Beyond The Pines' ein Tränentattoo sein Gesicht ziert. Wasserstoffblondes Haar und immer eine Fluppe im Mund, schlufft er in Biker-Boots und 80er-Jahre-Klamotten durch die Käffer und vernascht ab und zu ein Mädchen, bis er erfährt, dass einer seiner One-Night-Stands mit der Kellnerin Romina (Eva Mendes, die seit den Dreharbeiten Goslings Freundin ist) ihn zum Vater gemacht hat. Das ändert alles für den schönen Luke. Er haut bei dem Fahrgeschäft in den Sack und will sich um 'seine kleine Familie' kümmern – dabei ist Romina längst mit einem anderen zusammen. Doch Luke verrennt sich in seine Idee und scheut kein Risiko, um ans schnelle Geld zu kommen. So lässt er sich überreden, seine Fahrkünste bei Banküberfällen einzusetzen.

4 von 5 Punkten

Der Stoff also, aus dem große Leinwand-Tragödien gemacht sind: Eine unglückliche Liebesgeschichte und ein gebrochener Held, der unausweichlich in sein Verderben rennt, gekonnt in Szene gesetzt mit atemberaubenden Kamerafahrten und untermalt von traumschöner Musik. Doch wenn man gerade warm geworden ist mit dem kauzigen Einzelgänger Luke, den Gosling genauso lässig wie warmherzig verkörpert, lässt einen Regisseur Derek Cianfrance, der Ryan schon in 'Blue Valentine' zu Höchstleistungen anspornte, plötzlich im Regen stehen und wechselt die Perspektive. Auf einmal folgen wir dem Provinz-Cop Avery (ebenfalls überragend: Bradley Cooper), der in just dem Kaff Dienst schiebt, in dem Romina und ihr kleiner Sohn wohnen und in dem Luke nun gestrandet ist. Auf fatale Weise verweben sich die Schicksale der beiden Männer – und ihrer Söhne, deren Geschichte in einem dritten Erzählstrang dargeboten wird.

Dritter Teil ist der schwächste

The Place Beyond The Pines Filmkritik
Bradley Cooper
© Atsushi Nishijima

Drei Filme in einem bekommt man hier serviert. Jeder von ihnen wäre im Grunde eine eigene Geschichte wert. Dass alle drei vielleicht ein bisschen rasch zu Ende gebracht werden, ist der große Schwachpunkt der prall gefüllten 146 Minuten, deren dritter Akt leider auch der schwächste ist. Das liegt vor allem daran, dass die Hauptdarsteller Gosling und Cooper die Latte in den ersten beiden Teilen so hoch gehängt haben, dass die Jungschauspieler (Dane DeHaan und Emory Cohen mimen die Söhne) keine Chance haben, dagegen anzuspielen.

Auch dramaturgisch flacht der Film nach hinten ab. Cianfrance kann die aufgebaute Spannung nicht mehr steigern, bleibt aber immerhin seinem Prinzip treu, mit den Zuschauerwartungen zu spielen und seine Figuren bewusst nicht nach gängigen Drehbuchmustern agieren zu lassen. Doch gerade weil der Auftakt so unglaublich schön war, gerade weil man immer noch der hoffnungslosen Love Story des schönen Luke mit der aufrechten Romina nachhängt, bleibt man bei der Stange und lässt sich wehmütig von Cianfrance mitnehmen auf seine traurige Reise, in seine Geschichte über Väter und Söhne, über Gewalt und Vergeltung und über die Unmöglichkeit der Liebe.

Von Mireilla Zirpins

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