Filmkritik 'The Bling Ring' - Kinostart: 15. August 2013

Filmkritik 'The Bling Ring' - Kinostart: 15. August 2013
© dpa, Tobis

3 von 5 Punkten

Eine Gruppe von Schülern bricht in die Luxusvillen von It-Girls wie Paris Hilton und Lindsay Lohan ein und kommt ziemlich lange ungeschoren davon. Klingt völlig abstrus und unglaubwürdig? Ist aber wirklich passiert. Sofia Coppola hat daraus einen Kinofilm mit Emma Watson gemacht und beweist einmal mehr, dass wahre Geschichten nicht unbedingt für die Leinwand gemacht sind. Denn die Story, die Coppola im Jahre 2010 in der ‚Vanity Fair‘ las, war ausreichend komplex für einen Magazinartikel, trägt aber leider nicht für einen Spielfilm von 91 Minuten.

So bilden die Interviews, die die ‚Vanity Fair‘-Reporterin mit den kleptomanischen Teenies führte, denn auch die Rahmenhandlung für die ansonsten etwas dünne, dafür aber umso üppiger ausgestattete Haupthandlung. Teenager Marc (ein in Hollywood noch eher unbeschriebenes Blatt: Israel Broussard) ist neu an der Schule und muss sich ein bisschen profilieren, um mit der In-Clique von Rebecca (Leinwand-Novizin Katie Chang) und Chloe (war immerhin schon mal in einer kleinen Rolle in ‚The Dark Knight Rises‘ zu sehen: Claire Julien) abhängen zu dürfen. Also macht er munter mit, als die Mädels aus nicht abgeschlossenen Edelkarossen auf der Straße Geldbörsen oder teure Sonnenbrillen entwenden.

Der Clou: gedreht in Paris Hiltons Villa

Emma Watson in 'Bling Ring'
Emma Watson: Einziger Star des Films

Bald recherchiert Marc für die größer werdenden Bande – zu der dann auch Emma Watson als It-Girl-Groupie Nicki gehört - im Internet und in sozialen Netzwerken, welcher Promi wieder unvorsichtig ausgeplaudert hat, wann er nicht daheim sein wird. Dass die Superreichen sich dann noch nicht mal die Mühe machen, die Terrassentür zu schließen, bewirkt, dass man zunächst kein Mitleid verspürt, wenn die Teenager skrupellos Luxusartikel in ihre Sweater stopfen und wenige Wochen später wieder dort einsteigen. Schließlich scheinen es die Nichtstuerinnen in den Hügeln Hollywoods nicht mal gemerkt zu haben, dass ihnen kostspielige Pumps oder gar Juwelen fehlen.

Das sieht zwar alles ganz gut aus – pastellig im öden Alltag der Mittelstandskinder und knallig bunt bei ihren Beutezügen in der Glamourwelt – und ist dabei auch abwechslungsreich von Kameramann Chris Blauvelt in Szene gesetzt. Doch irgendwann langweilt man sich als Zuschauer beim xten Einbruch in den Hollywood Hills doch – vermutlich ein gewünschter Effekt, geht es hier doch um Verbrechen aus Langeweile begangen an Menschen, die aus Langeweile shoppen und ihren Fashion-Überfluss in überdimensionalen Ankleiden bunkern, über die sie selbst keinen Überblick mehr haben.

Letztlich bleibt Coppolas filmische Aufarbeitung eines Phänomens, das vielleicht nur in dieser Gesellschaft möglich wäre, jedoch so oberflächlich wie seine Protagonisten – und die Bestohlenen – selbst. Das Interessanteste an den Raubzügen ist, dass Sofia Coppola zumindest an einem Original-Schauplatz drehen durfte – nämlich in der Villa von Paris Hilton, die genauso überkitschig aussieht, wie man sich das in seinen schlimmsten Träumen ausmalen würde.

Von Mireilla Zirpins

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