Filmkritik 'Nicht mein Tag' - Kinostart: 16.1.2014

2,5 von 5 Punkten
Wie kann ein Film, der einen 60 Minuten lang gut unterhalten hat, plötzlich so den Bach runtergehen? Dabei fängt die Gangster-Klamotte von Peter Thorwarth (‚Goldene Zeiten‘), in der sich Moritz Bleibtreu und Axel Stein mal von einer ganz anderen Seite präsentieren dürfen, doch ganz nett und temporeich an.
Axel Stein (‚Schutzengel‘, ‚Hausmeister Krause‘), nach radikaler Gewichtsabnahme kaum wiederzuerkennen, spielt mit Überzeugungskraft und leisem Humor den spießigen Till Reiners, der einst vom Rockstardasein träumte, aber heute ein Leben zwischen Sesselfurzer-Job in einer Provinzbank und Vorstadt-Reihenhaus mit Kind und Frau (unterfordert: Anna Maria Mühe) führt. Gitarre spielen darf er nur bei Firmenjubiläen. Sein Leben gerät aus den Fugen, als er Ex-Knasti Nappo (darf mit fettigem Langhaar und flotten Sprüchen mal richtig die Sau rauslassen: Moritz Bleibtreu) einen Kleinkredit für eine aufgemotzte Asikarre verweigert.
Axel Stein und Moritz Bleibtreu als ungleiches Duo

Tags drauf steht der Ganove wieder in der Bank – diesmal mit Maske vorm Gesicht für einen Überfall. Und nimmt Till Reiners als Geisel. Natürlich merkt Nappo bald, dass Till mehr drauf hat als Kreditanträge auszufüllen. Also nimmt er ihn gleich mit zu seinem nächsten Auftrag, einem dubiosen ‚Wertpapiergeschäft‘ in Amsterdam, bei dem er sogar Tills Expertise gebrauchen kann. Es steigt noch Jasmin Gerat zu, die als Nappos abgeschmackte Schnalle Nadine den lustigsten Spruch des Films beisteuert: „Holland ist scheiße. Das ist wie Zuhausebleiben – nur mit Wegfahren!“ Und dann degeneriert das Roadmovie leider zu einem Horrortrip für den Zuschauer.
Ein paar hölzerne Nebendarsteller, allen voran Nele Kiper als notgeile Handtaschendesignerin Ina und Ben Ruedinger als ihr One-Night-Stand, hat man noch geflissentlich übersehen, weil zumindest die Chemie zwischen den beiden Hauptdarstellern stimmte und die Jungs begeistert bei der Sache waren. Aber ein ausgedehnter Ausflug in einen Stripschuppen, ein überflüssiger Kurzauftritt von Produzent Til Schweiger und allerlei lahme Herrenwitze sorgen für Befremden. ‚Stromberg‘-Erfinder Ralf Husman und das Drehbuchautoren-Duo Peter Thorwarth und Stefan Holtz haben offensichtlich Schwierigkeiten, ihre Geschichte sinn- und niveauvoll zu Ende zu bringen. Und schon ertappt man sich dabei, wie man beim Rest der fast zwei Stunden langsam abschaltet und am Ausgang der Räuberpistole nicht mal mehr interessiert ist. Schade, waren Gagdichte und Taktung am Anfang doch wirklich in Ordnung. So muss man eine Gangsterkomödie zu Ende absitzen, die zum Schluss weder lustig noch unterhaltsam ist.
Von Mireilla Zirpins