Filmkritik: 'G. I. Joe - Die Abrechnung'
2,5 von 5 Punkten
Wer hätte nach dem Jump-and-Run-Filmchen ‚G. I. Joe‘ aus dem Jahre 2009 noch eine Fortsetzung gebraucht? Die Filmkritiker allesamt sicher nicht, aber in Hollywood wird ja momentan alles fortgeschrieben, was zum Start genug Neugierige angelockt hat, um mehr als die Produktionskosten einzuspielen. Channing Tatum, der mit dem ersten Actionstreifen zum Star wurde, hat keinen Schub mehr nötig für seine mittlerweile bestens laufende Karriere und absolviert hier nur noch einen kurzen Auftritt. Joseph Gordon-Levitt und Dennis Quaid blieben gleich ganz weg. Statt Sienna Miller und Karolina Kurkova soll nun Newcomerin Adrienne Palicki (manchen vielleicht bekannt aus ‚Red Dawn‘) dafür sorgen, dass die vermutlich rein männliche Zielgruppe auch was zum Gucken für die Kampfpausen hat. Und die Hauptrolle hat ‚The Rock‘ Dwayne Johnson, der eher die Arm- als die Gesichtsmuskeln sprechen lassen kann. Da bleibt nur, auf den Gastauftritt von Bruce Willis zu hoffen.
Trotz dieser eher ungünstigen Rahmenbedingungen fängt der Spaß gar nicht so schlecht an. Der US-Präsident (wenigstens eine Konstante: Jonathan Pryce) wird gefangen gehalten, an seiner Stelle agiert der täuschend ähnlich maskierte Agent Zartan von der Geheimorganisation Cobra, die schon im ersten Teil der Erzfeind der Spezialeinheit ‚G. I. Joe‘ war. Vor allem aber aus der sehr stimmigen Chemie zwischen Duke Hauser (Channing Tatum) und seinem Partner Roadblock (Dwayne Johnson) bezieht der Auftakt seine Atmosphäre. Die Kabbeleien der beiden lassen den Wunsch nach mehr aufkommen, der aber jäh enttäuscht wird, als Zartan zum Rundumschlag gegen die Joes ausholt. Danach bekommt der Zuschauer von Channing Tatum nicht mehr allzu viel zu sehen.
Die Schauwerte sind ansprechend

Der harte Kern der Joes muss sich inkognito durchkämpfen und durchschaut dramaturgisch gesehen viel zu schnell Zartans Maskerade. Für das große Knallbumm-Finale brauchen unsere Helden Munition und wenden sich dazu vertrauensvoll an G. I. Joe-Urvater Colonel Colton (Bruce Willis). Wenigstens auf Willis ist Verlass. Begeistert zeigt er den Untergrundkämpfern, dass sein spießiges Eigenheim bis ins Gewürzfach ein gut getarntes Waffenlager ist und macht aus seinem kurzen Auftritt das Beste. Ansonsten aber bietet ‚G.I. Joe – Die Abrechnung‘ dem Zuschauer höchstens 3D-Einheitskost, auch wenn die Schauwerte gut sind.
Ein paar markige Sprüche hier, ein paar knallige Explosionen und Schießereien da und einen Plot, der der Rede nicht wert ist. Die wenigen Chancen, Emotionen oder Spannung zu kreieren, lässt Regisseur Jon Chu ungenutzt verstreichen. Dazu sind die Protagonisten so austauschbar und das Ganze so humorfrei, dass einem die Handlung bald völlig gleichgültig ist. Bruce Willis und die weiblichen Reize von Adrienne Palicki, die auch nach den Gefechten immer perfekt frisiert ist, dürften dafür sorgen, dass männliche Actionfans trotzdem bis zum Ende im Kino sitzen bleiben. Für alle anderen aber ist zu offensichtlich, dass dem Macher der ‚Step Up‘-Tanzfilme und einer Justin-Bieber-Doku (!) nicht allzu viel eingefallen ist, um den beliebten Plastikpuppen aus dem Spielzeugregal Leben einzuhauchen.
Von Mireilla Zirpins