Filmkritik 'Elysium' - Kinostart: 15.8.2013

Elysium mit Matt Damon
Matt Damon "oben ohne"

4 von 5 Punkten

Stellen Sie sich vor, es gäbe eine einfache Möglichkeit, per Bodyscan selbst Krankheiten wie Krebs zu heilen – ungefähr so einfach, wie auf der Sonnenbank braun zu werden. Glauben Sie, diese Technologie wäre auf unserem Planeten allen Menschen gleichermaßen zugänglich? Natürlich nicht! Selbstverständlich würden einige wenige Reiche hauptsächlich selbst davon profitieren wollen und ihre Quasi-Unsterblichkeit dazu ausnutzen, sich auf Kosten anderer zu bereichern. Genau dieses Szenario einer Zwei-Klassen-Gesellschaft entwirft der Südafrikaner Neill Blomkamp, der mit seinem billig gedrehten SciFi-Abenteuer ‚District 9‘ vor vier Jahren die Kritiker begeisterte.

In seinem ersten Hollywood-Blockbuster lässt Blomkamp die verarmte Mehrheit der Menschen auf der ausgelutschten Erde dahinvegetieren, und die Slums von Los Angeles im 22. Jahrhundert erinnern verstörend an den Schmuddel-Look der Townships von Johannesburg aus ‚District 9‘. Die ‚Happy Few‘ hingegen haben sich aus dem Staub gemacht und frönen auf dem Nachbarplaneten ‚Elysium‘, der wie ein aufpolierter überdimensionierter Mercedes-Stern wirkt, einem Luxusleben. Die Grenzen sind natürlich dicht, von der Abschiebepolitik könnte selbst unsere Bundesregierung noch lernen.

Einfach nur böse: Jodie Foster

Jodie Foster böse in 'Elysium'
Fiesling Jodie Foster

Schön kontrastiert die saubere Werbeprospekt-Ästhetik des künstlichen Zufluchtssterns mit der staubigen Optik der Erde, wo unser Protagonist Max, kraftvoll und ohne Haupthaar verkörpert von Matt Damon, ein äußerst bescheidenes Dasein fristet. Der Ex-Autoknacker malocht für einen Hungerlohn am Band. Er soll eine heikle Reparatur durchführen, sonst ist er seinen Job los. Den verliert er aber auch so, als er bei der missglückten Operation verstrahlt wird und nur noch fünf Tage zu leben hat. Seine einzige Hoffnung: Ein Ticket fürs Raumschiff nach Elysium, dem verheißungsvollen Paradies, in dem selbst ein Todgeweihter wie er Heilung finden könnte. Natürlich muss er dafür noch einmal kriminell werden. Und natürlich geht auch dieser Plan gründlich schief. Dabei will er noch dringender rauf ins Paradies, seit er weiß, dass auch das Töchterchen seiner großen Liebe (Alice Braga aus ‚Stadt der Blinden‘) nur dort seine Leukämie besiegen könnte.

Die Gegenspieler des Trios: Eine wirklich eiskalte Jodie Foster als menschenfeindliche Präsidentin Elysiums und ihr völlig aus dem Ruder geratener illegaler Agent Kruger, gespielt von ‚District 9‘-Darsteller Sharlto Copley, den sein alter Freund Blomkamp leider nicht genug vor dem Overacting bewahrt hat. Die Kämpfe werden zum größten Teil auf der Erde ausgetragen, bis unsere Truppe sich anschickt, auch die golfrasengrünen Eigenheime von Elysium in Schutt und Asche zu legen. Das ist alles sehr hübsch ausgedacht und prima in Szene gesetzt, doch geht der SciFi-Materialschlacht auf halber Strecke ein bisschen der Atem aus. Zu sehr dominieren die Kampfhandlungen, die oft unnötig brutal inszeniert sind. Zu wenig wird den Figuren Tiefe verliehen. Zu sehr wird die soziale Schere einfach nur behauptet, zu schwarz-weiß wird die Gesellschaft gezeichnet.

Zum Glück folgt man gerne Matt Damons fieberhaftem Spiel, der damit glatt Jodie Foster blass aussehen lässt. Die gibt zwar einen Bösewicht, wie man ihn herzloser selten gesehen hat. Doch ist sie leider sehr eindimensional fies – genauso wie ihr kampwilliger Gehilfe Kruger. So ist Blomkamps erste große Hollywood-Schlachtplatte zwar gute und gut gemachte Action-Unterhaltung, kann aber nicht mit dem Innovationsgeist und der perspektivischen Überraschung aufwarten wie sein Vorgänger ‚District 9‘.

Von Mireilla Zirpins

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