Filmkritik 'Die Möbius Affäre' - Kinostart: 1. August 2013

3,5 von 5 Punkten
Der gut aussehende Franzose Jean Dujardin kam mit seiner Oscar-gekrönten Rolle in ‚The Artist‘, bei der er kein Wort sprach, scheinbar aus dem Nichts, und bevor er in Hollywood mit Rollen in Scorceses ‚Wolf Of Wall Street‘ und George Clooneys ‚The Monuments Men‘ durchstartet, hat er schnell noch einen sexy Auftritt in einem durchgestylten französischen Thriller mit internationaler Besetzung hingelegt.
Die Story ist fast ein wenig zu kompliziert: Grégory Lioubov alias Moïse (Jean Dujardin) leitet eine Einheit des russischen Geheimdienstes FSB. Seine Mitarbeiterin Sandra (Émilie Dequenne) soll in Monaco die gewiefte Finanzjongleurin Alice (Cécile De France) anwerben, die aber glauben soll, sie arbeite für die monegassische Finanzpolizei. In Wirklichkeit soll sie belastendes Material über einen mächtigen russischen Oligarchen (Tim Roth) beschaffen. Doch die selbstbewusste Alice verselbstständigt sich. Grégory will ihre Loyalität auf die Probe stellen – und verfällt der schönen Traderin mit Haut und Haar. Und auch sie glaubt, in ihm den Mann ihres Lebens gefunden zu haben, wie uns Regisseur Eric Rochant mit einer überlangen Einstellung eines gemeinsamen Orgasmus wissen lässt. Was Grégory wiederum nicht ahnt: Alice hat auch Kontakt zur CIA. Kann es in diesem Versteckspiel eine gemeinsame Zukunft für die beiden geben?
Zwischen den Hauptdarstellern knistert es gewaltig

Und gehen die beiden durch ihre nächtlichen Schäferstündchen nicht so viele Risiken ein, dass sie in einem vernünftigen Agentenfilm nach wenigen Minuten auffliegen müssten? Da sind wir auch schon bei den Schwachstellen des optisch immer ansprechenden Thrillers, der bewusst auf Action verzichtet. Er bezieht seine Spannung vor allem aus der Angst vor der Entdeckung und dem knappen Entwischen der beiden Liebenden – und aus der Undurchsichtigkeit der Strippen, die hier von immer mehr Seiten gezogen werden. Das macht das Ganze zunächst reichlich verwirrend, aber gegen Ende dann doch sehr spannend.
Aber die Love-Story zwischen Jean Dujardin und Cécile de France funktioniert. Man spürt es wirklich zwischen ihren knistern, als sie sich begegnen, und sie sind beide verdammt verführerisch. Leider jedoch müssen sie während der ausufernden Bettszenen reichlich dämliche Dialoge vom Schlage ‚Nimm mich in deine starken Arme‘ aufsagen. Völlig unnötig, haben die beiden doch bereits alles gespielt, was hier zu sagen war! Schließlich haben wir es mit zwei erstklassigen Schauspielern zu tun, von denen der eine sogar Stummfilm kann. Da hätte der Regisseur ruhig drauf vertrauen können.
Wohltuend ist, dass nicht wie im US-Durchschnittsthriller unserer Tage die Agenten an jeder Ecke sterben wie die Fliegen, sondern es nur wenige sehr gezielte Übergriffe gibt, die dafür umso grausamer wirken. Dafür gibt es aber auch allerhand Ungereimtheiten im Drehbuch. Warum sprechen manche Russen völlig akzentfrei, während andere einen starken Akzent haben? Warum kommen die Agenten so unglaublich leicht an ihre Informationen? Auch der Musikeinsatz wirkt stellenweise unpassend. Doch diese Ungereimtheiten vergisst man schnell, wenn man Jean Dujardin und Cécile De France gemeinsam auf der Leinwand sieht. Mit diesen beiden fiebert man mit, obwohl dieser Thriller sonst so kühl und kalkuliert daherkommt. Allein für sie lohnt es sich, ein Kinoticket zu lösen.
Von Mireilla Zirpins