Filmkritik 'Da geht noch was' - Kinostart: 12.9.2013

3,5 von 5 Punkten
Treuen RTL-Zuschauern wird er immer als charmanter Chauvi Dr. Marc Meier aus ‚Doctor’s Diary‘ in Erinnerung bleiben, aber Florian David Fitz ist seitdem ganz schön erwachsen geworden. Er ist nicht nur als Drehbuchautor (‚vincent will meer‘) und Regisseur (‚Jesus liebt mich‘) erfolgreich, sondern spielt jetzt auch erstmals eine Vaterrolle. Das macht ihm sichtlich Spaß, wahrscheinlich vor allem, weil sein Conrad eben kein Bundfaltenhosen-tragender Spießerpapa ist, sondern ein arroganter Werber, dessen flotte Sprüche es glatt mit denen von Dr. Marc Meier aufnehmen können.
Dabei kann der arme Conrad gar nichts dafür, dass er so geworden ist. Schuld daran ist sein herzloser Vater Carl (herrlich kauzig: Henry Hübchen), der seinem einzigen Sohn in den 70er Jahren vor allem Bescheidenheit und Strebsamkeit als Tugenden lehren wollte. So ist Conrad froh, endlich dem Elternhaus entflohen zu sein und mit Karrierefrau Tamara (Thekla Reuten aus ‚Hotel Lux‘) eine eigene Familie zu haben – um es dann mit seinem eigenen 13-jährigen Sohn Jonas (Newcomer Marius Haas) keinen Deut besser zu machen. Der arme pubertierende Teenie wurde ins Internat abgeschoben, damit Papa und Mama besser Geld scheffeln und parallel am Designer-Traumhaus im Grünen arbeiten können. Nur in den Ferien darf er nach Hause. Und dann muss er auch noch auf dem Weg ins Urlaubsparadies bei Oma (warmherzig: TV- und Theater-Veteranin Leslie Malton) und ihrem alten grantigen Knochen Zwischenstopp machen. Immerhin zahlt Conrad Bestechungsgeld dafür, dass Jonas ein bisschen nett zu Oma ist.
Konstruiert, aber nett

Doch welche Überraschung: Oma wartet nicht wie üblich im angestaubten 70er-Jahre-Bungalow auf ihren Sohn und ihren Enkel, sondern in einem plüschigen Café, denn nach vier Jahrzehnten Ehe hat sie Opa sitzen lassen. Jonas und Conrad sollen nur schnell was für sie zum Familiensitz bringen und müssen feststellen: Opa kommt allein überhaupt nicht zurecht, und dann fällt er durch Jonas Unachtsamkeit auch noch in den leeren Pool. Folglich bleiben die Jungs beim „schwerstversehrten“ Opa hängen, während die arme Mama Tamara im Südsee-Wellnessparadies auf sie wartet. Conrad versteht die Welt selbst nicht mehr. Eigentlich sollte er froh sein, dass sein gefühlloser Vater endlich bekommt, was er verdient, doch warum nur arbeitet er plötzlich hart daran, seine Eltern wieder zusammenzubringen, während seine eigene Ehe den Bach heruntergeht
Ein bisschen konstruiert und vorhersehbar kommt die Handlung daher, doch kann die Komödie von TV-Mann Holger Haase, den die späte Trennung seiner eigenen Eltern zum Film inspirierte, mit angenehmem Humor und guten Darstellerleistungen punkten. Vor allem aber Florian David Fitz trägt den Film mit seiner liebenswerten Art, die unter aller Schnöseligkeit doch immer durchscheint und macht die flotten 101 Minuten trotz kleiner Schwächen zu einem vergnüglichen Kinoabend.
Von Mireilla Zirpins