Falcon Heene: Ballon-Odyssee war reine Show

von Jessica Mazur
Manche Leute sind doch wirklich unglaublich! Seit Tagen verfolge ich in den amerikanischen Medien die bizarre Balloon Boy-Story und kann immer noch nicht ganz fassen, was am Sonntag von einem Polizeisprecher bestätigt wurde: Richard und Mayumi Heene aus Colorado provozierten in der vergangenen Woche einen riesigen Medienzirkus, weil sie behaupteten, ihr sechsjähriger Sohn Falkon würde in einem Wetterballon meterhoch über der Erde schweben. Dabei hatte sich der Dreikäsehoch in Wirklichkeit nur versteckt, was Mama und Papa Heene sehr wohl wussten. Der Grund für diesen kleinen Scherz, der zu Breaking News und Live Coverage auf allen Kanälen führte: Familie Heene wollte auf sich aufmerksam machen, um auf diese Weise einen Reality TV Show Deal an Land zu ziehen. Dumm nur, dass die Sache binnen ein paar Stunden aufflog und es für Mama und Papa Dearest nun statt Komm ich jetzt ins Fernsehen?, Komm ich jetzt in den Knast? heißt.
Bleibt die Frage offen: Wie kommt man auf so eine dämliche Idee, die wie heute bekannt wurde, von Richard Heene bereits seit mehreren Monaten(!) akribisch geplant wurde? Die Antwort ist eigentlich ganz einfach: die Heenes haben zu viel in die Glotze geguckt, denn wer derzeit einen Blick auf das amerikanische Fernsehprogramm wirft, merkt schnell, dass Kinder im Moment DIE Cash Cows der TV Nation sind...
Werfen wir doch mal einen Blick auf das aktuelle Programm: Da hätten wir zum einen die TLC Show Jon & Kate plus 8, eine Show über eine Familie mit acht Kindern, die so hervorragend funktionierte, dass wir alle seit Wochen am Scheidungskrieg der liebenden Eltern teilhaben dürfen. Ebenfalls auf TLC zu bewundern: Toddlers and Tiaras (auf Deutsch: Kleinkinder und Kronen), eine Reality Show, die drei Mütter begleitet, die ihre vierjährigen Töchter mit Selbstbräuner und Make Up zukleistern und von Schönheitswettbewerb zu Schönheitswettbewerb schleppen. Wem das zu viel Glanz und Glamour ist, kann weiterzappen zu 18 Kids and Counting und zuschauen, wie sich das Leben für ein Baptistenpärchen mit 18 Kindern gestaltet, die alle zu Hause unterrichtet werden.
Oder wie wäre es mit I know my Kids a Star!, eine VH1 Show, die Kindern als Sprungbrett ins Showbusiness dienen soll. Und last but not least: Nadya Suleman, besser bekannt als Octomom! Wie unlängst bekannt wurde, hat die vierzehnfache Mutter mit dem Hang zur Massenbefruchtung ebenfalls gerade einen Reality TV Deal unterzeichnet, bei dem sie, wie bekannt wurde, nicht nur pro Episode, sondern auch PRO KIND bezahlt wird. Wen wundert es da, dass Suleman eigenen Angaben zufolge mit dem Gedanken spielt, noch mehr Kinder in die Welt zu setzen. Kein Wunder also, dass sich Familien, wie die Heenes da denken: Moment mal, uns im Fernsehen zum Affen machen, das können wir auch. Wir wollen auch ein Stück vom großen Wir-machen-aus-Kindern-Kohle-Kuchen abhaben. Nur leider ging in diesem Fall der Schuss nach hinten los.
Obwohl, so ganz stimmt das ja nicht. Immerhin haben es die Heenes mit ihrer Ballonfahrt ja weltweit in die Medien und heute sogar auf das Cover der LA Times geschafft! Sie sind ohne Frage berühmt! Gut, die meisten Artikel und Berichte sind kritisch und beschäftigen sich mit der Frage, wie hoch wohl die auf Sie zukommende Strafe aussehen mag, aber wie lautet Regel Nummer 1 in der Entertainmentindustrie? There is no such thing as bad publicity! Na dann, herzlich Willkommen im Showbusiness!
Viele Grüße aus Lalaland sendet Jessica Mazur.
