Exklusiv-Interview mit US-Superstar Sheryl Crow (Teil 1)

Sheryl Crow
Trotz prallem Terminkalender ist Sheryl in unserem Interview total entspannt

„Bei Männern sortiere ich schnell aus!“

Als 1994 eine junge Amerikanerin mit „All I Wanna Do“ die internationalen Charts stürmte, hätte sie sich selbst wahrscheinlich nicht träumen lassen, knapp 20 Jahre später auf neun Grammys und weltweit mehr als 50 Millionen verkaufte Alben zurückblicken zu können. Sheryl Crow hat nun ihr erstes Country-Album „Feels Like Home“ veröffentlicht und zeigt der jungen Newcomer-Riege einmal mehr, dass gutes Songwriting viel mit eigener Lebenserfahrung zu tun hat.

Wir haben eine - trotz platzendem Terminkalender – sehr entspannte Sheryl getroffen und erfahren, warum es Männer schwer bei ihr haben, wofür sie ihren ersten Scheck ausgegeben hat und wo sie zuhause ihre neun Grammys so aufbewahrt…

von Nicole Feybert

Glückwunsch zu deinem neuen Album „Feels Like Home“! Dein erstes Country-Album – inwiefern hat dein Umzug ins Country-Mekka Nashville dazu beigetragen?

Vielen Dank! Es gab verschiedene Gründe, und – ja, der Umzug war einer davon. Nach meiner Brustkrebs-Diagnose bin ich nach Nashville gegangen. Vorher hatte ich eh nie das Gefühl, irgendwo zuhause zu sein. Ich war ständig auf Tour, habe in L.A. gelebt –und das ist ein ziemlich verrückter Ort- , auch in New York für eine Weile, ich war irgendwie immer unterwegs. Als ich nach Nashville kam, habe ich so viele Freunde gewonnen, und endlich das Gefühl, irgendwohin zu gehören. Ich bekam von überall die Bestätigung, ein Album wie dieses zu machen, und es schien die richtige Zeit, das zu tun. Ich habe bei mir zuhause eine Scheune, die zum Studio umgebaut wurde, und in drei, vier Wochen ist das Album entstanden. Es sollte ein Album sein, das von den 60ern/70ern inspiriert ist. Das ist die Musik, mit der ich aufgewachsen bin: die Rolling Stones, Emmy-Lou Harris, Linda Ronstadt. Ich denke, ich habe ein Album gemacht, das sowohl ein Sheryl-Crow-Album als auch Country ist.

Im Internet gibt es sehr viele Kommentare, die es für dein bislang bestes Album halten.

Wow! Echt jetzt?

Aber ja. Wie, hast du da etwa noch nicht reingeschaut?

Ich lese niemals Kritiken. Kein Facebook, keine offiziellen Kritiken, nichts. Vor ein paar Jahren habe ich die Erfahrung gemacht, dass ich in der Hinsicht sehr verwundbar bin. Wenn zwischen positivem Feedback auch nur ein negativer Kommentar ist, zieht mich genau der runter. Ich bin da viel zu empfindlich. Deshalb habe ich aufgehört, mich damit zu beschäftigen. Ich lebe zufriedener, wenn ich mich da heraushalte (lacht). Die Platte ist fertig und veröffentlicht, liegt bei den Fans zuhause, und ich kann daran eh nicht mehr herumbasteln.

„Easy“ ist einer der Songs, die sofort ins Ohr gehen und an Urlaub erinnern. Aber du singst darin, wie nett es sein kann, Urlaub zuhause zu verbringen. Wie das?

Sehr, sehr viele Country-Songs drehen sich darum, an irgendeinen schönen Ort zu fahren, auf die Bahamas, Key West, Mexico, wohin auch immer. Und zu der Zeit, als ich den Song schrieb, stiegen die Benzinpreise ins Astronomische. In den Nachrichten sah man Leute, die es sich nicht mehr leisten konnten, in Urlaub zu fahren. So kam die Idee, einen „Staycation“ Song zu machen. Den totalen Country-Beach-Song für eine schöne Zeit zuhause. Meine Antwort auf all diese typischen „Lass-uns-nach-Key-West-gehen“-Songs.

„Zuhause gibt’s lange Gesichter, wenn ich die Gitarre hole!“

Sheryl Crow
Im Video zu „Easy“ spielt Frauenschwarm Jason Lewis mit. Sheryl: „Er ist Single… und sehr süß.“

„Waterproof Mascara“ handelt von den Gedanken und Sorgen alleinerziehender Mütter. Damit wirst du vielen Frauen aus der Seele sprechen…

Ich habe diesen Song gemeinsam mit Brad Paisley geschrieben und war mir sicher, dass der Text vielen Single-Moms aus dem Herzen sprechen wird. Weißt du, als alleinerziehende Mutter sortiert man potenzielle Kandidaten sehr schnell aus. Im Hinterkopf hat man nämlich ständig den Gedanken, dass man ja eigentlich „für drei“ datet.

„All my friends have daddys, Momma why don't I“? - Nimmt diese Zeile die Frage deiner eigenen Kids vorweg?

Mit dem Gedanken habe ich ihn zwar nicht geschrieben, aber Wyatt hat mich bereits mit drei Jahren gefragt, wo eigentlich sein Daddy ist. Und in dem Alter ist es schwierig, eine Adoption verständlich zu erklären. Ich habe es ihm so erklärt, dass er verstanden hat, wie sehr ich und auch seine leibliche Mutter ihn lieben. Es wird mehr Fragen geben, je älter die beiden Jungs werden, zum Beispiel „Wo ist sie jetzt?“, aber für den Moment ist er mit meiner Antwort zufrieden (lacht).

Du hast sie ja immer dabei, wenn du unterwegs bist - mögen sie das Tourleben?

Sie kennen es nicht anders. Sie scheinen es sehr zu mögen, denn sie können immer wieder tolle Dinge unternehmen. Morgen sind wir in Berlin, und sie machen das „Lego-Land“ unsicher. Wo immer wir sind, machen wir gerne einen Abstecher ins Museum oder in den Zoo, sie lieben das sehr.

Haben sie eine Idee davon, womit ihre Mom den Lebensunterhalt verdient?

Sie haben eine ungefähre Vorstellung. Allerdings sind sie davon nicht sonderlich beeindruckt. (lacht) Sie wissen, dass meine Musik der Grund dafür ist, dass ich nicht ständig Zeit für sie habe. Wenn ich also zuhause die Gitarre in die Hand nehme, gibt es sofort lange Gesichter… Es gibt aber Dinge, die sie noch nicht verstehen können, so wie kürzlich in New York oder in LA, wenn wir aus dem Flugzeug steigen und sofort Paparazzi hinter uns her laufen und Fotos machen wollen. Oder auch, wenn Fans auf mich zukommen und ich für sie Autogramme schreibe. Das ist für sie noch zu kompliziert zu verstehen.

Im Song „Shotgun“ zitierst du einen Lieblingsspruch deines Vaters: „Drive it like it´s stolen / Park it like it´s rented.“ Stimmt das?

(lacht) Oh ja, mein Dad hat jede Menge guter Sprüche auf Lager! Bei diesem, der dir rät, das Leben auszukosten und nicht zurückzuschauen, habe ich mir direkt gedacht, dass er in den Refrain eines Songs gehört!

… und der passend weitergeht mit „What´s The Point Of Money If You Ain´t Gonna Spend It”? Erinnerst du dich noch, wofür du deinen ersten großen Scheck ausgegeben hast?

Gute Frage … (überlegt). Von meinem ersten größeren Scheck habe ich ein Auto gekauft! Aber nichts Tolles und kein Riesensportwagen, sondern einen VW Cabrio. Für mehr hat der Scheck nicht gereicht. (lacht). Im Ernst, wir hatten damals schon 6 Millionen Platten verkauft, und ich hatte noch keinen Cent gesehen! Also haben wir ein wenig Druck gemacht und zwischendurch zumindest einen kleinen Scheck erhalten. Denn ich brauchte dringend ein Auto, meine alte Corvette wurde kurz zuvor in LA gestohlen.

Stimmt das Gerücht, dass du alle deine Songs, die große Hits wurden, mit derselben Gitarre komponiert hast?

Ja, das stimmt. Ich habe jede Menge großartiger Gitarren, aber ich komme immer wieder auf diese alte Gibson zurück. (1964er Gibson, Anm.d.Red.). Ich weiß nicht, warum. Die Gitarre ist gar nicht besonders viel wert, aber ich habe zu ihr irgendeine besondere Verbindung. Schwer zu beschreiben. Es ist eine Country- und Westerngitarre mit einem relativ schmalen Hals, das ist zum Spielen sehr angenehm. Ja, es ist verrückt, ich habe versucht, Songs mit anderen Gitarren zu schreiben, aber davon ist keiner ein großer Hit geworden.

Du hast bereits mit vielen der ganz Großen zusammengearbeitet. Bob Dylan, Michael Jackson, Mick Jagger, Eric Clapton - gibt es jemanden, der noch auf deinem Wunschzettel steht?

(überlegt) Ich würde sehr gerne einmal mit Dolly Parton und The Civil Wars singen. Und mit Bruno Mars! Er ist fantastisch.

weitere Stories laden