Exklusiv-Interview mit Linkin Park: Mike Shinoda über die 'The Hunting Party'-Tour

Von Christina Rings
Donnerstagabend, die Lanxess-Arena in Köln ist bis auf den letzten Platz ausverkauft. Dann treten Linkin Park auf die Bühne und sofort ist da diese Energie. Spätestens, als die ersten Töne von 'In the End' aus den gigantischen Boxen wummern, hält es niemanden mehr auf den Stühlen. Das liegt auch an Frontmann Chester, der konstant von einer Ecke zur anderen hechtet, von Boxen springt, sich wie ein Kreisel dreht – und Unmengen an Energie verbraucht, wie Bandkollege Mike Shinoda im Interview mit RTL.de verrät.
"Chester hat sich einmal ein Gerät umgeschnallt, das Kalorienverbrauch und Herzfrequenz misst", so Shinoda. "Er hat es eine Stunde vor der Show ein- zwei Stunden danach wieder ausgeschaltet. Ich glaube, er hat über 1.000 Kalorien verbrannt. Ihm kommt auf der Bühne zugute, dass er den Stoffwechsel eines Kaninchens hat."
Knapp drei Monate touren die sechs Jungs so durch Europa und die USA. Klar, dass sie so lange nicht auf ihre Liebsten verzichten wollen. "Wir versuchen normalerweise, unsere Familien mit auf Tour zu nehmen", erzählt der 37-Jährige, der mit seiner Frau Anna Söhnchen Otis Akio großzieht. "Das wird schwieriger, sobald die Kids in die Schule gehen. Viele Bands fragen uns, wie das bei uns funktioniert, aber die Wahrheit ist: es gibt kein Geheimnis. Es geht einfach darum, zu schauen, was für dich und deine Familie funktioniert. Und wir versuchen, einen gewissen Grad an Normalität in diesen Tour-Wahnsinn zu bringen."
Mike Shinoda: "Wow, das könnte echt eine falsche Message senden"

Wenn die Band durch Deutschland reist, steigen sie besonders gerne in der Hauptstadt ab. Mike könnte sich sogar vorstellen, hier zu leben. Warum? "Die Kultur in Berlin ist so facettenreich und kosmopolitisch. Ständig gibt's irgendwelche kulturellen Events", schwärmt Mike, der von den anderen Bandmitgliedern auch 'The Glue' ('Der Kleber') genannt wird. Außerdem verbinde ihn ein lustiges Erlebnis mit seinem ersten Berlin-Besuch. "Ich wollte damals nur kurz zum Friseur und mir die Haare schneiden lassen. Ich lief also los, es war ein ganz normaler Tag, überall Touristen. Als ich aus dem Friseurgeschäft kam, waren die Straßen plötzlich brechend voll. Überall waren Leute, die gefeiert haben. Eine Art Parade und ich war echt durcheinander, weil ich plötzlich mittendrin stand und keine Ahnung hatte, was abgeht", erzählt er und muss bei der Erinnerung heftig lachen.
"Die Parade ging also los und irgendwann ging mir auf, dass diese Leute echt abgefahrene Kostüme anhatten. Pink und lilafarben, die Typen trugen so eine Art Badeanzug, Mädels dunkles Leder." Dann habe es Klick gemacht und ihm sei aufgegangen, dass er mitten in den Christopher Street Day geraten war. "Und ich dachte noch: "Mein erstes Mal in Berlin und ich lande mitten in der Gay Parade. Wow, das könnte jetzt echt eine falsche Message senden.""
Musikalisch ist Mike Shinoda happy mit dem aktuellen Album 'The Hunting Party', das mit seiner 'In Your Face'-Attitude wieder mehr an die Nu Metal-Anfänge der Band erinnert. Wann der Nachfolger in den Läden steht, und ob er wieder so tough und rockig wird, lässt Mike Shinoda offen. "Vielleicht 2016, wer weiß? Ich arbeite immer an neuem Kram, egal ob im Hotelzimmer oder im Studio", so der Musiker. "Wenn ich ein paar Ideen zusammen habe, spiele ich sie den Jungs vor und die ernste Phase beginnt. Aber an diesem Punkt sind wir noch nicht. Bei unserer Band ist jedes Album eine Überraschung. Es könnte exakt so sein, wie der Vorgänger - oder aber auch Country-Album. You never know…"
Bildquelle: WENN / RTL.de