'Enemy': Auch Jake Gyllenhall in Doppelrolle kann den Film nicht retten

'Enemy' mit Jake Gyllenhaal
Adam vs. Anthony: Jake Gyllenhaal spielt in dem Thriller 'Enemy' eine Doppelrolle. © dpa, capelight pictures

2,5 von 5 Punkten

Jake Gyllenhaal kann seinen neuen Film 'Enemy' als eine Art Ritterschlag ansehen, denn Regisseur Denis Villeneuve hat den Hollywood-Star nach seiner Darbietung in 'Prisoners' nicht nur sofort wieder unter Vertrag genommen, sondern ihm durch den Erotik-Thriller auch die Möglichkeit gegeben, sein Können in einer Doppelrolle – der Königsdisziplin Hollywoods – unter Beweis zu stellen.

Von Alexandra Mölgen

Gyllenhaal kann seinen Einsatz in 'Enemy' durchaus als persönlichen Erfolg verbuchen: Er hat seine beiden Rollen mit Bravour verkörpert und durfte sich zudem über eine Auszeichnung als 'Bester Hauptdarsteller' bei den Canadian Screen Awards 2014 freuen. Vier weitere Trophäen und insgesamt zehn Nominierungen gehen auf das Konto des Films, der auf dem Bestseller 'Der Doppelgänger' von José Saramago basiert. Dennoch ist der spanisch-kanadische Thriller kein Blockbuster, der das breite Publikum anlockt. Durch die düstere Optik, die mit einem Sepia-Farbfilter versehen ist und der surrealen Geschichte, die sehr verworren ist, verringert sich die Aufmerksamkeitspanne des Zuschauers bei 'Enemy' von Minute zu Minute. Die auf ein Minimum gehaltenen monotonen Dialoge und die Atmo lassen den Zuschauer fast schon genauso depressiv werden wie den Hauptdarsteller.

Womit wir auch schon bei der Geschichte wären. Adam (Jake Gyllenhaal, 'End of Watch') ist ein Geschichtsprofessor, dessen Alltag sich wie sein Lehrplan Tag für Tag wiederholt. Der Höhepunkt seines tristen Daseins ist - im wahrsten Sinne des Wortes - der allabendliche und fast schon mechanisch ablaufende Sex mit seiner Freundin Mary (Mélanie Laurent, 'Nachtzug nach Lissabon'). Eines Abends bricht er aus seinem Alltag aus und leiht sich auf Empfehlung eines Kollegen eine DVD aus. Wie vom Schlag getroffen, muss Adam feststellen, dass es in dem Film einen Darsteller gibt, der ihm so sehr ähnelt, wie das nur bei Zwillingen der Fall sein kann.

Verwirrspiel: Realität und Einbildung werden verdreht

Jake Gyllenhaal und Sarah Gadon in 'Enemy'
Wer ist hier an Helens (Sarah Gadon) Seite? Anthony oder Adam (Jake Gyllenhaal)?

Die anfängliche Skepsis nimmt im Laufe seiner Recherchen nach dem ominösen Doppelgänger immer obsessivere Formen an. Schließlich stößt er auf Schauspieler Anthony Claire, der mit seiner schwangeren Frau Helen (Sarah Gadon, 'Eine dunkle Begierde') zusammen lebt und sich als Daniel Saint Claire mit kleineren Rollen sein Geld verdient. Nach einer Auseinandersetzung mit seinem inneren Ich beschließt Adam, seinen Doppelgänger aufzusuchen und ihn mit seiner Existenz zu konfrontieren. Eine fatale Entscheidung, durch die bei Adam nicht nur eine Stalker-Attitüde zum Leben erweckt wird, sondern am Ende für einen der beiden Protagonisten auch den Tod bedeutet…

Regisseur Villeneuve wollte mit seinem Verwirrspiel in 'Enemy' den psychologischen Existenzkampf eines Mannes auf die Leinwand bringen. Leider krempelt er das Unterbewusstsein seiner Charaktere so sehr auf links und verdreht Realität und Einbildung, dass der Zuschauer von der ersten Minute an nicht weiß, woran er ist. Auch lassen Villeneuve und Drehbuchautor Javier Gullòn - im Gegensatz zur Romanvorlage - bewusst Informationen aus und weichen ein wenig vom Plot ab, um dem Zuschauer Raum für die eigene Interpretation zu lassen. An sich ein guter Ansatz, doch das Gefühl der Verlorenheit und bleibt bis zum Schluss, und für viele Zuschauer ergeben die einzelnen Puzzleteile am Ende kein Ganzes. Nun mag man sich darüber streiten, ob das etwas Gutes ist oder ob da etwas gehörig schief gelaufen ist.

Es gibt sicherlich ein Publikum, das mit diesem Film angesprochen wird, sonst wäre er auch nicht mehrfach ausgezeichnet worden, doch – wie eingangs schon erwähnt – wird so ein Streifen sicherlich nicht zum Blockbuster werden. Pluspunkte bekommt 'Enemy' durch die schauspielerische Leistung von Jake Gyllenhaal, der in seiner Doppelrolle brilliert und die beiden unterschiedlichen Charaktere mit Bravour verkörpert.

Kinostart: 22.05.2014

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