Emma Watson & Russell Crowe: Filmkritik zu 'Noah'

Noah Russell Crowe
Noah (Russell Crowe) wird ordentlich nass © Niko Tavernise, Photo Credit: Niko Tavernise

3 von 5 Punkten

Zehn Jahre ist es mittlerweile her, seit Mel Gibson mit ‚Die Passion Christi‘ einen der erfolgreichsten religiösen Filme aller Zeiten ablieferte. Bibel-Adaptionen für die Massen sind dennoch Mangelware. Nicht ganz ohne Grund, denn einfach ist die Ausgangslage nicht: Vor allem in den USA gibt es jede Menge gläubige Kinofans, die ihre Kohle kaum für eine allzu freie Interpretation des Buches der Bücher auf den Kopf hauen. Das restliche Publikum dagegen will in Zeiten von 3D spektakuläre Effekte und epische Schlachten statt vorhersehbare Sandalenfilme sehen. 'Black Swan'-Regisseur Darren Aronofsky hat sich mit 'Noah' dennoch an das nächste große Bibel-Spektakel gewagt. Aber schafft er es, die vielen Klippen zu umschiffen, um nicht an den Kinokassen abzusaufen?

Von Timo Steinhaus

Aronofsky geht das Thema mit einer eigenen Interpretation des Stoffes an und zeigt einen Noah (Sandalen-Held Russell Crowe als überzeugender Anführer) mit Ecken und Kanten. Mit seiner Frau (‚A Beautiful Mind‘-Star Jennifer Connelly), den drei Söhnen und der Adoptivtocher Ila (Emma Watson, 'Harry Potter') lebt er abseits der Gesellschaft und ernährt sich von Wurzeln und Beeren. Auf jede Blume wird geachtet, was aber nicht für die Menschen um sie herum gilt: Seit Kain seinen Bruder Abel tötete, geht es mit der Menschheit bergab. Mordende Banden ziehen durchs Land und lassen nichts als Tod und Verwüstung zurück.

Während Noah noch versucht seine Visionen über ertrunkene Menschen zu deuten, weiß der Zuschauer bereits, worauf das alles hinausläuft. So eingeschränkt Aranofsky beim Verlauf der Geschichte auch ist - den dramaturgischen Spielraum nutzt er geschickt aus. Bis es zum Bau der Arche kommt, lässt der Regisseur seine Protagonisten durch die zerklüfteten Weiten Islands stapfen und zeigt dabei wunderschöne Landschaftsaufnahmen. Etwas 'Herr der Ringe'-Flair kommt durch die Nephilim auf, die Aranofsky als gefallene Engel in Form von mächtigen Steinwesen darstellt. Im Alten Testament ist zwar nur von riesenhaften Mischwesen aus Gott und Mensch die Rede, aber dort heißt es auch, dass Noah im Alter von 500 Jahren seine Söhne zeugte und 600 Jahre alt war, als die Flut kam…

Besagte Steinwesen helfen Noah beim Bau der Arche und verteidigen das Schiff auch gegen den fiesen König Tubal-Kain (Richtig schön boshaft und ein gutes Gegengewicht zu Noah: Ray Winstone) und seine sündigen Untertanen, die ebenfalls an Bord wollen. Und während sich am Himmel dunkle Wolken zusammenbrauen, steuert auf der Erde darunter alles auf die unvermeidbare Massenschlacht hin, die nach ungefähr zwei Dritteln des Films eine Zäsur darstellt.

Noah
Noah und seine Familie auf der Suche nach der Erleuchtung. © Niko Tavernise, Photo credit: Niko Tavernise

Als die Menschheit nach Ausbruch der Sintflut jämmerlich verreckt, lässt das auch den sonst so willensstarken Noah nicht kalt. Aranofsky zeichnet in Folge einen Mann, der zwischen Glaube, Zweifel und Fanatismus schwankt und sich sogar mit seiner eigenen Familie zu überwerfen droht. Heraus kommt ein familiäres Psychodrama, in dem vor allem die anfangs etwas blasse Emma Watson emotional noch mal ordentlich zulegen kann, während beim Zeichnen von Noahs Charakter am Ende wohl doch die Zeit etwas knapp wurde.

Aranofsky schafft mit 'Noah' ein bildgewaltiges Epos, das mit wunderschönen Stop-Motion-Sequenzen punktet und einzig bei der Animation der an Bord gehenden Tiere schwächelt. Im Laufe der 140 Minuten überzeugt der Genremix des Regisseurs aber nicht in Gänze. Die unvermeidbar vorhersehbare Handlung macht den Film mitunter träge und führt zu der einen oder anderen Länge. Wem die Mischung aus Action und Fantasy bis zur großen Flut gefällt, gähnt unter Umständen im letzten Drittel des Films und umgekehrt. Eine ernsthafte Auseinandersetzung mit dem biblischen Stoff findet nicht statt – aber wer hätte das bei Hollywood-Popcornkino auch erwartet?

Kinostart: 03.04.2014

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